Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 99 von 118
Beispiel unter der Armutsgefährdungsschwelle EU-SILC, verfügen, und in seiner Höhe einer jährlichen Indexanpassung unterliegen.
So lange die Neukonzeption eines Heizkostenzuschusses
nicht in Kraft ist, spricht sich der Wiener Gemeinderat dafür aus, die Frist
für den Antrag auf Heizkostenzuschuss auf den Zeitraum 1. Oktober bis
31. März festzulegen und für eine ausreichende Kommunikation dieser Frist
an die betroffenen Personengruppen zu sorgen.
In formeller Hinsicht beantrage ich auch hier die
sofortige Abstimmung.“
Wir haben ja schon erfahren, dass der Antrag
abgelehnt wird. Das ist immer das Schöne, wenn man so glaubt, es wird in einem
Gemeinderat eine Diskussion geführt oder es wäre irgendwann ein Dialog möglich,
aber eigentlich weiß die Mehrheitsfraktion ja schon vor diesem
Rechnungsabschluss, wie sie über alle Anträge abstimmt, und es ist relativ
sinnlos, sich um eine neue Meinung zu bemühen oder sich hier für einen gewissen
Konsens einzusetzen. – Danke. (Beifall
bei den Grünen.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Smolik.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine Damen und
Herren!
Ich möchte in dieser Geschäftsgruppe auf vier
Bereiche zu sprechen kommen.
Beginnen möchte ich mit den Jugendzahnkliniken. Es
ist so, dass die Jugendzahnkliniken im 10. Bezirk, aber auch im
21. Bezirk geschlossen wurden, und es ist eigentlich nicht
nachvollziehbar, warum dieser Schritt gemacht wurde, denn es gibt nach wie vor
gerade in diesen Bezirken, aber auch in anderen Bezirken Menschen, vor allem
auch Familien, die in einer sehr prekären finanziellen und sozialen Situation
sind, die diese Jugendzahnkliniken sehr dringend bräuchten.
Warum bei diesen sozialbedürftigen PatientInnen hier
quasi gespart wurde, indem man diese Einrichtung gekürzt beziehungsweise
geschlossen hat, ist nicht nur für uns nicht nachvollziehbar, sondern auch für
jene, die in diesen Bereichen arbeiten, aber auch jene, die Menschen, die diese
Einrichtungen besuchen, begleiten, wie vor allem Menschen mit Behinderungen,
für die es unter Umständen nur dort eine zahnärztliche Behandlung gab, weil
sich niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte geweigert haben, manche
Eingriffe bei diesen Menschen durchzuführen, weil sie eine Narkose gebraucht
hätten oder einfach ob ihrer speziellen Bedürfnisse eine andere Behandlung
gebraucht hätten und dort bekommen haben. Jetzt ist es für diese Menschen umso
schwieriger geworden, zu ihrer gesundheitlichen zahnärztlichen Versorgung zu
kommen.
Es hat auch der Dienststellenausschuss diesbezüglich
im April einen Antrag an die Frau Stadträtin eingebracht, in dem natürlich auch
die Personalsituation in diesem Bereich thematisiert wurde, weil mit dem
bestehenden Personal im 9. Bezirk, wo jetzt quasi all die Fälle, die aus
ganz Wien in die Jugendzahnklinik kommen, versorgt werden sollen, nicht mehr
versorgt werden können. Und soweit ich informiert bin, hat sich die
Personalsituation dort nicht geändert.
Ich halte es für einen gesundheitspolitischen, aber
auch für einen sozialpolitischen nicht Supergau, aber sehr, sehr schweren
Fehler, gerade in diesem Bereich hier einzusparen und vor allem auch in der
Personalsituation zu wenig Personal zur Verfügung zu stellen, um die Ärmsten
der Armen, die dort ihre Behandlung bekommen, zu versorgen.
Es wäre schön, wenn es eine Erklärung gäbe, oder
vielleicht hat sich ja was getan und zum Guten gewendet, und es gibt jetzt
wieder die Zahnkliniken in den besagten Bezirken, im 10. Bezirk und im
21. Bezirk. Das würde mich sehr freuen, aber vielleicht gibt es ja eine
Antwort, wie es bezüglich der Jugendzahnkliniken weitergehen kann.
Der zweite Bereich, zu dem ich sprechen möchte – er
ist ja schon von meiner Vorrednerin Karin Praniess-Kastner gekommen, und auch
der Kollege Kurt Wagner hat sich offensichtlich sehr echauffiert über diesen
Bereich –, das ist der Bereich Menschen mit Behinderungen und hier speziell die
Persönliche Assistenz.
Ja, Wien hat mit dieser Lösung der
Pflegegeldergänzungsleistung einen Schritt gemacht, einen wichtigen Schritt
gemacht, und wir wären froh, wenn es andere Bundesländer auch so machen würden,
das gebe ich zu. Ich glaube aber, dass Wien, gerade weil es jetzt diese Lösung
nach langem und zähem Ringen gibt – und Sie müssen zugeben, das war ja von
vornherein nicht so klar, wie es mit den Menschen, die in diesem Pilotprojekt
drinnen waren, weitergeht; es war nur durch den Einsatz der Betroffenen
möglich, diese jetzige Lösung zu bekommen, und mein Dank gilt wirklich den
Betroffenen, die sich gewehrt haben und auf die Füße gestellt haben, um zu
dieser jetzt in Wien existierenden Pflegegeldergänzungsleistungslösung zu
kommen –, ein Signal an die Bundesregierung richten sollte, dass es in diese
Richtung eine bundesweite Regelung geben soll, denn es ist für Menschen mit
Behinderungen nicht ganz einzusehen, warum es in Wien jetzt eine Lösung gibt,
wenn ich aber in Niederösterreich lebe oder auch im Burgenland oder noch weiter
weg keine derartige Lösung in Sicht ist, dass es keine Österreich-weite
Regelung gibt, wie sie etwa bezüglich des Pflegegeldes besteht.
Ich möchte deswegen gemeinsam mit der Kollegin
Praniess-Kastner einen Antrag betreffend eine bundeseinheitliche Regelung für
die Persönliche Assistenz stellen.
„Der Gemeinderat der Stadt Wien fordert den
zuständigen Bundesminister auf, einen Gesetzesvorschlag für eine bundeseinheitliche
Regelung für Persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderungen unter
Beteiligung der Betroffenen und der Länder zu erarbeiten.
Hier beantragen wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.“ (GRin Erika
Stubenvoll: Da hätte es besser eine Zuweisung geben sollen, dann könnten wir
darüber reden!) Sie können ja trotzdem darüber reden. Sie
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