Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 118
und zielgerichtete Frauenpolitik betrieben werden kann und wir dann auch Berechnungen bekommen, die realistisch sind und die auch den veröffentlichten Statistiken von Statistik Austria et cetera entsprechen und keine Geheimformeln - wie derzeit etwa bei der Frauenerwerbsquote – enthalten. Ich bringe somit gemeinsam mit meinen Kolleginnen Sirvan Ekici und Monika Riha einen Beschluss- und Resolutionsantrag ein:
„Der Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien möge
eine ressortübergreifende, unabhängige Stabsstelle für Frauenpolitik für
folgende Zielsetzung einrichten:
1. Förderung des weiblichen Unternehmertums;
2. Förderung von Frauen in Spitzenpositionen;
3. Erarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung
sozialer und gesellschaftlicher Absicherung von Frauen;
4. Erarbeitung eines Maßnahmenkataloges, um endlich
die Einkommensschere zu schließen;
5. Gewaltbekämpfung und
6. Kontrolle und Evaluierung des Gender Budgeting.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP. – StRin Mag Katharina
Cortolezis-Schlager: Ich stelle im
Zusammenhang mit der SPÖ-Frauenpolitik fest: Leere Bänke!)
Die ÖVP-Wien vertritt folgende Hauptansatzpunkte:
Frauen müssen zwischen Vollzeit, Teilzeit und ob sie Kinder oder keine Kinder
haben wollen, wählen dürfen, und die Politik ist dazu da, die geeigneten
Rahmenbedingungen zu schaffen. Das ist in Wien leider nicht gelungen, und daher
stimmen wir diesem Rechnungsabschluss nicht zu.
Ich komme jetzt noch zu einem anderen Thema
betreffend den Entwurf eines Lebenspartnerschaftsgesetzes, den ich gemeinsam
mit meinem Kollegen Dr Wolfgang Ulm einbringe. – Das
Lebenspartnerschaftsgesetz regelt die Beziehung von zwei gleichgeschlechtlichen
Personen in einer Lebensgemeinschaft. Dieser Beschlussantrag hat den Abbau
vorhandener Diskriminierungen zum Ziel. Die Förmlichkeiten, um eine solche
Lebenspartnerschaft einzugehen, entsprechen der Schweizer Regelung des
Verfahrens: Die beiden Partner reichen persönlich bei der Behörde das Gesuch um
Eintragung ein. Die Behörde prüft die Voraussetzungen, und wenn diese erfüllt
sind, wird die Lebenspartnerschaft beurkundet und in ein neu zu schaffendes
Personenstandsbuch eingetragen.
Es handelt sich hier um eine eingetragene
Partnerschaft und nicht um eine klassische Lebenspartnerschaft. Es wird
vorgeschlagen, dass die Bezirksverwaltungsbehörden oder die Bezirksgerichte als
zuständige Behörden für die Beurkundung zuständig sind. (Zwischenruf von StR
David Ellensohn.) Nein! Das ist keine Diskriminierung! Das ist keine Ehe,
auch keine Ehe light! Das Ziel ist, dass man Diskriminierungen abbaut, die es
zum Beispiel im Mietrecht, bei Krankheit und Pflege et cetera gibt. Diese
Diskriminierungen sollen abgebaut werden. Es soll aber keine neue Form der Ehe
zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern geschaffen werden. (GR Dipl-Ing
Martin Margulies: Kein Standesamt, kein Feiern, kein Küssen in der
Öffentlichkeit!) Feiern kann jeder, wie und wo immer er möchte! (Weiterer
Zwischenruf von GR Dipl-Ing Martin Margulies.)
Das ist nun einmal keine Ehe im klassischen Sinn. (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Doch!) Nein! Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen
Partnern ist nicht das, was wir als Ehe empfinden. Tut mir leid. Wir versuchen,
rechtliche Diskriminierungen von Gleichgeschlechtlichen in verschiedenen
Bereichen zu beseitigen, um eine gewisse Form des Ausgleichs zu schaffen. Der
Beschlussantrag lautet:
„Die Beseitigung von rechtlichen Diskriminierungen
von gleichgeschlechtlichen Liebenden soll durch den Bundesgesetzgeber geregelt
werden. Gleichwohl darf ein zu schaffendes Rechtsinstitut in keiner Weise der
Ehe gleichartig sein oder ein Rechtsinstitut einer Ehe light schaffen.
Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die in
der Begründung genannten Adaptierungen in den Entwurf des
Lebenspartnerschaftsgesetzes aufgenommen werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Rubik. Ich bitte sie zum Rednerpult und erteile ihr das
Wort.
GRin Silvia Rubik (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ich gehe jetzt nicht auf das Thema Frauen und
Integration ein, denn darüber wird meine Kollegin Yilmaz noch ausführlich
berichten.
Ich muss gestehen, dass ich jetzt ein bisschen zu
sehr enttäuscht von den Wortmeldungen bin, die ich gerade gehört habe, um jetzt
wirklich gewählte Antworten darauf geben zu können, denn das schockt mich ganz
einfach.
Frau Matiasek! Sie haben bei Ihrer Wortmeldung die
Fiakerpferde angesprochen. Darauf möchte ich kurz eingehen. Sie haben im
Zusammenhang mit den Fiakerpferden die Notwendigkeit von Schattenplätzen
angesprochen. – Wie Sie ja wissen, hat die Frau Stadträtin gemeinsam mit
der Tierschutzombudsstelle schon vor Längerem bei der veterinärmedizinischen
Universität eine Studie in Auftrag gegeben, damit eine bestmöglich Lösung für
die Fiakerpferde in Wien ermittelt wird. Diese Studie wird im Herbst fertig
sein. (Zwischenruf von GRin Veronika Matiasek.) Das dauert seine Zeit!
Wenn diese Studie fertig ist, dann können wir schauen, wie die Umsetzung
erfolgt!
Ich möchte jetzt aber schon erwähnen, dass die Fiaker
auch eine Eigenverantwortung für die Tiere haben, die sie halten und die ihr Eigentum
sind. Ich meine, es wäre schon sehr gut, wenn auch die Fiaker in
Eigenverantwortung darauf achten, Standorte zu finden, die ein bisschen
schattiger sind, oder auch dafür sorgen, dass die Tiere genug Wasser zum
Trinken haben. (Zwischenruf von GRin Veronika Matiasek.) Die Studie ist,
wie gesagt, in Auftrag!
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