Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 118
aber wir wissen und die Erfahrungen aus anderen
Städten zeigen es – ein gutes Beispiel ist Zürich –, dass die Fahrgastzahlen
steigen, und zwar sukzessive in einem Ausmaß, dass ein Teil dessen, was man
jetzt in die Hand nehmen muss, wieder hereinfließt über das, was wir an
Mehreinnahmen haben auf Grund dessen, dass einfach viel, viel mehr Menschen mit
den Öffis fahren. – Ich bringe übrigens diesen Antrag ein und sehe es als eine
Chance mehr, darüber zu diskutieren.
Ich komme zum Schluss meiner Ausführungen, obwohl es
hier noch sehr viel zu sagen gäbe, sei es im Sozialbereich, wo wir nach wie vor
auf die Grundsicherung warten, sei es im Bereich der Unterstützung für
Kleinstunternehmen, Ein-Personen-Unternehmen, die kleine Mittelkredite – wir
sprechen wirklich von Kleinstkrediten, die sie brauchen – trotz anderslautender
Ankündigungen und Zusicherungen derzeit von den Banken nicht bekommen und wo
die Stadt mit einem Fonds, aus dem Garantien für solche Kredite übernommen werden,
massiv Abhilfe schaffen könnte.
Wir könnten diskutieren über die Pflege in dieser
Stadt, die Pflege zu Hause und wie man das erreichen kann, sodass sie
qualitätsvoll ist, sodass man sich aussuchen kann, von welchem Betreuer man
gepflegt wird, sodass sich die Betreuer mehr Zeit nehmen pro Pflegeeinheit,
sodass die Stadt sich auch ziemlich viel Geld sparen kann, weil Pflege zu Hause
bekanntlich immer noch günstiger ist als jeder Platz in einem Pflegeheim.
Was ich schade finde, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ist einfach, dass wir keine Debatten führen in diesem Haus. Wir reden
aneinander vorbei. Wir konfrontieren uns mit Zahlen und Meinungen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Bitte den Schlusssatz!
GRin
Mag Maria Vassilakou (fortsetzend): Ein Vorschlag – das ist mein Schlusssatz,
Herr Vorsitzender –, ein Vorschlag seitens der Opposition, und sei er noch so
gut, ist einfach ein Vorschlag der Opposition und ist keine Diskussion und
keine Rede wert.
So
werden Sie das Wien des nächsten Jahrzehnts nicht mehr schaffen können. Es
mangelt Ihnen an Leidenschaft, an guten Ideen, an Lust und an Energie. Und die
letzten Wahlen haben das eindeutig gezeigt. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Dr Tschirf. Ich
erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau
Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die Frau Vizebürgermeisterin damit hat begonnen, dass
sie sehr hoffnungsvoll von Fairness und Sportsgeist gesprochen hat und davon,
dass die Hoffnung lebt. Ich gebe zu, auch ich hatte die Hoffnung vor dieser
Rede zum Rechnungsabschluss, dass wir hier in der ersten
Rechnungsabschlussdebatte zu Zeiten einer Wirtschaftskrise eine ernsthafte
Diskussion führen. Was wir erlebt haben, waren kleinkarierte parteipolitische
Positionen und nicht mehr. Diese Stadt und die Wienerinnen und Wiener verdienen
mehr als das, was wir heute in der Früh gehört haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Vorrednerin hat zu Recht darauf hingewiesen,
dass nicht diskutiert wird. Das finde ich auch, wenn ich mir nur die schütter
besetzten Reihen hier ansehe. Es ist das Thema, das uns als gewählte Abgeordnete
eigentlich alle betreffen sollte.
Aber nun zu dem, was wir heute gehört haben. Wir
haben einige parteipolitische Spielereien gehört. Mich wundert es, dass der
Finanzausschuss im September/Oktober nach Hamburg fährt, wenn dort alles so
schlecht ist. Wenn man über den Besuch Ole von Beusts hier in Wien vor wenigen
Wochen nachgelesen hat, dann hat das anders gelautet.
Mich wundert es, dass die Frau Vizebürgermeisterin
vergessen hat, was der Herr Bürgermeister auch in der „Zeit" einmal gesagt
hat, dass die finanziellen Probleme deutscher Städte darauf zurückzuführen
waren und sind, dass sie vom Bund, vom deutschen Bund entsprechend kurz
gehalten worden sind. Nur zur Erinnerung: Das war die Regierung Schröder, die
das so getan hat. Und wir wissen alle, dass die CDU deshalb eine Chance gehabt
hat in dieser Stadt und diese Stadt weiterbringt, weil die SPD sie finanziell
ruiniert hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Welt ist
differenzierter als das, was von Seiten der Wiener SPÖ hier dargestellt wird.
Was mir wirklich symptomatisch erscheint in der Rede der Frau
Vizebürgermeisterin, ist, dass sehr oft vom WAFF und vielleicht ein halbes Mal
vom Wiener Wirtschaftsförderungfonds die Rede war. Das heißt, man geht dann
erst die Themen, die Probleme an, wenn es viel zu spät ist, erst dann, wenn die
Leute keine Beschäftigung mehr haben. Man müsste viel, viel früher ansetzen.
Und genau das ist das strukturelle Problem, mit dem wir es hier zu tun haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Frau Vizebürgermeisterin! Sie haben, völlig zu Recht,
die kleinen und mittleren Unternehmen angesprochen. Ja, genau die sind es, die
in dieser Stadt als Unternehmer die Mitarbeiter halten, und an denen könnten
sich andere ein Vorbild nehmen.
Und dann ist immer die Rede von diesen diffusen,
bösen Neoliberalen, die alles Böse bringen. Dann frage ich mich nur: Wie schaut
denn das aus bei Siemens? Was soll ich dem 48-jährigen Software-Entwickler
sagen, der letzte Woche bei mir war – hoch ausgebildet –, und der weiß, sein
Arbeitsplatz wird nach China oder woanders hin verlegt? Und die Entscheidung
trifft ein Management, nicht irgendeines, letztlich eine ehemalige
Finanzstadträtin, SPÖ-Zentralsekretärin, SPÖ-Politikerin. Was sage ich dem?
Soll ich dem vielleicht das sagen, was ich heute in der Früh hier von der Frau
Finanzstadträtin gehört habe, nämlich von negativen Personalmaßnahmen? Ist das
mehr als 100 Jahre nach Hainfeld der Zustand der SPÖ, dass Sie nur mehr von
negativen Personalmaßnahmen redet und nicht von Menschen, um die es geht, meine
sehr geehrten Damen und Herren? (Beifall
bei der ÖVP.)
Dass hier 630 Personen
abgefertigt, ausgesteuert werden, dass man sie einfach wegdrängt, ist das das
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