Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 115
bereits vorbei ist. Mag sein, dass Sie diese Erkenntnis gewonnen haben! Wir haben diesen Draht zur Hohen Warte offenbar nicht, wie man einen Schalter umlegt, damit sogleich die Temperaturen steigen und die Menschen bis Mitte April die Heizung nicht mehr einschalten brauchen.
Bei der Diskussion haben sich gerade die
Oppositionsparteien mit Vorschlägen betreffend die Abschaffung von Gebühren,
Steuern von Abgaben und natürlich auch hinsichtlich einer drastischen Senkung
der Energiepreise direkt überboten. Ausgeblendet wurde dabei, dass die Gebühren
für die Inflation nur zu 0,03 Prozent verantwortlich sind. Ausgeblendet
wurde dabei außerdem, dass zum Beispiel die Lebensmittelpreise, obwohl sich die
Inflationsrate bereits gesenkt hat, nach wie vor sehr hoch sind. Das beweist
auch eine vor wenigen Tagen erschienene Stellungnahme und Aussendung der
Statistik Austria.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ausgeblendet
wurde aber auch, dass wir dadurch in der Stadt weniger Einnahmen haben. Und
ausgeblendet wurde auch, wie man all die Forderungen, die von der Opposition
gekommen sind, auch finanzieren soll.
Ich meine, niemand in dieser Stadt erhöht oder passt
Gebühren aus Jux und Tollerei an. Für eine gut funktionierende Daseinsvorsorge,
wie sie in Wien vorzufinden ist, ist auch die entsprechende Verantwortung
vonnöten, und die Wiener Stadtregierung trägt diese Verantwortung.
Ich bin überzeugt, dass die Wienerinnen und
Wiener – wie heute angesprochen wurde – sehr wohl in diversen
Bereichen eine Müllabfuhr wollen und nicht wollen, dass Zustände wie in Neapel
herrschen. Auch bin ich der Meinung, dass die Wienerinnen und Wiener nicht
wollen, dass es Blackouts in der Energieversorgung gibt wie zum Beispiel in
Kalifornien oder in anderen Teilen Europas, wo Energieausfälle nicht in Minuten
wie in Wien gemessen werden, sondern in Tagen und Wochen. Das ist nämlich
schlecht für die Wirtschaft und wirkt sich negativ auf die Gesellschaft aus.
Durch einen Energieausfall, geschätzte Damen und Herren, wird der Kreislauf
zwischen Arbeit, Einkommen und Lebensqualität unterbrochen.
Die Wienerinnen und Wiener wollen weiterhin beste
Wasserqualität, und sie wollen auch in so genannten Hitzeperioden ohne
Verknappung und ohne Rationierungsmaßnahmen auskommen. Außerdem wollen sie auch
eine gut funktionierende Wasserentsorgung, wie sie eben in Wien vorzufinden
ist, und zwar nicht nur der Umwelt zuliebe, sondern letztendlich auch der
Lebensqualität zuliebe.
All das macht das Gesamtbild aus. Und ich mache mir
auf Grund der Diskussionen ein wenig Sorgen, weil die Opposition versucht, den
Menschen vorzumachen, dass es diese hervorragenden Dienstleistungen und die
hohe Qualität, die wir in Wien vorfinden, zum Nulltarif geben kann. Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Ich meine, das ist politisch unanständig und
unredlich, und das lehnen wir als Sozialdemokraten und Verantwortliche in
dieser Stadt entschieden ab. (Beifall bei der SPÖ.)
Man muss nur ein wenig die Vergangenheit einblenden,
und das wurde heute auch schon angesprochen: Wer in Regierungsverantwortung
sitzt, handelt ein wenig anders. Und da gibt es auch ein Sprichwort: Wer im
Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. – Das trifft natürlich
für alle Parteien zu. Vielleicht sitzt jetzt eine Partei nicht so sehr im
Glashaus, aber sie ist auch darin gesessen. Auch die Freiheitliche Partei war
sieben Jahre in Österreich in der Verantwortung. Und die sieben Jahre
Belastungspolitik waren seinerzeit, wie auch oft diskutiert wurde, sehr
schwerwiegend. Sie waren nicht hauptverantwortlich für diese
Pensionskürzungsorgien bis zu 40 Prozent. (Zwischenruf von GR
Dr Herbert Madejski!) Sie waren nicht hauptverantwortlich, aber Sie
waren dabei, als 2005 eine Steuerreform gemacht wurde, die den Menschen de
facto nichts gebracht hat. Sie waren mitverantwortlich, und das soll man nicht
ausblenden! (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Außerdem wurden auch zweimal die Energiesteuern
erhöht, und es wurde wieder eine Kohleabgabe eingeführt. Und das, meine sehr
verehrten Damen und Herren, trifft wieder nur die Kleinsten. (GR
Dr Herbert Madejski: Die ÖBB soll man auch nicht ausblenden!)
Wir haben die 40 Punkte schon öfters diskutiert.
Es gab sehr viele Eingriffe und neue Abgaben. Es gab damals eine der höchsten
Abgabenbelastungen, die wir jemals in Österreich hatten. Es wurde auch ins Arbeitsrecht
eingegriffen. Das waren wahrlich keine sozialpolitischen Glanzleistungen!
Sie von der FPÖ waren aber, wie gesagt, nicht
hauptverantwortlich. Die Hauptverantwortlichen sitzen rechts von euch! Die ÖVP
war nämlich überall dabei, und sie war bei vielem hauptverantwortlich. Und in
anderen Bundesländern, wo Sie von der ÖVP die Hauptverantwortung tragen, gehen
auch die Uhren ein wenig anders! Dort wird sehr wenig Rücksicht genommen auf
sozial Schwächere.
Das lässt sich leicht beweisen, weil nämlich kein
Aufschrei von der ÖVP gekommen ist. Das wurde heute schon angesprochen. Wenn
die Industriellenvereinigung Vorschläge bringt, dass man ganz einfach die Löhne
und Gehälter um 25 Prozent kürzen soll, damit der ideologische Dialog bei der
ÖVP wieder stimmt: Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es angeblich auch den
Menschen gut. Leider verhält sich das aber nicht so.
Aber auch die Grüne Fraktion,
meine Damen und Herren, handelt ein wenig anders, wo sie in Verantwortung ist.
Das muss man ganz einfach zur Kenntnis nehmen. Das Beispiel Oberösterreich
zeigt es ja. Da werden nach wie vor Straßen gebaut, bei uns gibt es immer
Widerstände, die Energie wird nach wie vor noch mit Dreckschleudern erzeugt, da
hat es auch noch keine Änderung gegeben, und es werden auch weiterhin Garagen
gebaut, weil es ganz einfach notwendig ist. Und zum Überdruss noch die „soziale
Wärme", die immer so gepriesen wird. Dass der Heizkostenzuschuss
vielleicht etwas höher ist als in anderen Bundesländern, gebe ich
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