Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 106
steht: „Integration gelingt nicht von selbst, sondern
erfordert Anstrengungen. Diese Aufgabe nimmt die Aufnahmegesellschaft wie die
zuwandernden Menschen gleichermaßen in die Pflicht.“ Und leider hapert es immer
wieder an einer der beiden Voraussetzungen. Wenn die Aufnahmegesellschaft nicht
auf die ZuwanderInnen zugehen will, dann kann Integration nur halbherzig
gemeint sein. Und wenn natürlich ZuwanderInnen nicht bereit sind, die hier
geltenden Regeln zu beachten, dann wird es auch nicht funktionieren. Beide
Seiten müssen verstehen, dass es hier eine Holschuld und eine Bringschuld gibt.
(GR Dr Herbert Madejski: Nein, nein, das
ist absolut falsch!)
Und wenn ich von Ihnen höre, die sollen sich
gefälligst anpassen, dann kann ich mir schon vorstellen, Herr Klubobmann, was
sie sagen würden, wenn ihr Lieblingsheuriger jeden Sonntag von Wienerlieder
singenden Türken besetzt wäre. Seien Sie ehrlich, Hand aufs Herz, Ihnen können
es die Zuwanderinnen und Zuwanderer überhaupt nicht recht machen. Ich frage
mich manchmal, was die FPÖ machen würde, gäbe es keine Zuwanderung. Das wäre
wie unter Waschzwang zu leiden ohne Wasser zu haben, oder wie ein Mondsüchtiger
ohne Mond. (Beifall bei der SPÖ.)
Aber zurück zum Vernünftigen, zur Integrationspolitik
in Wien. (GR Dr Herbert Madejski: Sie
haben die Gemeindebaumieter noch nicht befragt!)
Wir holen die Menschen dort ab,
wo sie sind, wir holen sie vom Haushalt, von öffentlichen Orten, von der
Schule, vom Arbeitsplatz und wir bieten ihnen maßgeschneiderte Angebote an, die
ihnen das Leben in Wien leichter, aber auch verständlicher machen. (GR Dr
Herbert Madejski: Bei Ihnen gehen alle Wiener zum Heurigen und fahren mit dem
Fiaker!)
Sehr geehrte Damen und
Herren, ich habe vorhin gesagt, dass erfolgreiche Integration ein
beiderseitiges Geben und Nehmen ist. (GR Dr Herbert Madejski: Das kenne
ich!) Dass alle, die in Wien leben, die Rechtsordnung einhalten müssen,
muss wirklich hier nicht ausdrücklich und sonderlich angeführt werden. (GR
Dr Herbert Madejski: Oh ja!) Übrigens werden ZuwanderInnen bei diesem
Start-in-Wien-Programm über unsere Rechtsordnung informiert. (GR Dr Herbert
Madejski: Das wissen sie ja gar nicht!) Alleine schon deswegen muss das
doch in Ihrem Sinn sein. (GR Dr Herbert Madejski: Herrlich!) Ich freue
mich sehr, geehrte Damen und Herren, dass das Start-in-Wien-Programm von
Caritas-Direktor Landau sehr positiv aufgenommen worden ist, und zwar mit den
Worten: „Als wichtigen Schritt zur gelebten Integration.“ (GR Dr Herbert
Madejski: Was hat der Landau für eine Protektion bei Ihnen!)
Ich freue mich auch, dass
die Klubobfrau der Grünen, Maria
Vassilakou, das grundsätzlich positiv sieht. Ich freue mich nicht über die
Reaktion der Wiener ÖVP, die bei der Integration offenbar auf Zwang setzt, wie
es ihre Innenministerin tut. Frau Kollegin Ekici sagt: „Wer hier lebt, hat sich
an die Hausordnung zu halten.“ (GR Dr Herbert Madejski: Jawohl!) Ja, sie
hat recht, sie hätte aber genauso gut sagen können, wer hier lebt, darf nicht
bei Rot über die Kreuzung fahren, wer hier lebt, darf nicht falsch parken, sie
könnte noch andere Selbstverständlichkeiten aufzählen. (GR Dr Herbert
Madejski: Also diese Partei, nein!) Wenn das die innovative
Integrationspolitik der ÖVP ist, dann denke ich mir, wir gehen um viele
Schritte weiter in Wien. Die Hausordnung ist von jedem einzuhalten, no na, aber
das ist ja nichts Neues. (Beifall bei der SPÖ. – GR Dr
Herbert Madejski: Aber Hunderttausenden Menschen.)
Wissen Sie, Herr Kollege, oder Kollegin, der
Unterschied zwischen diesem Zugang und unserem ist, wir unterstellen niemandem
von vornherein böse Absicht, Sie aber schon. (StR Johann Herzog: Sie unterstellen den Wienern, dass sie
fremdenfeindlich sind!)
Zum Abschluss vielleicht noch ein Hinweis, sehr
geehrte Damen und Herren, nicht nur von Duisburg kann Wien etwas lernen, es
gibt noch eine andere Stadt in Nordrhein-Westfahlen, die sehr deutlich gezeigt
hat, dass sie ausländerfeindliche Hetze ganz und gar nicht schätzt, und diese
Stadt heißt Köln. Da dürfen Hassprediger zwar stundenlang auf dem Schiff ganz
unbehindert Hass predigen und sich gegenseitig bestätigen, aber die Kölnerinnen
und Kölner wollen von ihnen nicht belästigt werden und wollen ihre Ruhe haben. (GR Dr Herbert Madejski: Wir sind aber in
Wien, Schöpfwerk, Reumannhof, nicht Köln!) Und im Übrigen, die Kölner
Moschee wird in den nächsten Wochen feierlich eröffnet werden. (StR Johann Herzog: Kommen Sie nach Hamburg,
wo sie Pflastersteine werfen, nicht Köln!)
Sehr geehrte Damen und
Herren, zum Antrag des Herrn Kollegen Schock und der Kollegin Matiasek, die
fordern ein Bekenntnis zur Staatssprache Deutsch, dieses sei ein Grundprinzip
unserer Verfassung, heißt es im Antrag.
Dazu ist eines
festzustellen: Die österreichische Bundesverfassung kennt die Amtssprache
Deutsch. Die Minderheitensprachen als Amtssprache sind im Burgenland Kroatisch
und Ungarisch, in Kärnten Slowenisch, in Teilen der Steiermark ebenfalls
Kroatisch. Und ich bin auch der gleichen Meinung wie Klubobfrau Vassilakou, ich
glaube, wenn Sie dieses Bekenntnis den Mitgliedern der Verbindung Olympia zum
Unterschreiben geben, glaube ich nicht, dass alle dieses Bekenntnis
unterschreiben würden. Da werden Sie keine Mehrheit finden. (GR Mag Dietbert
Kowarik: Das sollen sie ruhig unterschreiben!)
Sehr geehrte Damen und
Herren, diese Bekenntnisurkunde ist ein Bekenntnis der Antragsteller, nämlich
dass sie mit Vorurteilen belastet sind (GR Mag Dietbert Kowarik: Was Sie
alles wissen!) und dass Ihnen dafür eigentlich nichts zu blöd ist. (StR
Johann Herzog: Sie haben Vorurteile!) Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall
bei der SPÖ. – StR Johann Herzog: Sie haben Vorurteile gegen die Wiener!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der nächste Debattenbeitrag kommt von Frau GRin
Matiasek. Ich bitte sie zum Rednerpult. Ab jetzt beträgt die Redezeit
20 Minuten.
GRin Veronika Matiasek
(Klub der Wiener
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