Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 118
die Schengen-Öffnung
weiter nach Osten! Sie haben massiv die Öffnung der Ostgrenzen, die Öffnung der
EU auf Rumänien und Bulgarien betrieben! Das sind heute die Gründe, warum die
Ostbanden zu uns kommen. Sie sind schuld an dieser Politik und die Bevölkerung
weiß es! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich darf
auch darauf eingehen, was Sie da zur Sicherheitswacht gesagt haben. Die
Schlagstocktruppe gibt es nur mehr in Diktaturen, wie Sie sagen. Hoch
interessant, die Polizei hat auch Schlagstöcke. Nach Ihrer Darstellung, wie das
Instrument auch immer heißt ... (VBgmin Mag Renate Brauner: Die Polizei
hat ein Gewaltmonopol!) - Die
Polizei hat ein Gewaltmonopol, keine Frage, aber die Sicherheit der Menschen
muss doch gewährleistet sein! Die Polizei hat natürlich Schlagstöcke. Wenn es
nach Ihnen geht, ist das auch eine Diktatorentruppe. Die Frage ist, welchen
Stellenwert Sie Ihrem Bundeskanzler zuordnen. Wahrscheinlich wird diese
Einstellung zur Polizei irgendwo ein gebrochenes Verhältnis zur Exekutive
widerspiegeln, nicht zuletzt darauf zurückgehend, dass Sie als sozialistische
Partei letzten Endes das Bürgerkriegstrauma von 1934 nicht überwunden haben. (GR Christian Hursky: Sie verfälschen die
Wahrheit, Herr Gemeinderat!) Das gilt offensichtlich bis heute. Ihr
Verhältnis zur Polizei, zur Exekutive, zur bewaffneten Macht des Staates ist
durchaus zwiespältig. Zur Selbstverteidigung brauchen Uniformierte natürlich in
irgendeiner Form einen Schutz. Sie brauchen es aber nicht nur zur
Selbstverteidigung, sondern ich stelle mir die Frage, wie Sie sich vorstellen,
dass bei einem Notfall ein solcher Sicherheitswachebeamter zum Beispiel eine
Fensterscheibe einschlagen soll. Mit der bloßen Hand? Wie stellen Sie sich das
vor?
Dann sind
wir eingegangen auf die Frage des Verkaufes der Gemeindewohnungen. Ich darf
feststellen, dass die FPÖ immer gegen den Verkauf von Gemeindewohnungen
eingetreten ist und dass wir immer der Meinung gewesen sind, dass das keinen
besonderen Vorteil für die Bewohner brächte, nur Nachteile, keine Frage. Wir
sind übrigens die Einzigen, die zur Zeit für einen Gemeindewohnungsneubau
eintreten. Das wollen die Sozialdemokraten zur Zeit nicht.
Auf die
Frage der Wohnungskosten im Gemeindebau, deren Steigerung und den Vergleich
dazu, wie es sonst im geförderten Wohnbau ausschaut, werden im Rahmen der
Wohnbaudebatte meine Nachredner eingehen.
Ich komme nun zum Rechnungsabschluss 2008 selbst, und
zwar muss ich auf den Satz hinweisen, der gerade gesagt wurde, dass Häupl
festgestellt hat, kein Mensch wählt die Wiener SPÖ wegen ihrer
Wirtschaftskompetenz. Trotz des Eigenlobs der Frau Finanzstadträtin und auch
des Herrn GR Lindenmayr ist wohl ohne Frage festzustellen, dass das Budget 2008
sich nachträglich als ein ziemlich verfehltes herausgestellt hat, denn es ist
das Gegenteil einer antizyklischen Budgetpolitik betrieben worden. Die Krise
war für Fachleute, wie ich glaube, schon vor der zweiten Jahreshälfte 2008
erkennbar, keine Frage. Indem ich zum Beispiel einfach ein Zeitungskonsument
bin und kein Fachmann, der besondere Quellen in Anspruch nehmen kann, habe ich
das auch nicht gewusst. Ich glaube aber, dass gerade die Frau Stadträtin und
Vizebürgermeisterin über Informationen verfügt, die ihr im Grunde genommen
Möglichkeiten gaben, rechtzeitig im Jahr 2008 Weichen zu stellen, um dem
Debakel der Weltwirtschaftskrise vorzubeugen. Selbst wenn sie selbst keine
Informationen gehabt hätte, muss man sagen, in irgendeiner Form eine Aktion zur
Abwehr der Krise nach allgemeiner Kenntnis derselben ist nicht eingetreten.
Daher hat es eine antizyklische Budgetpolitik in Wien schlicht und einfach
nicht gegeben.
Ich darf noch auf einige Zahlen eingehen. Es ist schließlich
festzustellen, dass die Stadtregierung alles in allem trotz der Rezession
Überschüsse produziert, anstatt diese Überschüsse in den Wirtschaftskreislauf
einzuspeichern. Der Maastricht-Überschuss ist ursprünglich mit
175 Millionen EUR veranschlagt worden. Geworden sind daraus
259 Millionen EUR. Ich glaube nicht, dass wir Wiener uns in einer
solchen Situation als Musterschüler der EU darstellen müssen. Die Überschüsse
der diversen Wasser-, Müll- und Kanalgebühren - das ist alles 2008 - sind zwar
kurzfristig ein bisschen gesunken auf 98 Millionen EUR, dessen
ungeachtet ist das aber ein Gewinn, der natürlich zu Lasten der Steuerzahler
geht. Es ist eine falsche Budgetpolitik, eine falsche Wirtschaftspolitik am
Beginn einer schweren Wirtschaftskrise, Überschüsse zu produzieren.
Festzustellen ist, dass die Kommunalinvestitionen um
31 Millionen EUR gegenüber dem Jahr 2007 gesunken sind, dass die
Investitionsquote von 16 Prozent auf 14,9 Prozent gesunken ist, dass
im U-Bahn-Bau gespart wurde, dass bei den Stadtwerke-Investitionen gespart
wurde und die Wirtschaftsförderung geringfügig, aber auch abgesenkt wurde.
Einzig Wiener Wohnen ist eine Ausnahme, wo es einen Zuschlag, eine Erhöhung der
Mittel gegeben hat. Damit ist im Großen und Ganzen eine falsche Politik gemacht
worden, wo in einer Rezession gespart statt ausgegeben wurde. Es ist auch im
ausgegliederten Bereich so, eben in den Wiener Stadtwerken, wie gesagt.
Lediglich im Wohnbau hatten wir eine andere Politik betrieben.
Im Hochkonjunkturjahr 2007 wurden Investitionen
ausgeweitet, 2008 sind sie dagegen gekürzt worden. Dessen ungeachtet ist
übrigens der Schuldenstand der Stadt wegen ungünstiger Wechselkurse weiterhin
gestiegen. Durch den Schweizer Franken Kurs ergibt sich nunmehr ein
Schuldenstand, der sich um 65 Millionen EUR erhöht hat. Hier glauben
wir als Freiheitliche, dass ein Konjunkturpaket für Wien absolut notwendig ist.
Das vorgestellte ist eher eine Schein- und Mogelpackung. Die
700 Millionen EUR sind bloße Umschichtungen. Konkret geht es um einen
Mehrbetrag von 100 Millionen EUR und sonst nichts.
Die internationale Finanzkrise hat
schon längst die Realwirtschaft erfasst. Wenn auch heute wohltönende Meinungen
von sich gegeben wurden, dass alles am besten Wege sei, glaube ich, das dicke
Ende wird im
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