Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 115
muss die Kontrolle einerseits transparent sein und zweitens
Konsequenzen haben. Das ist ja nicht so, dass das nur eine Erfindung von mir
ist, in diesem Artikel ist ja auch der Kontrollamtsdirektor von Wien zitiert,
der sagt, die Rechnungshöfe sollten generell zur zeitgerechten Veröffentlichung
der Prüfergebnisse verpflichtet werden. (GR
Godwin Schuster: Da waren Sie noch gar nicht hier, haben wir das schon
erörtert!) Das ist interessant, weil nämlich die Veröffentlichung der
Kontrollamtsberichte, das ist bei uns im Gemeinderat beschlossen worden, und
ist nun schon ein Jahr her, nur umgesetzt wird das nicht, es wird einfach nicht
umgesetzt.
Wir haben einen Sonderlandtag gehabt zu den
Kontrollrechten, wir haben eine ganze Latte von Anträgen gestellt, die auf die
Umsetzung der Deklaration von Lima abgezielt haben, wo es um die
organisatorische und finanzielle Unabhängigkeit der Rechnungshöfe und des
Kontrollamtes natürlich auch geht. Sie haben die Anträge alle abgelehnt und
haben gesagt, wir werden Gespräche auf Klubebene führen.
Nun, die Gespräche auf Klubebene, wo sind die?
Irgendwann einmal sind Vorschläge eingesammelt worden, aber da bewegt sich
nichts, da geht nichts weiter. Und das bleibt auch faktisch auf der Klubebene,
aber das ist kein demokratisch gewähltes Gremium, da hat niemand eine
Möglichkeit, Dinge irgendwie auch nur demokratisch zu beeinflussen, und das ist
wirklich zum Krenreiben. (Amtsf StRin Mag
Sonja Wehsely: Ist die nicht demokratisch gewählt, die Vorsitzende bei Euch?) Sie
haben gesagt, innerhalb dieser Legislaturperiode wird es Änderungen geben. Ich
bin gespannt, lange dauert diese Legislaturperiode nicht mehr, und wenn Sie
wollen, dass Kontrolle wirklich eine demokratische Kontrolle wird im Interesse
der SteuerzahlerInnen, und auch wirklich Zähne hat, dann werden Sie gut beraten
sein, über diese Dinge zu sprechen und sie auch umzusetzen. Und ich weiß nicht,
ob irgendjemand von Ihnen Stellung genommen hat zu diesem Artikel und auch zur
Initiative der Landesrechnungshofdirektoren und des Rechnungshofpräsidenten,
und eigentlich würde mich auch interessieren, und vielleicht darf ich auch an
Sie, Herr Präsident, die Frage stellen, welche Reaktionen Sie auf diesen
Artikel erhalten haben, ob es überhaupt Reaktionen gegeben hat und ob … (GR Christian Oxonitsch: Der Herr Mödlhammer
ist nicht hier!) Das ist nämlich schon interessant, weil es ja kein ganz
alltäglicher Schritt ist, wenn sozusagen die Kontrolleure des Landes gemeinsam
in „News“ einen solchen Artikel veröffentlichen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Herr Rechnungshofpräsident,
bitte sehr. Ich nehme an, sie wollen auch Stellung nehmen. Ich erteile Ihnen
das Wort. Bitte.
Präsident des Rechnungshofes Dr Josef Moser: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werter Gemeinderat!
Ich möchte mich zuerst einmal für die positiven Worte
bedanken, die die Arbeit des Rechnungshofes gerade hier im Wiener Gemeinderat
von allen Fraktionen gefunden hat und möchte auch einleitend festhalten, dass
die Zusammenarbeit gerade mit dem Gemeinderat sehr positiv ist, und dass die
Empfehlungen des Rechnungshofes in vielen Belangen auf positiven Boden fallen,
auch wenn natürlich einige Empfehlungen nach wie vor der Erledigung harren.
Soeben ist das Kontrollamt Wien beziehungsweise der
Rechnungshof angesprochen worden, und ich möchte mich hier auch beim Leiter des
Kontrollamtes sehr herzlich bedanken. Es ist tatsächlich ein von Partnerschaft
und von gegenseitiger Anerkennung getragenes Verhältnis, das sicherlich auch
dazu führt, dass es keine Doppelgleisigkeiten gibt, sondern dazu führt, dass
die Ressourcen nicht verschwendet, sondern effektiv im Rahmen der Kontrolle
eingesetzt werden.
Sie erkennen deshalb auch die Schwerpunkte des
Rechnungshofes, wenn Sie die Berichte auf der heutigen Tagesordnung anschauen.
Sie sehen hier viele Querschnittsprüfungen, das heißt, dass der Rechnungshof
verstärkt sein Element nützt, nämlich um sowohl beim Bund als auch bei den
Ländern und auch bei Gemeinden über 20 000 Einwohnern prüfen zu können.
Gerade diese Querschnittsprüfungen haben eben den Zweck, Benchmarkvergleiche zu
bieten.
Sie haben schon angesprochen, die Kinderbetreuung
wurde in der Form dargestellt, wie es in Österreich ausschaut. Wer ist gut, wer
ist nicht so gut, wer hat als solcher Handlungsbedarf. Und Sie sehen auch in
dem Bereich, dass in den Lösungsansätzen, die dargestellt werden, als solches
auch diese Benchmarkvergleiche, diese Querschnittsprüfungen, eine Grundlage für
politische Entscheidungen, eine Grundlage für konkrete Umsetzungsmaßnahmen
sind. Dadurch ist auch ein Beleg dafür gegeben, dass wir in vielen Bereichen
Reformbedarf haben, dass Ungleichgewichtigkeiten bestehen, dass
Ungerechtigkeiten bestehen zu Lasten der Bürger, und nicht zuletzt auch, dass
effizienter Mitteleinsatz teilweise behindert wird beziehungsweise ein
vermeidbarer Verwaltungsaufwand entsteht.
Ich möchte auch darauf hinweisen, dass gerade diese
Querschnittsprüfungen ergeben haben, dass wir auf Grund der derzeitigen
Kompetenzaufteilung beziehungsweise Kompetenzzersplitterung in einigen
Bereichen einen uneinheitlichen Vollzug haben, der als solcher zu
Benachteiligungen für die Bürger führt, dass wir in dem Bereich erhöhte
Biographie haben, dass wir Strukturprobleme haben, Doppelgleisigkeiten haben
und auch einen erhöhten Verwaltungsaufwand haben. Ich möchte das auch mit drei
Beispielen belegen, die heute auf der Tagesordnung stehen, und die auch heute
im Rahmen der Debatte teilweise schon angesprochen worden sind.
Dies ist zum einen das Beispiel
Pflegegeld, wo sich eben die Folgen einer Kompetenzzersplitterung zeigen. Sie
wissen ja, dass wir ungefähr, man kann es nicht genau sagen, wie viele es
wirklich sind, aber wir wissen, dass es zumindest 25 Entscheidungsträger
im Bereich des Pflegegeldes gibt. Wir haben in Wien als solches zwei Behörden,
vier bescheidausstellende Stellen, und wenn Sie sich die Folgewirkungen
anschauen, dann
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