Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 118
zuständigen Magistratsdirektion, aber auch den
Mitarbeiterinnen der Stadtratbüros für ihren unermüdlichen Einsatz für die
Stadt und die liebenswürdigen Menschen in dieser Stadt, bedanken. Wien ist
nicht zuletzt durch diesen Einsatz so lebens- und liebenswert und, wie schon
gesagt, die hohen Werte in punkto Lebensqualität sind kein Zufall und kommen
nicht von ungefähr. Ich bedanke mich. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
nächsten Redner habe ich Herrn GR Mag Chorherr. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Frau Vorsitzende! Meine
Damen und Herren!
Ich möchte jetzt den gesperrten Ring als Beispiel
nehmen und über die unglaubliche Flexibilität des Verkehrs sprechen. Ich kann
mich erinnern, wie die meisten von Ihnen auf den Vorschlag von Maria Vassilakou
vor einem halben Jahr reagiert haben, (GRin
Mag Maria Vassilakou: Ja, richtig!) dass man doch die Chance nützen sollte,
den Ring grundsätzlich für Fußgänger und Radfahrer zu öffnen. Also, das war von
der Intensität her sozusagen nahe der Kinderschändung, was da passiert ist. Ich
kann mich erinnern, auch was hausintern für eine Angst bestand, da werde das
totale, unglaubliche Wahnsinnsverkehrschaos ausbrechen.
Und was ist jetzt dort? Das geht wunderbar. (GR
Heinz Hufnagl: In einem Teilabschnitt!) Ein paar wollen unbedingt stauen,
die sollen stauen. Ich möchte mich ein bisschen darüber aufhalten, weil wir,
Herr Stadtrat, mutiger sein sollten.
Der Verkehr ist unglaublich flexibel. (GR
Kurth-Bodo Blind: Da sollten Sie die Linzer Straße nehmen!) Da sind von
heute auf morgen … Also mir fallen fünf Straßen ein, wo man Ähnliches machen
könnte. Bleiben wir beim Ring, fangen wir mit dem Ring einmal an.
Ich habe mir das öfters auf der Zweierlinie
angeschaut. Die Menschen sind rasend intelligent, sie stellen sich schlicht und
einfach darauf ein.
Mir fällt ein zweites Beispiel ein: Ich kann mich
erinnern, ich glaube, 2003 war der große Streik von Bahn und Wiener Linien am
selben Tag. Sie erinnern sich, ein Tag. Vorhergesagt war die
Verkehrsapokalypse. Man muss sich einmal vorstellen, wenn das alles ausfällt.
Es war bis heute der Tag mit dem mit Abstand meisten Radverkehr, den Wien
jemals gesehen hat, interessanterweise nicht nur an dem Tag, sondern, wie ein
Pingpong-Ball, waren auch die nächsten Tage noch relativ hoch, und dann ist
wieder die Normalität eingezogen.
Also, wir werden uns sehr anstrengen müssen, Herr
Stadtrat, Herr Radverkehrs-Beauftragter, dass wir jenen Wert jemals in den
nächsten Jahren wieder erreichen, der an diesem einen Tag erzielt wurde. Es
kommt überhaupt kein Chaos. Ich habe mit einem hochrangigen Beamten der Stadtbibliothek
gesprochen, der zu Fuß vom 22. ins Büro gegangen ist. Das war für ihn echt ganz
cool, einmal zu Fuß ins Büro zu gehen.
Ich sage Ihnen ein drittes Beispiel über die
Flexibilität des Verkehrs: Es wird vorhergesagt - wir spielen jetzt kurz Jänner
- es wird intensivster Schneefall vorhergesagt. Die meisten Parkplätze
verschwinden in einer einzigen Parkplatzvernichtungsaktion, weil dort die
Schneehaufen liegen. Eigentlich müsste das Verkehrssystem zusammenbrechen. Es
bricht nicht zusammen, es funktioniert.
Lange Rede kurzer Sinn, meine Damen und Herren, wir
sollten viel mutiger sein. Dem Wiener Verkehr ist unglaublich viel zumutbar,
und ein großes Lob gebührt den Wiener Autofahrerinnen und Autofahrern. Die
haben eine Intelligenz, eine Flexibilität, einfach zu verschwinden. Das ist
wunderbar, das ist wunderbar. Jetzt haben wir dort aber eine riesige Barriere.
Ich glaube, es ist nicht die Stadt Wien schuld, ich glaube, es ist die UEFA.
Ich verstehe überhaupt nicht, dass man gleichzeitig jammern kann, dass keine
Leute in der Fan-Zone heute sind. Du kommst auch nicht hinein, ja. Man könnte
ja, sagen wir, dort mit ein paar netten Leuten jetzt auf ein Würstel oder auf
ein sehr teures Bier gehen, aber ich verstehe es irgendwie, dass man
4,50 EUR zahlt, ist ja wirklich ein beachtlicher Preis, aber man muss
irgendwo hineinkommen.
Man schützt sozusagen das Nichts vor dem Nichts, es
stehen einige heroische Securitys herum, ist es, dass man befürchtet, dass da
jetzt ein Anschlag passiert, oder warum macht man nicht einfach auf und lässt
die Leute heute hineingehen. Ein paar ganz versprengte Touristen gehen da und
filmen einen vereinsamten Jazzspieler, der jetzt dort ist, und ein paar
heroische Standler haben noch immer offen.
Noch einmal: Ich muss es sagen, es ist völlig
unsinnig von der Stadt Wien, weil es viele Diskussionen gegeben hat, es war
aber eine richtige Entscheidung, eine richtige Entscheidung, das in der Stadt
zu machen, ja. Ich verhehle nicht, ich habe mich nie kritisch geäußert, aber
ich hatte meine Zweifel, ob das so eine richtige Entscheidung ist, und jetzt
nützen wir den Schwung.
Sperren wir nicht das ganze Ding ab, sondern sagen:
„Bravo Autofahrer, wir öffnen das für Fußgänger, für Radfahrer, für
Radfahrerinnen, für Skater, für Leute mit Kinderwagen.“ Das ist wunderbar, die
Leute haben sich daran gewöhnt, warum verwirren wir, meine Damen und Herren,
verwirren wir die armen Autofahrer und machen den Ring wieder auf? Das ist
hergeschenkte Kapazität.
Ernsthaft, das Verkehrssystem ist unglaublich
flexibel, akzeptiert ganz viele Eingriffe, und wenn dann die Qualität steigt,
nicht als abgeriegelte Gesamtsicherheitszone, sondern als fluides, urbanes
Element des Gehens, wäre das wunderbar. Ich wüsste nicht ernsthaft, außer dass
es nicht geplant ist, was dagegen spricht. Leider spricht heute nicht Kollege
Hora. (GR Mag Alexander Neuhuber: Was
machen wir mit der Universität!)
Wenn die Stücke vom Ring,
ernsthaft jetzt, wenn das Stück vom Ring gesperrt ist, kannst du trotzdem
hinein. Endlich kannst du zu Fuß hinein gehen. Was ist das Problem! Ich würde
ja nicht den Zaun stehen lassen, du kannst vorne reinfahren, du kannst woanders
reinfahren, du kannst beim ... (GR Mag Alexander Neuhuber: Was machen
wir mit dem Deutschmeisterplatz!) Ja, den Teil
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