Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 106
Themenstellungen sind, so wollen wir uns gerade auch
diesen wenigen Fällen mit besonderer Hingabe widmen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die 1. Zusatzfrage wird gestellt von
Frau Mag Vassilakou.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Der ZARA-Bericht ist die Spitze des Eisbergs, würde
ich meinen; aus dem einfachen Grund, dass nicht alle Konflikte so eskalieren,
dass sie einmal Eingang in einem Bericht finden. Der Großteil der Konflikte
schwelt sozusagen über längere Zeit innerhalb eines Baus, führt zu sehr
schlechter Stimmung und kann manchmal auch bis hin zur Delogierung von einer
Partei führen, ohne dass wir das jetzt, wie gesagt, hier in irgendeiner Art und
Weise erfassen. Tatsache ist, Konflikte im Alltag sind Stadtgespräch.
Ich weiß auch und nehme es positiv zur Kenntnis, dass
ein Pool aus Mediatorinnen und Mediatoren eingerichtet worden ist,
nichtsdestotrotz sind es meines Wissens viel zu wenig, und auch ein Anruf bei
den Gebietsbetreuungen offenbart, dass es hier durchaus auch eine Überforderung
gibt, nicht ausreichend Personal und auch nicht einschlägige berufliche
Vorerfahrungen oder Ausbildung jener, die in den Gebietsbetreuungen bei
Konfliktmediationen eingesetzt werden.
Ich möchte Sie deshalb fragen: Wieso sind Sie jetzt
den Weg gegangen, Ordnungshüterinnen und Ordnungshüter für den Gemeindebau zu schaffen,
anstatt schlicht in bessere Ausbildung und vor allem in viel, viel mehr
Personalkapazitäten für die Mediation zu investieren?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Also,
ich sehe da auch keinen Widerspruch. Ich glaube, dass es sinnvoll und notwendig
ist, dass wir hier ein sehr differenziertes Angebot haben. Ich glaube, zum
einen leisten die interkulturellen Mediatoren sehr gute Arbeit. Ich habe auch
den Eindruck, dass sie personell gut ausgestattet sind. Wir haben bis zu
30 Personen in diesem Pool. Ich habe mich jetzt noch einmal genau
versichert, wie viele Anfrage insgesamt in einem Jahr stattgefunden haben. Das
sind in Summe gesehen 100 Fälle, die allerdings ganz unterschiedlich
ausgerichtet sind. Das sind, wie gesagt, Nachbarschaftskonflikte, die zum Teil
auch aus Generationskonflikten heraus entstanden sind, das ist Lärmerregung,
das sind aber auch beispielsweise die von mir bereits zitierten Gerüche beim
Kochen und vieles andere mehr.
Also ich denke, dass wir mit der Anzahl der jetzt
vorhandenen Mediatoren durchaus auskommen, ich habe aber immer gesagt, wenn ich
den Eindruck habe, dass wir diesen Pool aufstocken müssen, dass ich da gerne
bereit bin, hier weitere Schritte zu setzen. Derzeit habe ich den Eindruck,
dass wir mit den vorhandenen Mitwirkenden gut auskommen. Zudem legen wir großen
Wert auf die Ausbildungen. Alle, die in diesem Pool aufgenommen worden sind,
sind von uns auch überprüft worden, was ihre Erstausbildung betrifft als
Mediatoren oder Mediatorinnen, und es gibt zusätzlich dazu auch die
Verpflichtung, regelmäßige Weiterbildung gerade im Bereich der interkulturellen
Kommunikation vorzunehmen.
Ich denke, dass das aber unabhängig zu sehen ist von
unseren Ambitionen, dass wir mit den Ordnungsberatern ein Instrument haben, das
nicht im Dialog Präventivkonflikte aufarbeitet, wie das eben über die
Gebietsbetreuung oder über die interkulturellen Mediatoren geschieht, sondern
dass wird zusätzlich als Ergänzung auch ein Instrument haben, das durchaus auch
in der Lage ist, Sanktionen zu setzen. Und das halte ich ganz klar auseinander.
Denn Gebietsbetreuer beispielsweise sollen ganz bewusst, weil sie eben
aufsuchende Sozialarbeit machen, diese Möglichkeiten nicht haben, um auch
vertrauensbildend zu wirken. Aber trotzdem, wenn all das nicht hilft, ist es
gut, auch über Personen zu verfügen, die in der Lage sind, bei gravierenden
Fällen – und das bezieht sich nicht nur auf die interkulturelle Diskussion, das
gilt für alle, die im Gemeindebau wohnen – entsprechende Sanktionen zu setzen,
bis hin auch zum Verhängen von Geldstrafen, wenn zum Beispiel Sperrmüll
abgelagert wird, oder vieles andere mehr.
Ich glaube, dass das auch erwartet wird von den
Mieterinnen und Mietern, dass wir unsere Prinzipien, unsere Spielregeln auch
durchsetzen und einhalten. Und von daher sehe ich keinen Widerspruch, sondern
eine sinnvolle Ergänzung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von
Frau GRin Mag Ekici. – Bitte schön.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich kann die Ausführungen meiner Kollegin Vassilakou
nur unterstreichen und stimme mit ihr überein. Ich habe ähnliche Erfahrungen
gemacht mit diesem Thema. Es ist interessant und ich nehme zur Kenntnis, denn
es ist einmal genannt worden, dass der Mediatoren-Pool eine Anzahl von 100
Personen umfasst, jetzt habe ich zur Kenntnis genommen, dass es 30 Personen
sind. Diese 100 Personen wurden mir genannt, und jetzt ist die Rede von 30
Personen. Das ist sehr interessant, aber meine Frage geht in eine etwas andere
Richtung.
Ja, Sie haben in dieser Stadt einige Forderungen der
ÖVP Gott sei Dank und endlich umgesetzt wie „Mama lernt Deutsch"-Kurse und
den Gratiskindergarten (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.), und meine Frage ist: Werden Sie auch die
Forderung der ÖVP-Wien nach einer begrenzten Anzahl von Menschen im Gemeindebau
mit Migrationshintergrund berücksichtigen? Unsere Forderung war ja, dass es
nicht mehr als 30 Prozent sein sollen, damit eine gesunde soziale
Durchmischung gewährleistet ist, was sich dann natürlich auch entsprechend in
den Schulen und in den Kindergärten auswirken wird.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig:
Also es ist ja erfreulich, dass Sie sehen, dass in der Stadt Wien sehr viel zu
diesem Themenfeld passiert. Hier sind ja die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular