Gemeinderat,
43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 70
Aber wenn ich schon dabei bin, möchte ich eine
Bemerkung machen, bevor Sie mich fragen. Ich habe das heute schon vielfach
gehört und in den letzten Tagen auch gelesen: Es ist schon eine bemerkenswerte
Geschichte, dass jemand, der – sagen wir es einmal freundlich –
bisher nicht gerade als prominentester Investor in Wien aufgetreten ist, mit
der wirklich absonderlichen Idee des Baus einer Schisporthalle daher kommt und,
obwohl er keinen Investor hat, als Standort Grundstücke nennt, die dem Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds gehören, ohne dass ein einziges Mal mit
irgendjemandem von uns geredet worden wäre! Und das findet sich überall wieder,
als die große Schnapsidee!
Das ist wirklich eine Schnapsidee, darüber brauchen
wir ja nicht zu reden! Es ist überhaupt gar keine Frage, dass wir für eine
solche Schnapsidee weder Grundstücke hergeben noch irgendwelche Bezuschussungen
leisten! Wenn jemand meint, er muss sein Geld verbrennen: Good luck! Dann soll
er das auch tun, aber mit Sicherheit nicht mit unserer Unterstützung!
Die Frage der Sprungschanze ist nicht so absurd, wie
sie manche darstellen, nicht nur wegen der Geschichte. Es gibt nämlich
Überlegungen, die nicht von mir angestellt wurden, sondern vom ÖSV, der
bekanntlich einer der ökonomisch erfolgreichsten Sportverbände ist, die es in
diesem Land gibt. Die neuen Schanzen befinden sich alle durchwegs in der Nähe
von Städten, und damit meine ich jetzt nicht nur Innsbruck, sondern auch etwa
Oslo, Holmenkolm, und sonstige. Es ist durchaus vernünftig, dass der Schisprungsport
schon aus Gründen der Besucherzahlen an die Zuschauer herangerückt werden soll.
Diese Idee wurde ventiliert, und so wie es jetzt
ausschaut, konzentriert sich der ÖSV betreffend die Errichtung einer Anlage,
was ich verstehen kann, eher auf Niederösterreich. Das soll mir im Prinzip auch
recht sein. Auch die Weltcuprennen finden am Semmering statt, was immer eine
sehr schöne und großartige Veranstaltung ist. Diese Idee ist aber, im Gegensatz
zu anderen, nicht so dumm. Diesbezüglich hat es mit Sicherheit von Leuten, die
bewiesen haben, dass sie etwas können, entsprechende Überlegungen gegeben.
Zusammenfassend gesagt: Mir ist der Eishockeysport im
Allgemeinen und sind die Capitals im Besonderen ein großes Anliegen. Ich werde
alles tun, dass dieser Verein mit dem Erfolg, den er zur Zeit hat – auch
wenn er jetzt gegen den KAC verloren hat – weiterhin gut existieren kann.
Wir werden diese Fragestellung mit den Capitals in zweieinhalb Wochen gemeinsam
gelöst haben.
Die Mehrzweckhalle wird dann in Angriff genommen,
wenn der Tourismus sie braucht, und wenn er sagt, dass er sie die nächsten zehn
Jahre nicht braucht, dann werde ich keine Zwangsbeglückung machen. Eine
Schihalle wird es in dieser Stadt jedenfalls mit unserer Unterstützung
beziehungsweise egal, mit welcher Unterstützung in dieser Stadt nicht geben.
Über die Schisprunggeschichte muss man reden. Das ist eine Idee, zu der ich,
wenn sie jemand wie der ÖSV an mich heranträgt, nicht von vornherein sage: Das
machen wir nicht!
So. Ich hoffe, ich habe zu Ihrem Glück beigetragen! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mahdalik gestellt.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Vielen Dank für die lange Antwort! Diese war länger
als meine Anfrage. Und auch bei dieser Beantwortung haben die Interpunktionen
gestimmt, zumindest die phonetischen!
Vom Inhalt her – da
schließe ich mich Ihrer Meinung an – war nicht allzu viel drin, aber Sie
haben doch einen großen Bogen gespannt. Es tut mir leid, dass ich mich Ihrer
Großtat, die Schultz-Halle quasi im Alleingang durchgesetzt zu haben, nicht
mehr entsinnen kann! Die Fans dürften es Ihnen aber nicht vergessen haben,
darum erschallen auch immer die Michael-Häupl-Schlachtrufe durch die
Albert-Schultz-Halle, wenn die Caps vor ausverkaufter Halle spielen.
Wenn wir schon beim Thema Schnapsidee sind: Sie haben
gemeint, die Schisprungschanze ist keine Schnapsidee. Ich möchte Sie nur darauf
hinweisen, dass am Holmenkolm schon länger Schi gesprungen wird, schon seit
einigen Jahrzehnten. Die Schanze wurde jetzt erneuert beziehungsweise wurde
eine neue Anlage gebaut. Ich glaube nicht, dass Wien als Wintersportort in
Konkurrenz mit Bad Mitterndorf, Innsbruck oder Oslo treten sollte.
Wenn Sie mir aber nicht glauben, dass die
Schisprungschanze nicht das vordringliche Anliegen bei den Menschen in dieser
Stadt ist, dann schauen Sie in „ORF Online“ rein. Ich habe mir vor einer halben
Stunde eine Online-Umfrage angeschaut: Es wurde gefragt, was die Leute von der
Idee einer Schisprungschanze halten: 7 Prozent war das wurscht,
19 Prozent haben gesagt, dass das eine gute Idee ist, 74 Prozent
haben gesagt, dass das ein Blödsinn ist.
Wenn Sie diesen Online-Umfragen nicht glauben, dann
möchte ich Sie einmal zu einem Heim-Match der Vienna Capitals einladen, aber
nicht auf die VIP-Tribüne, denn dort reden Ihnen die Leute wahrscheinlich auch
nach dem Mund: Fragen Sie die Fans, was davon halten, dass wir für eine
Schisprungschanze Geld haben, aber für eine moderne Mehrzweckhalle oder eine
neue Heimstatt der Capitals nicht. – Wenn ich mir’s recht überlege, würde
ich Ihnen eigentlich davon abraten, auf die Fan-Tribüne zu gehen, denn dort
sind Ausdrücke gefallen, die einen Bierkutscher erröten lassen würden!
Unter diesem Gesichtspunkt möchte ich Sie jetzt
befragen, sonst werden meine Ausführungen noch länger als Ihre: Herr
Bürgermeister! Halten Sie eine moderne Mehrzweckhalle, ganz abgekoppelt vom
Schicksal der Vienna Capitals, oder eine Schisprungschanze für wichtiger?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Ich weiß nicht, in welcher Gesellschaft Sie zu den
Heimspielen der Capitals gehen, wenn Sie dort so böse Ausdrücke hören! Aber
vielleicht
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