Gemeinderat,
41. Sitzung vom 02.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 26
geben, was auf der anderen Seite die
Beschäftigungsverhältnisse von Frauen verunmöglichen.
Und zum wiederholen Mal – wir sind ja nicht alleine
mit dieser Forderung, hier steht die Opposition ganz geschlossen dahinter –:
Der Kindergarten ist ja auch eine Bildungseinrichtung. Für die Schule muss man
nicht bezahlen, daher ist es nicht einzusehen, dass in Wien für den
Kindergarten weiterhin diese Kosten von den Eltern verlangt werden. Wir fordern
einmal mehr den kostenlosen Kindergarten für drei- bis sechsjährige Kinder in
Wien und ersuchen die zuständige Stadträtin, entsprechende Maßnahmen
unverzüglich einzuleiten. (Beifall bei
der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wärme und
Licht. Wir haben sehr oft von den Energiepreisen gesprochen, und ich darf jetzt
eine Zeitung der Evangelischen Religionsgemeinschaft in Wien zitieren, weil das
einfach sehr stark auf den Punkt bringt, was geschieht, und wir hören es auch
immer wieder:
Die Hilferufe häufen sich. Seit Bekanntwerden der
neuen Tarife für Strom, Gas und Fernwärme häufen sich in der Stadtdiakonie Wien
die Hilferufe. Meistens geht es also nicht mehr ums Heizen. Wenn Familien Strom
und Gas abgedreht werden, da sie ihre Jahresabrechnung nicht mehr bezahlen
können, wirkt sich das auf alle Lebensbereiche aus. Alt und Jung sind
betroffen.
Hier erzählt etwa eine Pensionistin: Ohne Heizung,
Gas, kann ich einigermaßen leben. Einigermaßen leben bedeutet wahrscheinlich,
im Mantel zu Hause. Wenn ich zu Hause bin, ziehe ich mir mehr an oder lege mich
ins Bett. Seit mir auch der Strom abgedreht wurde, kann ich mir nichts mehr
Warmes kochen. Das ist schon manchmal hart.
Diese Frau wünscht sich in erster Linie ein warmes
Vollbad. Ich glaube, ein warmes Vollbad würden sich auch viele Kinder wünschen,
und die haben das auch nicht. Wir sollten das nicht auf die leichte Schulter
nehmen, und gerade in dem Energiebereich ist ein Umdenken angesagt. Nehmen Sie
sich das endlich zu Herzen und sorgen Sie dafür, dass die Wienerinnen und
Wiener leistbare Energiekosten vorfinden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Finanzielle
Unsicherheit und Armut bergen aber auch eine große Gefahr in sich, sie sind
politisch gefährlich. Wenn die Situation unsicher wird, wenn die Armut steigt,
dann ist die Demokratie gefährdet. Menschen tendieren dann sehr gerne zu
Systemen, die ihnen eine Lösung all ihrer Probleme versprechen. Diese Systeme
sind nicht demokratisch oder meist nicht demokratisch.
Ich zitiere aus einer aktuellen Ausgabe der
„Welt" vom 20.11.2008 Zahlen für die Bundesrepublik Deutschland, die
vielleicht ein bisschen anders liegen als bei uns, aber die Gefahr, dass wir
hier nachziehen, ist groß. Und diese Zahlen sind besorgniserregend, wenn die
Frage gestellt wird, wie zufrieden die Menschen mit der Demokratie sind,
nämlich in dem Sinne, dass sie eben die Lösung für ihre Probleme bewältigen
kann. Da haben wir für die neuen Bundesländer auf einer Skala von 1 bis 10 die
Zahl 3,9, das ist sehr bedenklich, und für die alten Bundesländer 5,2 als
Richtwert. Ich glaube, das ist eine wirklich gefährliche Situation, die zu
denken geben muss, wenn die Menschen auf Grund der wirtschaftlichen Situation
oder der finanziellen Unsicherheit, die sie erwartet, das Vertrauen in die
Demokratie verlieren.
Sie von der SPÖ stellen den Sozialminister, Sie
stellen alle Verantwortlichen hier in dieser Stadt Wien. Sorgen Sie dafür, dass
die Menschen weiterhin das Vertrauen in die Demokratie erhalten können und
nicht das Vertrauen auf Grund dessen verlieren, dass die Armut steigt.
Bekämpfen Sie die Armut und sorgen Sie dafür – das ist Ihre Aufgabe hier in
dieser Stadt –, dass Kinder nicht frieren müssen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die Nächste am Wort ist Frau GRin Smolik. – Bitte.
GRin
Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Meine Damen und Herren!
Die
Kollegin Wehsely hat eine seriöse Politik und eine seriöse Diskussion
eingefordert. Was sie selber hier gemacht hat, war, glaube ich, ganz das
Gegenteil, und wir konnten ja alle sehr eindringlich lauschen, was sie
offensichtlich unter seriöser Politik versteht. Offensichtlich das, was die
drei Affen gerne machen, nämlich Augen zuhalten, Ohren zuhalten und nicht
sprechen und so tun, als würde es das Problem der Armut in dieser Stadt nicht
geben.
Sich
hier herauszustellen und sich am Anfang darüber zu mokieren, dass die Grüne
Fraktion hier einen Sondergemeinderat zu diesem sehr, sehr dringlichen Thema
beantragt hat und das quasi als einen Geschäftsordnungstrick hinzustellen, den
wir uns erlaubt haben – die Frau Kollegin Matiasek hat das ganz richtig
angeführt, dass es das Recht der Opposition und jeder Fraktion hier ist, eine
Sitzung des Gemeinderates zu verlangen, wenn es ein dringliches Thema gibt,
wenn es ein spannendes Thema gibt, das diskutiert gehört –, sich dann hier
herauszustellen und zu sagen, es ist quasi eine Frechheit, das hier zu machen,
wir hätten es ja in der Budgetdebatte machen können, das ist unseriös. Es
ist absolut unseriös und zynisch. sich herauszustellen und alles zu leugnen,
was passiert. (Beifall bei GRÜNEN, ÖVP und FPÖ.)
Ich weiß schon, der SPÖ wäre es am liebsten
gewesen, diese Debatte zu diesem Thema letzte Woche irgendwo versteckt in der
Budgetdebatte abzuhalten (GR Christian Oxonitsch: Was heißt versteckt? Die
Sitzungen sind öffentlich!), damit nur ja niemand mitbekommt, welche
Zustände wir in dieser Stadt haben, unter welchen Zuständen diese Kinder in
Wien leben müssen. (GR Godwin Schuster: Es gab auch eine Aktuelle Stunde
dazu!) Ja, wir haben die Aktuelle gemacht. Gnadenhalber durften wir das
Thema für die Aktuelle Stunde vorschlagen. Das ist auch ein Recht der
Oppositionsparteien, Aktuelle Stunden einzufordern, und wir haben das zu dem
Thema gemacht, weil es ein wichtiges Thema ist. Aber offensichtlich ist es für
Sie nicht wichtig, denn die Kollegin Wehsely hat nicht sehr eindrücklich
bewiesen, dass die SPÖ auch nur einen Deut irgendwie verstanden
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