Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 106
16-Jährigen ganz deutlich
unter dem EU-Schnitt liegt. Da müssen eben Maßnahmen ergriffen werden, um dem
einen Riegel vorzuschieben, denn die Folgen sind natürlich Übergewicht sowie
seelische oder physische Krankheiten, vor allem Diabetes. In weiterer Folge
fällt das auch der Allgemeinheit zur Last, es ist dies vor allem eine Belastung
für die Kassen. Da gilt es, ganz früh anzusetzen!
Der Institutsleiter des
Instituts „Sicher leben" hat vor ein paar Tagen ganz richtig gesagt, dass
die Bewegungsförderung schon im Kindergarten beginnen sollte, dass man bewusst
darauf schaut, dass die Kinder Spaß an Bewegung und Sport haben, aber auch eine
gesunde Ernährung erhalten. Mehr Bewegung und Sport sind in weiterer Folge
außerdem ein Ventil, durch das Aggression abgebaut werden kann. Insgesamt
bringt das aber jedenfalls im Endeffekt eine Entlastung für das
Gesundheitswesen in Zukunft.
Mein
Kollege Dietbert Kowarik wird in weiterer Folge Anträge dazu einbringen.
Ich habe registriert, dass
es im roten Wien schon einige Projekte und Konzepte gibt, die in die gleiche
Richtung gehen, zum Beispiel das Projekt „Kids run for kids", bei dem auch
eine Stärkung der Klassengemeinschaft erreicht wird, oder das Projekt „Bewegtes
Lernen", bei dem Haltungsschäden vorgebeugt werden und gegen Aggression
gekämpft werden soll. – Ich bin
froh, dass es auch Berührungspunkte zwischen der Politik des roten Wien und
unseren Forderungen gibt! Man muss ja nicht immer nur kritisieren, und ich kann
hier wirklich Lob aussprechen, dass es schon Ansatzpunkte gibt, gegen
Fettleibigkeit und für gesunde Kinder Politik zu machen.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Abschließend möchte ich auch das Thema Gesamtschule nicht
unberücksichtigt lassen. In Wien geht es um die gemeinsame Mittelschule, und es
bedarf zwei Drittel der Stimmen der Lehrer und der Eltern, damit sich die
jeweilige Schule diesem Konzept anschließen kann. – Der Katholische Familienverband hat unlängst von einer
Groteske, von manipulativem und pseudodemokratischem Vorgehen im Hinblick auf
dieses Procedere der Mehrheitsfindung gesprochen. Der Stadtschulrat für Wien
bewerbe diesen Schulversuch jedoch mit allen Mitteln, scheue aber auch
manipulatives Vorgehen nicht. Laut dem Katholischen Familienverband empfehle
Stadtschulratpräsidentin Brandsteidl sogar demokratiepolitisch bedenkliche
Varianten, wonach die Mehrheit der bei den Infoveranstaltungen anwesenden Eltern
sogar in offenen Abstimmungen entscheiden könne. – All das steht im „Standard“ vom 17. November.
Ich meine, es ist wirklich ein Skandal, wenn ein
linkslinkes Schulprojekt auf diese Weise mit allen Mitteln und vor allem mit
unlauteren Mitteln durchgedrückt werden soll! Es gibt aber, wie gesagt, im
Endeffekt schon viele Beschwerden, dass das Wahlprocedere völlig unreguliert
abläuft, nur damit man diese Gesamtschule durchsetzt.
Im Hinblick darauf fordern wir eine einheitliche
schriftliche Abstimmung, die für alle Standorte gilt, dann das erwähnte
Vorgehen ist wirklich ein Skandal. Die Wiener Schulen können nicht auf diese
Art und Weise zerstört werden! Dafür ist uns die Zukunft unserer Kinder zu
wichtig! Da machen wir nicht mit!
Wir lehnen daher das Budget ab. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich möchte gleich zu Beginn ein paar Worte zu Anträgen
der anderen Parteien sagen, die mir vorliegen. Den Ventilantrag der FPÖ habe
ich noch nicht, er wurde bis jetzt nur angekündigt, aber er mag noch kommen.
Außerdem gibt es einen Antrag der FPÖ, gemäß dem die
Kinder in der Pause nur Deutsch sprechen dürfen. Konkret sollen sich die Eltern und die Lehrer ausmachen, dass
die Kinder nur Deutsch sprechen dürfen. –
Wir lehnen das aus ganzem Herzen ab, und zwar einfach deswegen, weil wir der
Meinung sind, dass Kinder genauso wie Erwachsene das Recht haben, sich wann und
wo immer in der Sprache zu unterhalten, die aus ihnen herauskommt, ob das nun
Türkisch oder eine andere Sprache ist! Ich meine, das ist das Recht der Kinder,
und dieses sollte man ihnen auch nicht nehmen. Abgesehen davon hat ja niemand
etwas davon, wenn die Kinder in der Pause Deutsch sprechen, ihre Fehler
austauschen und diese dann vielleicht noch voneinander lernen. Unsere Ablehnung
kommt also aus ganzem Herzen! (Beifall
bei den GRÜNEN.) Danke für den
Beifall! Ich sehe, dass meine Partei auch da ist.
Gewundert habe ich mich, wieso eigentlich dieser
Kussantrag nicht gekommen ist. (Zwischenruf
von GR Mag Johann Gudenus, MAIS. ) Der bleibt uns! Gut! Dann sind wir
für intensives Küssen vor und in der Schule. Wir können da gerne einen Antrag
stellen! Diesfalls meinen wir einfach, dass nicht die Erwachsenen sich
ausmachen sollen, ob die Jugendlichen einander küssen dürfen, sondern dass sie
das selbst entscheiden sollen!
Weiters gibt es drei Anträge von der ÖVP, zweien
davon werden wir zustimmen, einen müssen wir ablehnen, und zwar nicht, weil ich
ihn schlecht finde, sondern weil er so geschrieben ist, dass ich jetzt nicht
mit kann. Es geht dabei um das Campusmodell. Darüber müssen wir alle noch
genauer reden. Ich schätze das Campusmodell der Stadt Wien sehr. Ich bedaure
nur, dass nicht auch noch eine Sekundarstufe 1 angeschlossen wird. Und auch die
ganztägige Verschränkung halte ich für gut, wiewohl ich ebenfalls finde, dass
es das andere Modell mit dem offenen nachmittäglichen Angebot auch geben soll.
Ich würde das nur gerne anders ausgedrückt haben. Vielleicht können wir einmal
darüber reden und da etwas vereinbaren.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben
jetzt nicht sehr viel Zeit, um miteinander zu reden, aber spannend ist es schon
abzuschätzen, was im Schulbereich kommt, was vielleicht kommt, was nicht kommt
und was im Regierungsübereinkommen steht. Das könnten wir jetzt schön
miteinander durchgehen, aber so viel Zeit haben wir jetzt nicht. Das ist sehr
schade!
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