Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 115
besser fahren, wenn das über die Kommunalsteuer geht. Man braucht sich nur die Entwicklung der letzten Monate anzusehen und die Wirtschaftsseiten entsprechend zu studieren, um zu wissen, dass man sich weltweit eher Sorgen macht, dass es zu einer Deflation kommt. Die Kommunalsteuer wird jedoch sicherlich noch einige Zeit weiter wirken. Das heißt nicht, dass man sich all das nicht zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal anschauen wird.
Ich fasse zusammen: Wir
befinden uns in einer schwierigen Situation, in der es gemeinsamer Anstrengung
bedarf und es vor allem notwendig ist, dass wir den Konsumenten entsprechende
Hoffnungen geben, damit sie das Geld auch ausgeben und es der kleinen und
mittleren Wirtschaft zukommen lassen, denn diese ist auch das Rückgrat der
Wirtschaft dieser Stadt. Diesbezüglich hat mehr zu geschehen. Wir haben das
auch schon bei der Budgetdebatte ausgeführt. Wir vermissen, wie beispielsweise
auch schon bei der WAFF-Diskussion vor wenigen Tagen betont wurde, in diesem
Bereich neue Schritte. Nur das Fortschreiben der bisherigen Situation genügt
nämlich nicht. Hier muss nicht nur weiter nachgedacht werden, sondern hier
müssen ganz konkrete Schritte gesetzt werden. Da fehlt uns noch viel!
Nichtsdestotrotz werden
wir die Maßnahmen überall dort, wo es kleine Möglichkeit gibt, wie etwa bei den
Bezirken, gerade auf Grund der jetzigen Situation mittragen. Der schlechteste
Weg, den man wählen kann, ist jedoch, wie gesagt, im Bereich der Gebühren den
Bürgerinnen und Bürgern in die Tasche zu greifen. Das verunsichert nämlich und
tut der Wirtschaft gerade zum jetzigen Zeitpunkt nicht gut! (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Oxonitsch. – Bitte schön.
GR Christian Oxonitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Teilweise führen wir heute meiner Ansicht nach eine
sehr virtuelle Diskussion. Bei der Aktuellen Stunde waren wir konfrontiert mit
Repliken seitens der Oppositionsparteien,
dass irgendwer in diesem Hause die bevorstehende Wirtschaftskrise kleingeredet
beziehungsweise sie geleugnet hätte. Es wurde immer gesagt, dass nicht nur
jetzt nicht darauf reagiert wird, sondern dass es ja vielleicht noch schlimmer
kommen wird.
Ich erinnere daran, unter
welchem Motto die Budgetrede der Frau Vizebürgermeisterin hier in diesem Hause
gestanden ist. Ich habe mir diese extra noch einmal angeschaut: Sie
berücksichtigt genau die Aussage des Wirtschaftsforschers Aiginger, der gesagt
hat: „Wir haben einen Sturm erwartet, und ein Orkan ist gekommen.“ Und daraus
hat die Frau Vizebürgermeisterin ganz konkret abgeleitet, welche
wirtschaftspolitischen Maßnahmen wir hier in Wien als notwendig erachten und in
welchen Bereichen wir es für sinnvoll erachten, Adaptierungen vorzunehmen und
zusätzliches Geld auszugeben. Und wenn Sie das 100 Millionen Paket und die
zusätzlichen 570 Millionen im Budget als inflationsmäßige Abgeltungen in
einzelnen Bereichen kleinreden, meine Damen und Herren, dann sprechen Sie
wirklich jenseits jeder Realität, und das kann ich nur zurückweisen! Ich meine,
das ist ein gutes Paket, und wir sind auch stolz darauf, meine Damen und
Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Es
gibt also entsprechende Maßnahmen bereits im Budget, es wird aber natürlich
auch noch in der Folge Maßnahmen geben, denn wir wollen gerade dort reagieren
können, wo wir reagieren müssen und wo die Krise durchschlägt. Niemand glaubt,
dass die Krise an Wien vorbeischrammen wird. Natürlich werden wir davon auch
einen Teil abbekommen, auch wenn noch so gute Maßnahmen gesetzt werden. Auch in
Wien kann man sich davon nicht abkoppeln.
Wenn
ich mir dann aber die österreichischen Landeshauptstädte und die
internationalen Metropolen ansehe, dann gelange ich zu der Auffassung, dass wir
auf einem hervorragenden Weg sind. Es gab in Graz, Klagenfurt und diversen anderen
Städten nicht so rasch entsprechende Wirtschaftsgipfel oder einen
entsprechenden Bankengipfel, um Maßnahmen gerade in dem Bereich, der gerade
auch in Wien für die Klein- und Mittelbetriebe von besonderer Bedeutung ist,
nämlich im Bankensektor, zu treffen und eine Initiative für die Vergabe
entsprechender Kredite an die kleinen und mittleren Unternehmen zu setzen. Es
wird aber vor allem auch die Initiative gesetzt, dass die öffentliche Hand als
öffentlicher Auftraggeber ein wesentlicher Wirtschaftsmotor ist und Impulse
gibt. Und dafür sind die insgesamt über 600 Millionen EUR, die wir im
Budget des Jahres 2009 vorgesehen haben, meiner Meinung nach eine wirklich ganz
hervorragende Maßnahme, um rechtzeitig entsprechende Mittel zur Verfügung zu haben,
um dann rasch reagieren zu können.
Es
war aber nicht nur deshalb eine virtuelle Diskussion, weil niemand die
Wirtschaftskrise diskutiert hat, sondern es war aus meiner Sicht durchaus auch
eine sehr doppelbödige Diskussion. Schauen wir uns das einmal an: Kollege
Tschirf hat gesagt: Die Menschen leben nicht im Vergleich. – Da hat er
recht. Gleichzeitig stellt er aber einen Vergleich mit Ungarn an, der ziemlich
abenteuerlich ist. Ich glaube, man kann in diesem Zusammenhang durchaus in
Österreich bleiben. Schauen wir uns doch beispielsweise an, wie denn andere
Kommunen reagiert haben!
Ich habe zum Beispiel aus
Graz, wo Schwarz und Grün regieren, noch überhaupt nichts von einem
Konjunkturpaket gehört! Und ich habe auch nichts von einem Wirtschaftsgipfel
gehört. Und ich habe auch nichts von zusätzlichen Sozialmaßnahmen in
irgendeiner Form gehört, wie wir sie in Wien beispielsweise mit der
Verdoppelung des Heizkostenzuschusses gesetzt haben.
Schauen wir uns an, was in Graz
tatsächlich geschehen ist. Einerseits werden natürlich auch in Graz Gebühren
erhöht. Auch in Graz braucht man natürlich, wenn man sich zu öffentlichen
Dienstleistungen bekennt, zusätzliche Mittel. Diese liegen aber durchaus über
den Gebühren in Wien. Dazu höre ich aber kein Wort von Schwarz und Grün in
diesem Hause. Man tut so, als ob
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular