Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 72
(FSP - 04118-2008/0001-KFP/GM) dieser
Fragestunde wurde von Frau GRin Henriette Frank gestellt und ist an den Herrn
amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtet. (Das Objekt
Liebknechtgasse/Zeillergasse aus dem Jahre 1926 ist in einem desolaten Zustand
und es ist nicht abzusehen, was zur Erhaltung dieser Anlage aus den Anfängen
des Wiener Gemeindebaus beigetragen wird. Wann soll die Wohnhausanlage Ecke
Liebknechtgasse/Zeillergasse endlich saniert werden?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte
Frau GRin Frank!
Der von Ihnen angesprochene Gemeindebau
Liebknechtgasse/Zeillergasse - wenn man alle Adressen heranzieht, wobei es sich
um Identadressen handelt, sind es Zeillergasse 7-11, Liebknechtgasse 10-12,
Beringgasse 15 und Pretschgogasse 5 im 17. Bezirk, die alle
zusammengefasst werden zum so genannten Wiedenhoferhof - wurde in den Jahren
1923 bis 1924 gebaut. Ich glaube auch zu wissen, warum Sie besonderes Interesse
an diesem Gemeindebau haben: Er wurde nämlich vom Architekten Josef Frank
gebaut, einem der bedeutendsten Architekten Österreichs. Dieser Hof hat eine
sehr lange Geschichte und Tradition. Im Rahmen dieser Geschichte ist es auch
unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs, also am Beginn der 50er Jahre, zu
einer Aufstockung um ein Geschoß gekommen. Es wurden damals insgesamt 57 so
genannte Notwohnungen errichtet. Es war nach den schweren Bombenschäden und
Zerstörungen in Wien ein besonderes Anliegen, sehr schnell Wohnungen zu
schaffen. Es ist deshalb kein Vorwurf von mir an die damals Verantwortlichen,
dass aus heutiger Sicht die Bausubstanz dieses einen Geschoßes keine sehr gute
ist.
Wir haben das auch erhoben: Am 25.9.2006 hat Wiener
Wohnen als Baumanager für die geplante Sockelsanierung an diesem Gemeindebau
eine Arbeitsgemeinschaft beauftragt, nämlich Ertl, Kolbitsch und Szedenik, und
diese haben eine Erhebung durchgeführt, um einen Vorentwurf für eine allfällige
Sanierung zu erstellen. Diese Erhebung hat gezeigt, dass dieses eine Stockwerk
dem heutigen Stand der Technik nicht mehr entspricht, auch nicht mehr den
Anforderungen, was die Wohnqualität betrifft - so beträgt beispielsweise die
Raumhöhe in diesem einen Stockwerk lediglich 2,3 m -, und auch die
Tragfähigkeit der Decken ist doch sehr stark verbesserungsbedürftig.
Bereits im Frühjahr 2008 wurden daher Mieterinnen und
Mieter im Zuge einer Versammlung über diese Feststellung und das Erfordernis
der Absiedlung aus diesen Wohnungen erstmals informiert. Es war mir ein
besonderes Anliegen - ich war damals schon zuständig -, dass die Mieterinnen
und Mieter über die Sockelsanierung informiert werden, und zwar schriftlich,
und auch die Möglichkeit bekommen, sich darüber weiter gehend auch mündlich zu
informieren.
Diese Sockelsanierung umfasst sehr große Teile des
Gebäudes: Es ist daran gedacht, eine Fenstererneuerung vorzunehmen - das heißt,
Holz-Aluminium-Fenster werden eingebaut. Die Fassadensanierung soll
durchgeführt werden, inklusive dem Aufbringen einer Wärmedämmung - ein
Anliegen, das wir in Richtung Klimaschutz, aber auch in Richtung Einsparung von
Energiekosten ganz besonders haben. Es wird an die Kanalsanierung gedacht. Die
Schaffung einer neuen Waschküche ist ebenso vorgesehen wie die Schaffung
zusätzlich erforderlicher Kellerabteile. Die Neugestaltung der Höfe wird mit
dieser Sockelsanierung angegangen, und es wird auch eine Sanierung der
allgemeinen Teile der Stromversorgung sowie ein Aufzugseinbau erfolgen. Dazu
kommt der Abbruch und die Neuerrichtung von Dachgeschoßwohnungen mit
Freiflächen, also es sollen Terrassen geschaffen werden. Das heißt, es wird die
Qualität insgesamt, des gesamten Baus, wesentlich verbessert.
Die von der Absiedlung betroffenen Mieter und
Mieterinnen wurden im Juni 2008 über die Notwendigkeit der Absiedlung
informiert. Es wurden mit ihnen auch Gespräche über die weitere Vorgangsweise
geführt, das heißt, ob Ersatzwohnungen angeboten werden sollen oder ob manche
überhaupt woandershin übersiedeln wollen. Wir haben vom überwiegenden Teil der
von der Absiedlung betroffenen Mieterinnen und Mieter bereits Wünsche bekommen.
Für einige konnten wir sogar schon Ersatzwohnungen vorsehen.
In einer Mieterversammlung am 23. September 2008
haben schließlich Wiener Wohnen und der Baumanager den Bewohnerinnen und
Bewohnern die detaillierte Planung der Sanierung und der Maßnahmen präsentiert,
auch die Auswirkungen auf die Miethöhen im Rahmen eines § 18-Verfahrens.
Derzeit sind die Unterlagen für die Einreichung bei
der Schlichtungsstelle in Vorbereitung. Der Antrag bei der Schlichtungsstelle,
der parallel mit den Maßnahmen im Wohnfonds Wien getätigt wird, ist für
Dezember 2008 vorgesehen. Und es ist dann davon abhängig, ob es Einsprüche gibt
oder nicht und wie auch der Ablauf des Vergabeverfahrens ist, aber ich gehe
davon aus, dass wir mit einem Baubeginn im Herbst 2009 rechnen können.
Sie sehen also, die Sanierung ist voll im Gange -
wenngleich man durchaus sagen muss, dass es auf Grund der Maßnahmen, die im
Bereich des Vergaberechtes notwendig sind, und auch des Abwartens der
Einsprüche vor der Schlichtungsstelle vom Beginn der Sanierungsvorbereitungen
bis hin zu den konkreten Baumaßnahmen zweifellos noch einige Monate, bis zu
einem Jahr, dauern kann.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Herr Stadtrat. Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Frank gestellt. -
Bitte.
GRin Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat! Zuerst einmal Danke
für die wirklich sehr ausführliche Berichterstattung, und auch Danke dafür,
dass Sie vorher noch einmal auf meine Frage eingegangen sind.
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