Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 106
Kernstück der Gemeindepolitik des roten Wien war,
klar verabschiedet.
In der Frage der Zuschläge wurde uns jetzt auch immer
wieder versichert, dass es keine entsprechende Änderung geben wird. Wenn ich an
Faymann denke, bleibt natürlich die Frage offen, wie lange dieses Versprechen
hält und ob nach der Gemeinderatswahl auch noch die Rede davon sein wird, dass
dieses Versprechen eingehalten wird. Die alte Bundesregierung hatte übrigens
eine Mietrechtsnovelle in Vorbereitung, mit welcher der Wildwuchs beseitigt
werden sollte. Ob diese von der neuen Regierung weiter verfolgt werden wird,
wissen wir schlicht und einfach nicht.
Ich glaube, dass das Richtwertgesetz schlicht und
einfach ein schlechtes und undurchführbares Gesetz darstellt. Ich glaube, dass
sich bei der Mietenfestlegung die Partner im Großen und Ganzen nicht an das
Richtwertgesetz halten, sondern ihre Absprachen sozusagen freihändig und in
freier Absprache vornehmen.
Dieses Gesetz wurde 1994 beschlossen. Die
Arbeiterkammer und die SPÖ waren massiv dafür. Die einzige Partei, die dieses
Richtwertgesetz abgelehnt und dessen Undurchführbarkeit bereits
hervorgestrichen hat, war die FPÖ. – Heute ist die Arbeiterkammer ganz
massiv für eine Änderung, und auch wir würden sehr dafür eintreten, dass das
Richtwertgesetz als missglücktes und verunglücktes Gesetz beseitigt und ein
neues, gerechtes und handhabbares Gesetz geschaffen wird oder es zumindest eine
Totalnovellierung gibt, um zu neuen Möglichkeiten zu kommen. Und ich glaube,
bis dahin wäre es ganz wichtig, wenn die SPÖ in Wien bereit wäre, im
Gemeindebaubereich das Versprechen nachträglich einzulösen und zum
Kategoriemietzins zurückzukehren. Damit könnte in einer Zeit der
Wirtschaftskrise und der sehr schwierigen Verhältnisse eine soziale Großtat für
viele Menschen geleistet werden.
Wenn Sie immer wieder mit irgendwelchen Beispielen
kommen, möchte ich sagen: Man kann nicht von Sozialwohnung sprechen, die die
Gemeindewohnung ja sein sollte, wenn eine Frau, die Kinder hat,
Alleinverdienerin ist und 1 100 oder 1 200 EUR im Monat
verdient – was ohnedies nicht so schlecht ist –, die Hälfte oder mehr
davon für die Wohnung bezahlen muss. Ich glaube, hier besteht dringender Bedarf
zur Veränderung!
Die Verteuerung der Wohnungskosten wurde schon
angesprochen, sowohl hinsichtlich der Gebührenfrage, die ich auch schon genannt
habe, als auch hinsichtlich Energiepreisgestaltung. In diesem Zusammenhang ist
festzustellen, dass sich die Energiekosten seit der letzten Wahl, was Gas
betrifft, um 43 Prozent erhöht haben. Nach dem Abschlag von
10 Prozent betragen die Mehrkosten noch immer ein Drittel. Die Kosten für
Strom wurden überhaupt um 20 Prozent angehoben, und das, obwohl – wie
meine Vorrednerin schon gesagt hat – stark sinkende Grundpreise heute die
Regel geworden sind. Es besteht daher dringender Bedarf, dass dieses Ausnehmen
der Bevölkerung beendet wird!
Weiters ist das Problem im Zusammenhang mit dem
Schimmel in den Wohnungen völlig ungelöst. Es gibt dafür keinerlei
Lösungsansatz. Zunächst wird natürlich immer und überall nur der Mieter als
Schuldiger gesehen, weil er nicht lüftet, zu viel wäscht oder sonst etwas tut.
Ich glaube, auch dieses Problem muss aufgegriffen und einer Lösung zugeführt
werden!
Kurz noch zum Hausbesorgergesetz: Dieses wurde von
der schwarz-blauen Regierung abgeschafft, und zwar zu Recht. Es war ein nicht
mehr zeitgemäßes und nicht handhabbares Gesetz. Es war praktisch nicht mehr
vollziehbar und hat auch bis zu einem gewissen Maß dazu geführt, dass es gerade
im Gemeindebaubereich einen gewissen Privilegienstadel gab. Es gab
Hausbesorger, die damals 60 000 Schilling verdient haben, und das war ja
auch kein Zustand!
Die SPÖ hatte nun viele Jahre Zeit, eine Veränderung
herbeizuführen. Sie hätte unterdessen jederzeit, denn sie war immer in der
Regierung, gemeinsam mit der ÖVP ein Hausbesorgergesetz beschließen können. Sie
hat das aber nicht getan. Sie hätte eventuell auch unseren Vorschlag aufgreifen
können, einen Generalkollektivvertrag abzuschließen, der auch eine
Vorbildwirkung für die Privathausbesitzer haben können hätte.
Statt dessen wurden die HausbetreuungsGmbH und die
AußenbetreuungsGmbH ohne Ausschreibung geschaffen. Diese haben ein Monopol, wie
Kollege Madejski in seinen vielfachen Nachforschungen zu diesem Thema
herausgefunden hat. Es ist dies ein Selbstbedienungsladen für einen Teil der
SPÖ-Funktionäre, die dem jetzigen Bundeskanzler nicht sehr fern gestanden sind.
Das ist auch der Grund, warum meiner Meinung nach die SPÖ in Wien in keiner
Weise daran interessiert war, die Zustände zu ändern und wieder ein neues
Hausbesorgergesetz zu beschließen. Sie war nämlich mit den Umständen und
Gegebenheiten dieser GmbH-Regelung voll einverstanden und zufrieden.
Mit einem Wort: Ein konfliktfreies Leben im
Gemeindebau in der Weise, wie es der Bürgermeister geschildert hat, gibt es
sicherlich nicht! Die Maßnahmen, die nunmehr von der SPÖ genannt werden, sind
Feuerwerke, die bald verglühen werden.
Maßnahmen, mit denen im Gemeindebau Veränderungen im
Wohnen und im Leben herbeigeführt werden, fehlen und werden voraussichtlich
weiterhin fehlen. Stadtrat und nunmehr Vizebürgermeister Ludwig wäre gut
beraten, wenn er endlich die von ihm geforderte Nachhaltigkeit in Form von
Reformen durchsetzen würde, um den Missständen im Gemeindebau Einhalt zu
gebieten und ein konfliktfreies Leben im Gemeindebau zu ermöglichen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr StR Ellensohn. Ich erteile es ihm.
StR David Ellensohn: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Da ich im Weiteren ein paar
kritische Worte finden werde, möchte ich am Anfang gleich klarstellen: Ich
persönlich und die GRÜNEN sind Fans des Wiener Gemeindebaus, wenn er so
funktioniert, wie wir uns das vorstellen. Ich halte die Errungenschaften des
Roten Wien von damals auch heute noch für zentral wichtig,
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