Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 70
fasse drei Strategien, die wir in der Dringlichen
angesprochen haben, zusammen:
Erstens, runter mit dem Verbrauch. Ein amerikanischer
Präsident würde sich alle zehn Finger abschlecken, wenn er in den USA jene
Technologien zur Verfügung hätte, die in Österreich, in Europa und speziell in
Wien erprobt sind. Wer von Ihnen in den USA war, weiß, wie dort heute noch
gebaut wird. (Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Aber das ist kein Zufall! Das ist
jahrzehntelang erfolgreiche Politik!)
- Nein, Herr Stadtrat, es ist kein Zufall! Ich sage auch nicht, dass in
Wien nichts passiert ist. Sie kennen unsere Diskussionen seit Jahren,
spätestens seitdem Sie Wohnbaustadtrat sind. Ich bin auch dem StR Faymann,
jetzt Kanzler Faymann, ordentlich auf die Nerven gegangen!
Warum machen wir das nicht zum Regelfall? Jetzt sage
ich, reden wir nicht über 100 Prozent, weil wer 100 Prozent will,
geht immer fehl. Aber warum nicht? Mein Antrag wird dann in diese Richtung
gehen, eine klare Vorgabe bei allen Bauträgerwettbewerben der Stadt Wien, wo
drinnen steht, was die Stadt verlangt. Wenn es technisch oder architektonisch
nicht möglich ist, ist das gesondert zu begründen. Das hineinzuschreiben kostet
Sie, Herr Stadtrat, fünf Minuten. Nahezu alle Bauträger in Wien haben bereits gezeigt,
dass sie das bauen können. Ich kann sie jetzt nicht aufzählen, ich habe zu
wenig Minuten. Alle städtischen Bauträger.
Bis heute sagen Sie und sagt auch der von mir sehr
geschätzte Wohnfonds, so viel können wir nicht. Ein Argument, ich darf es zitieren,
war voriges Jahr von Ihnen: „Jetzt ist das Dämmmaterial knapp." Das hat
mir der Herr Stadtrat im letzten Jahr erklärt. Das kann doch nicht eine Vorgabe sein, wenn man es ernst nimmt, den
Verbrauch zu verringern! (Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Das kann man
erneuern!) Ich habe nur mehr wenige Minuten.
Erstens: Passivhaus, und
dahin geht meine Frage, Herr Bürgermeister, als Regelfall, sagen wir, in zwei
Drittel der Fälle. Bei einem Drittel werden wir mit weniger auskommen.
Zweitens: Was tun wir mit
jenen 85 Prozent - ich bin noch einmal dankbar für die Zahlen - der
Wohnungen im Altbestand, der Mietwohnungen, die schlechte Energiestandards
haben, wo es technisch überhaupt kein Problem ist, diese zu sanieren? Das kann
man. Schöne Beispiele in Ihrem Ressort, wo man einfach ein Gesetz machen muss.
Ganz einfach! Wie man vorschreibt, jede Wohnung braucht eine Garage, wie man
andere Dinge vorschreibt, dass die Stiegenbreite akribisch ist, sagt man das
schlicht und einfach. Hier hilft uns die Europäische Union mit dem Energiepass.
Wenn ein Haus schlechter ist als - jetzt nenne ich eine Zahl - zum Beispiel 70
oder 80 Kilowattstunden - Passivhaus ist 15 Kilowattstunden - hat es
binnen Fristsetzung saniert zu werden, und aus. Ich erspare mir jetzt, Ihnen die
Bauordnung vorzulegen, was wir alles regulieren. Würden wir das
herunterregulieren, würden wir weniger Gas importieren müssen, würden wir den
Menschen ermöglichen, weniger für ihr Gas, oder womit sie sonst heizen, zahlen
zu müssen. Warum passiert das nicht? Das ist die zweite Geschichte. Ich weite
es jetzt ganz bewusst nicht auf andere Bereiche aus. Ich bin auch auf Argumente
gespannt, was dagegen spricht.
Das Dritte ist: Warum
vollziehen wir nicht ernsthaft die Fernwärme?
Ich bleibe wieder bei mir.
Ich probiere jetzt in unserem Haus, das nun einem Fonds gehört, dass wir die
Fernwärme hineinkriegen. Das scheitert wieder. Der Hauseigentümer sagt: „Warum
sollen wir da investieren?" Da haben wir eine gute Förderung, aber wenn
der Hauseigentümer, den ich gar nicht böse sehe, denn der hat keinen
unmittelbaren Vorteil daraus, nicht will, geht man halt zur Tagesordnung über,
bis es das nächste Mal kalt ist.
Darum schließe ich mit
dem, womit ich begonnen habe. Wir sind haarscharf daran vorbeigegangen, dass in
Österreich Gaskraftwerke abgeschaltet hätten werden müssen. Haarscharf! Danke
auch an alle Techniker in Österreich bei den Gaswerken, bei den E-Werken, die
Dank technischer Aushilfe dafür gesorgt haben, dass diese schwierige Krise
bewältigt werden konnte. In Osteuropa haben wir gesehen, was passiert, wenn das
nicht ist. Aber warten wir jetzt nicht, bis das das nächste Mal kommt! Der
Gasverbrauch in Westeuropa steigt. Der Gasverbrauch in Österreich steigt.
Warum? Weil derzeit etliche Gaskraftwerke in Planung sind. Warum nutzen wir
nicht die heimische Ressource, die wir haben, Effizienz und Abwärme, um eine
nachhaltige krisensichere Energieversorgung zu machen?
Ich habe bis jetzt
übrigens noch kein Wort über den Treibhauseffekt und über die Umweltbedingungen
gesagt, die es auch begünstigt, wenn wir entsprechende Effizienz haben.
Ein Letztes: Der
Rechnungshof hat vor wenigen Tagen die Länder heftig kritisiert, weil sie ihre
Klimaziele nicht erfüllen. Auch Wien kam vor, nicht als schlechtestes, aber
auch nicht als bestes. Auch hier bleiben wir weit unter unseren Möglichkeiten.
Woran scheitert es? Aus meiner Sicht am mangelnden politischen Willen! Es
passiert ohnedies ein bisschen etwas, ein bisschen bauen wir dort ein
Passivhaus, ein bisschen wird dort saniert! Das sind alles schöne Projekte,
aber man sollte jetzt Vollgas geben, damit wir das binnen Drei-, Fünf- oder
Siebenjahresfrist wirklich umsetzen. Der Bürgermeister sollte sich hinstellen
und sagen, das ist die Vorgabe. Es muss mir einmal jemand begründen, wenn irgendwo
eine neue Sieldung gebaut wird, warum die nicht in diesem Standard errichtet
wird. Darauf warten wir dringend. Das würden wir gerne unterstützen, auch als
parteiübergreifende Initiative.
Deswegen unsere Anfrage an
den Herrn Bürgermeister, ob er nach der Gaskrise bereit ist, eine Strategie
einzuschlagen, die wirtschaftlich sinnvoll ist, die sozial sinnvoll ist und von
der ich überzeugt bin, dass die Mehrheit der Wiener Bevölkerung diese gerne
mittragen würde. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat
sich der Herr Bürgermeister zum
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