Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 113
es darum ging, dieses sehr
umstrittene Staudammprojekt des Ilisu-Staudammes zu verhindern. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Ihr habt zugestimmt!)
Ich darf Sie daran
erinnern, sehr geehrter Herr StR Herzog, dass die österreichische Finanzierung
des Ilisu-Staudammes damals unter Ihrem Finanzminister Grasser beschlossen
wurde. Das mag Ihnen zwar nicht angenehm sein, sich an diesen zu erinnern, es
ist aber eine Tatsache, dass Ihre Abgeordneten damals mitgestimmt haben.
Eva Glawischnig hat dagegen ein klares Zeichen
gesetzt. Sie ist in die Türkei gefahren, ist in das Gebiet gefahren und hat
sich den Staudamm selber angeschaut. Sie hat sich angeschaut, was dieses
Projekt, das schändlicherweise auch mit österreichischen Mitteln gebaut werden
sollte, bedeutet.
Wir sagen da auch ganz klar, dass wir die kurdische
Community sehr unterstützen in ihrem Kampf um Freiheit, um ihre Rechte. Es gibt
seit vielen Jahren sehr, sehr viele Aktivitäten dieser Community in Wien, die
wir immer gerne unterstützen, weshalb wir uns auch sehr freuen – deshalb werden
wir selbstverständlich mit großer Freude dem Antrag zustimmen –, hier ein
kulturelles Austauschprogramm auf die Beine zu stellen und mit Diyarbakir als
Partnerstadt von Wien ein klares Zeichen dieser Freundschaft und auch dieses
Miteinanders zu setzen. Dieser Antrag wird von meinem Kollegen Ernst Woller
dann eingebracht werden. Er wird von uns unterstützt und wir sind auch
Mitantragsteller.
Lassen Sie mich jetzt doch zu der Kulturpolitik im
engeren Sinne kommen, zu der Frage der Budgets im Bereich der Kultur. Wir
hatten heute eine interessante Fragestunde mit Bgm Häupl, in der ich einer
großen Sorge Ausdruck gegeben habe, nämlich hinsichtlich eines Passus, der noch
vor wenigen Wochen in zwei ganz offiziellen Subventionsakten des
Kulturausschusses zu finden war. Da stand zu lesen: „Und die Stadt Wien hat die
Möglichkeit, im Falle finanzieller Schwierigkeiten die Subventionen jährlich um
20 Prozent zu kürzen."
Offensichtlich hat der Verfasser dieser Klausel sich
nicht einmal ausgerechnet, was das bedeuten würde. Im Falle einer Subvention,
ganz konkret an Liquid Loft, zum Beispiel, hätte das eine Reduktion der
Subvention des Vier-Jahres-Vertrages von 150 000 EUR auf
45 000 EUR bedeutet, also ein völliges Absurdmachen einer jeglichen
Vier-Jahres-Förderung.
Es ist gelungen, den Kulturstadtrat davon zu
überzeugen, dass es keine gute Idee ist, diesen Passus in diesen Akten drinnen
zu lassen, und er hat kurz vor dem Ausschuss offenbar die Entscheidung getroffen,
ihn aus diesen zwei Subventionsakten streichen zu lassen. Das vielleicht sei
dem Herrn Bürgermeister auch mit auf den Weg gegeben, der gesagt hat, Sie
sprechen da von irgendeinem Passus in einem Akt, ich kenne ihn nicht. Der war
in den ganz offiziellen Kulturausschussakten zu finden.
Ich freue mich, dass das korrigiert wurde – das ist
wichtig, das ist wichtig für die Stadt, das ist wichtig für die
Kulturschaffenden –, und ich freue mich auch, dass der Herr Bürgermeister heute
auf meine Frage gesagt hat: Nein, es wird keine Kürzungen im Kulturbereich
geben. Das ist wichtig, das ist ganz wichtig. Der Kulturbereich ist in Wien ein
wichtiger Wirtschaftsfaktor, nicht nur für den Tourismus, sondern auch weil er
Arbeitsplätze schafft. Es gibt zahlreiche Studien, teilweise auch von der Stadt
Wien in Auftrag gegeben, die ganz offensichtlich zeigen, Kunst und Kultur sind
nicht nur wichtig, weil sie einen Freiraum geben, weil sie uns die Möglichkeit
geben, zu reflektieren und nachzudenken und gerade in Zeiten der Krise
vielleicht auch auf neue Ideen zu kommen, sondern auch, weil dort Arbeitsplätze
geschaffen werden und dort Arbeitsplätze zu finden sind. Deshalb ist es so
wichtig, dass das Kulturbudget auch in schwierigen Zeiten nicht als Luxus
abgetan und gekürzt wird.
Was ich allerdings auch hinzufügen möchte, ist: Wenn
das Kulturbudget gleichbleibt und große Teile des Budgets dann aber verwendet
werden, um Löcher einzelner großer Kulturtanker zu stopfen, dann haben Sie mit
den GRÜNEN auch ein Problem. Das, was ich da ganz konkret anspreche, ist eine
APA-Meldung, der ich entnehme, dass die Vereinigten Bühnen in diesem Jahr ein
6 Millionen Defizit haben werden. Lassen Sie sich das kurz auf der Zunge
zergehen: 6 Millionen EUR! Es wird still im Raum, und das ist nicht
schlecht. Lassen Sie es sich auf der Zunge zergehen: 6 Millionen EUR.
Das ist keine Phantasiezahl von der Marie Ringler, das ist eine offizielle Zahl
der Vereinigten Bühnen und des Herrn Generalintendanten Drozda.
6 Millionen!
Was wir uns nicht vorstellen können, sehr geehrte
Damen und Herren, ist, dass das Kulturbudget jetzt in weiterer Folge dafür
verwendet wird, hier Löcher zu stopfen; Löcher zu stopfen, weil man nicht in
der Lage ist, Musicals zu produzieren, die wirklich ein Publikum ansprechen, weil
man immer nur einen Aufguss und noch einen Aufguss von einem ehemals
erfolgreichen Habsburg-Musical macht.
6 Millionen EUR Verlust in diesem Jahr, das
ist ein gewaltiger Brocken. Ich hoffe sehr und ich wünsche mir, dass die
Vereinigten Bühnen unter der Leitung von Herrn Drozda, auf den ich große Stücke
halte und von dem ich glaube, dass er ein guter Kulturmanager ist, diese Sache
hoffentlich in den Griff bekommen und in der Lage sein werden, diese Geldmittel
aus eigenen Mitteln und durch sinnvolle Veränderungen innerhalb des Budgets
aufzubringen.
Wir werden zusätzliche Mittel sicher nicht
unterstützen. Das auch deshalb nicht, weil viele Kleine in dieser Krise jetzt
auch Probleme haben werden, weil das Publikum sich überlegt: Wenn ich weniger
Geld habe, wenn mein Immobilienfonds jetzt weniger wert ist, wenn das
Sparbüchel auch nicht mehr so viele Zinsen abwirft, gehe ich dann wirklich
einmal im Monat ins Theater, ins Kino, in eine Ausstellung und gebe dort recht
viel Geld aus oder bleibe ich zu Hause?
Ich glaube, dass diese Rückgänge
bei den Kartenverkäufen in diesem und vermutlich auch im nächsten Jahr ein
Thema sind, das wir uns genau anschauen
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