Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 96
betreffend Nachmittagsbetreuung
an diesen Standorten erfüllt werden können.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von
Herrn GR Dipl-Ing Stiftner gestellt. –
Bitte schön.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin für – wie ich betonen möchte – Bildung und
Jugend!
Was Sie heute von sich gegeben haben, zeigt, dass Sie versuchen, die
Realität zu verdrehen.
Es ist dies eine Fragestunde. Erlauben Sie mir aber, damit ich meine
Frage entsprechend einleiten kann, etwas klar zu sagen: Wenn Sie sagen, dass
die Eltern diesbezüglich offensichtlich ihre Meinung geändert haben, muss ich
Sie davon in Kenntnis setzen, dass das nicht der Fall ist. Es gibt Dutzende
Eltern, die nach wie vor große Sorgen wegen einer Qualitätsverschlechterung
haben, und zwar sowohl bei den normalen Schülerinnen und Schülern als auch im
Integrationsbereich, und Sie konnten diese Bedenken auch mit Ihrer heutigen
Fragebeantwortung in keinster Weise entkräften.
Ich frage Sie deshalb, ob Sie planen, dieses verschlechternde Modell,
das einen Wechsel von Hortpädagoginnen und -pädagogen, die eine fünfjährige
Ausbildung haben, zu der Tätigkeit von Vereinsmitgliedern darstellt, die ein
paar Ausbildungsstunden haben, nicht nur in den betroffenen Schulen
einzusetzen, was Sie jetzt noch einmal bestätigt haben, sondern auf ganz
Liesing respektive auf ganz Wien auszudehnen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Grete Laska: Zum einen weise ich in aller
Deutlichkeit zurück, dass Sie von einer Verschlechterung gesprochen haben! Ich
sage Ihnen noch einmal: Die legitimierten, gewählten Elternvertreter beider
Schulen – ich könnte Ihnen den Text noch ausführlicher vorlesen –
haben sich klar für dieses Modell ausgesprochen, und klarerweise können, wenn
die angesprochenen und bereits von mir erläuterten Punkte gelöst sind, durch
gezielte Information sicherlich auch noch Unsicherheiten ausgeräumt werden.
Ihre Frage habe ich teilweise schon beantwortet. Ich wiederhole die
Antwort aber gerne noch einmal: Wir reden hier nicht von einem neuen Modell.
Vielmehr wird die Offene Schule bereits an 52 Wiener Schulen mit großem Erfolg
von 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vereins Wiener Kinder- und
Jugendbetreuung seit Jahren mit sehr großem Erfolg gelebt. Und gerade Liesing
ist ein gutes Beispiel dafür, dass dort seit vielen Jahren die
unterschiedlichsten Modelle funktionieren: Liesing hat bereits Ganztagsschulen,
in denen verschränkt gearbeitet wird. So wird etwa in Alterlaa, um Ihnen ein
Beispiel zu nennen, seit Jahrzehnten ein sehr erfolgreiches Modell umgesetzt.
Man wird dort, wo es möglich ist, auf dieses Modell umstellen, denn die
Nachfrage wird immer größer. Dort, wo auf Grund der räumlichen Situation, wie
in Mauer, die Chance besteht, ein Modell zu wählen, das es den Eltern, die
wirklich keinen Nachmittagsbetreuungsbedarf haben, ermöglicht, eine
Halbtagsform zu wählen, wird man auf das Modell der Offenen Schule
zurückgreifen, denn so können die Ressourcen besser genutzt werden, und zwar
vor allem dort, wo bisher in Schulgebäuden Hort und Schule die Räume so geteilt
haben, dass es zwei in sich geschlossene Einheiten gab.
Dazu sage ich
Ihnen ganz offen: Ich sehe nicht ein, warum man nicht auf Grund einer gezielten
Ressourcensteuerung auch am Nachmittag für alle Kinder die gut ausgestatteten
Ressourcen, die es in den Schulen gibt, zur Verfügung stellen sollte. Ich denke
jetzt etwa an Medienräume oder Bibliotheken und selbstverständlich an
Bewegungsmöglichkeiten. Diese Ressourcen sollen und müssen ausgenutzt werden,
damit man dem gestiegenen Bedarf nachkommt und damit auch die Qualität
sicherstellt, die vorhanden ist.
Zur Frage der
Ausbildung sage ich Ihnen auch noch etwas: Sie wissen vielleicht nicht, dass
die Ausbildung der BetreuerInnen im Verein, seitdem es die Pädagogische
Hochschule gibt, in einem Lehrgang an der Pädagogischen Hochschule erfolgt.
Ebenso findet auch Fortbildung in sehr großer Intensität statt. Man kann also
nicht quasi mit einem Handschlag die Ausbildung von 500 qualitativ wertvollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abtun! Das
weise ich zurück, weil es so nicht stimmt.
Vorsitzender
GR Godwin Schuster:
Ich danke. Die 3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Petrides gestellt. – Bitte.
GRin Hedwig Petrides (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin!
Es besteht in
Wien die Form der Ganztagsschule und der Offenen Schule. Meine Frage lautet:
Warum hat man zugunsten der Offenen Schule entschieden?
Vorsitzender
GR Godwin Schuster:
Bitte, Frau Vizebürgermeister.
VBgmin Grete Laska: Die Entscheidung an
diesem Standort, wie auch an anderen Standorten, fällt immer dann zugunsten der
Offenen Schule, wenn es dort Eltern gibt, die sich für die halbtägige Form
entscheiden und keine Nachmittagsbetreuung wünschen.
Ich sage noch
einmal: Aus pädagogischen Gründen bevorzuge ich das verschränkte Modell. Auch
das Campusmodell wird in diese Richtung gehen, wobei es beim Campusmodell zu
einer Vereinigung von schulpflichtigen und nichtschulpflichtigen Kindern –
also inklusive Kindergarten – an einem Standort kommt. Auch der
Personaleinsatz wird, wie im Gesetzesentwurf ersichtlich ist, neu geregelt. Es
wird dort schwerpunktpädagogisches Personal für die Bereiche Kreativität,
Musikalität und Bewegung eingesetzt werden, es werden vor allem aber auch
HortpädagogInnen zum Einsatz kommen.
Gleichermaßen wäre es
wichtig – und das ist eigentlich der Grundstein für die Zukunft der
pädagogischen Qualität –, dass man endlich darüber nachdenkt, die
Ausbildungssituation nicht nur beim pädagogischen Personal, also bei den
Lehrerinnen und Lehrern, endlich auf universitäres Niveau anzuheben, sondern
auch im freizeitpädagogischen Bereich eine Ausbildung auf
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