Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 108
der österreichischen Arbeitnehmervertreter an den
Herrn Wirtschaftsminister! Ich hoffe, er wird dieser Aufforderung auch
nachkommen. (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Schluss möchte ich Ihnen
eines sagen, meine Damen und Herren: Die SPÖ in Wien ist ein Garant für eine
humane, nicht inflationstreibende Finanz- und Wirtschaftspolitik. Wir vertreten
eine Finanz- und Wirtschaftspolitik mit Augenmaß, genauso bei den Gebühren. Die
Wienerinnen und Wiener wissen das, sie können sich auf uns verlassen. Wir
brauchen von niemandem - und schon gar nicht in dieser Frage von Seiten der ÖVP
- Belehrungen.
Meine Damen und Herren von
der Volkspartei! Kehren Sie vor Ihrer eigenen Tür! Reden Sie mit Ihrem
Bundeskanzler, Stellvertreter natürlich (Heiterkeit
und demonstrativer Beifall bei der ÖVP.), mit dem Herrn Vizekanzler! Reden Sie mit dem Herrn
Wirtschaftsminister, reden Sie mit dem Herrn Alt-Bundeskanzler, der jetzt
Klubobmann im Nationalrat ist, dann werden Sie feststellen, dass Sie viel im
eigenen Bereich machen können, und dann wird auch etwas weitergehen. (Beifall bei der SPÖ. - GR Dr Matthias Tschirf: Großartig! - Weitere
Zwischenrufe.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Margulies. Ich erteile es ihm.
GR Dipl-Ing Martin Margulies
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Jetzt ist es mit dem Kurti Wagner durchgegangen (Heiterkeit
bei GRÜNEN, ÖVP und FPÖ), und es hat tatsächlich das offenbart, was
eigentlich wirklich die Tragik in der österreichischen Gesellschaft war: Die
letzten Wahlen haben nichts geändert (Heiterkeit bei den GRÜNEN.), Schüssel
war nach wie vor Bundeskanzler! Den Molterer hat er sicher nicht gemeint, davon
bin ich überzeugt. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Aber den Gusi hat er vergessen!)
Das ist wahrscheinlich tatsächlich das große Problem, denn dem
Nicht-Kanzlerwechsel ist auch kein Richtungswechsel in der Politik gefolgt.
Trotzdem, Kollege Wagner, ich habe es schon gemerkt:
Gusenbauer ist noch - nicht mehr lange, aber wahrscheinlich noch -
Bundeskanzler. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Wer es hinkünftig sein wird,
hängt davon ab, ob es Neuwahlen gibt. Entweder es wird der uns bekannte
ehemalige Wohnbaustadtrat Faymann, oder - wer weiß? - vielleicht erleben die
GRÜNEN ein Revival auf 35 Prozent. Dann würde es in Österreich tatsächlich
anders ausschauen! (Beifall bei den GRÜNEN. - StR David Ellensohn: Oder auf
27! - Zwischenrufe bei GRÜNEN, SPÖ und ÖVP.)
Es ist tatsächlich nicht so wie bei denjenigen
innerhalb der ÖVP, die sich bislang immer irgendwie als Lobbyisten der oberen
Zehntausend entpuppt haben und jetzt plötzlich, zum Teil recht skurril, auch
irgendwie glauben, für diejenigen Menschen, die man gern Mittelstand und sozial
Schwächere nennt, Politik zu machen. Da müsste die Politik auf Bundesebene
schon anders anschauen.
Selbst in Wien, sage ich einmal, wäre es dann so: Wenn
all das umgesetzt wird, was Sie heute hier tatsächlich fordern, dann sinken
einmal schlagartig die Einnahmen der Stadt Wien um rund
140 Millionen EUR. Wenn ich dann noch zusammenrechne, was Sie im Zuge
der Rechnungsabschlussdebatte an Mehrausgaben gefordert haben, dann würde mich
wirklich interessieren, wie Sie die Stadt Wien finanzieren wollen. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.)
Aber das macht nichts, es ist das Recht der
Opposition. Nur eines ist wichtig, und das hat sich tatsächlich gezeigt (StRin
Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Wie ist die Verwaltung in Oberösterreich?
Schauen wir in Oberösterreich die Verwaltung an! In Vorarlberg!): Es ist
wichtig, dass die öffentlichen Dienstleitungen auch in öffentlicher Hand
bleiben. Dazu darf man sie nicht kaputt sparen und ruinieren.
Denn was passiert, wenn zum Teil heute Sachen den
Marktmechanismen in einer Art und Weise unterworfen sind, wie sie es früher
nicht waren - was da passiert, sieht man momentan gerade am Energiemarkt. Für
alle Marktapologeten muss in Wirklichkeit das, was sich am Energiemarkt
abspielt, eigentlich der beste Beweis dafür sein, dass man, wenn man jedes Gut
zur Ware macht, furchtbar reich werden kann. Das Schöne ist, dass mittlerweile
immer mehr begreifen: Nein, man kann nicht jedes Gut unbeschränkt dem Markt
unterwerfen! Das gilt zum Beispiel für Öl, wo mittlerweile sechsmal so viel
Scheinöl auf dem Papier existiert, wie tatsächlich im Umlauf ist - und dann
wundert man sich, dass die Spekulanten daran hervorragend verdienen!
Es gibt tatsächlich auch Waren - das muss man so
ausdrücken, und dazu gehört Energie -, für die es Restriktionen am Markt geben
muss. Ich hoffe, dass wir das noch erleben werden. Denn ansonsten kann es
tatsächlich passieren, dass die Zwei-Drittel-Gesellschaft, die sich in
Österreich immer rasanter entwickelt, nicht einmal mehr davor endet, dass die
unteren zwei Drittel nichts mehr zum Heizen haben, nichts mehr für den
öffentlichen Transport zur Verfügung haben und nichts mehr für den eigenen
Individualtransport zur Verfügung haben. Wir wollen nicht, dass Öl, Gas oder
Strom nur mehr dem obersten Drittel der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Das
heißt, man muss hier tatsächlich in den Markt eingreifen! Das muss man laut
sagen, und das muss man gemeinsam wollen.
Ich komme jetzt zurück zu Ihren Anträgen und zur
Dringlichen. Bezug nehmend auf das, was Kollege Wagner gesagt hat: Ich habe nie
geglaubt, dass die ÖVP wirklich die Partei mit so viel Wirtschaftskompetenz
ist, ich habe da immer eine andere Einschätzung gehabt. (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Überhaupt keine Wirtschaftskompetenz!) Eine gewisse
Skurrilität, insbesondere hinsichtlich der Ableitung des Einflusses der
Gebührenerhöhungen auf die Inflation des Jahres 2008, traue ich mich da schon
anzumerken.
Ohne die diversesten Studien zu
zitieren: Es wird die Entwicklung der Inflationsrate im Großen und Ganzen
einerseits im Monatsabstand, andererseits im Jahresabstand von der Statistik
Austria ausgewiesen. Was
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular