Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 117 von 126
das Kleine Glücksspiel betrieben wird, zu erteilen, alle aufgestellten Automaten und Lokale auf deren Rechtmäßigkeit zu überprüfen. Darüber hinaus beauftragt der Gemeinderat die Frau amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Information und Sport mit der Konzeption einer Präventionsstrategie, die sich mit den Problemen von Spielsucht bei Jugendlichen und dem Jugendschutz bei Glücksspielen auseinandersetzen soll.
Hier beantrage ich die sofortige Abstimmung." –
Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Mag Anger-Koch. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Auch bei diesem Rechnungsabschluss sind wieder
geschönte Zahlen dargelegt worden. Wir hören nur in einer Tour, was Sie nicht
alles subventionieren, was Sie nicht alles investieren und wo Sie nicht überall
fördern. (GR Heinz Vettermann: Das ist auch der Sinn vom Rechnungsabschluss!
– Heiterkeit bei der SPÖ.) – Ja, aber im Grunde genommen rechtfertigen Sie
sich seit Stunden nur! Sie reden alles schön, Sie nehmen keine Kritik zur
Kenntnis und rechtfertigen sich nur, wo eigentlich schon seit Monaten und
Jahren auch aufgezeigt wird, wo es eigentlich Probleme gibt. Entschuldigen Sie
wirklich noch einmal: Das ist eine reine Rechtfertigung Ihrerseits! So sehe ich
das einmal. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich glaube, Sie haben einfach vergessen, dass das das
Geld der Steuerzahler und der Steuerzahlerinnen in Wien, der
Wirtschaftstreibenden in Wien ist, die Abgaben geben. Sie verwalten dieses Geld
und tun das nicht wirklich gut! Sie verwalten das einfach nicht gut. Sie geben
die Gelder aus, wo es Ihnen passt. Sie geben das hin, wo sie glauben.
Entschuldigen Sie: Das schlechte Wirtschaften geht bei Ihnen in einer Tour so
dahin! Sie verschlingen Geld für Konzepte, Sie verschlingen Geld für einen
Pressedienst, um sich darzustellen, und für Freunderlwirtschaft. Und bei dem,
was diese Ressorts brauchen, wird dann gekürzt, und da ist kein Geld da.
Ich fange einfach bei den Bädern an. Das ist eine
Steigerung von 47 auf 49 Millionen EUR! (GR Jürgen Wutzlhofer: Ist
das gekürzt?) – Nein, erhöht! Es wird einfach mehr. Sie haben gesagt, es
sind mehr Einnahmen, voriges Jahr haben sie die Tarife erhöht, und trotzdem
geht es nicht. Genauso ist es bei Ihren Events und Medienkampagnen: Sie setzen sich
nur selbst in Szene, nehmen da Geld in die Hand, anstatt dass Sie es vielleicht
wirklich für Bildung, Ausbildung und die Sanierung von Schulen verwenden. (Beifall
bei der ÖVP. – GR Jürgen Wutzlhofer: 600 Millionen
Schulsanierungspaket!)
Die Vermittlung von Nachhaltigkeit und Vorbeugen sind
für Sie Fremdwörter! Es geht Ihnen nur um den Machterhalt. Die Kinder, die
Familien, die Jugendlichen sind Ihnen eigentlich wurscht! Ich meine, es gibt
Probleme bei der Verschuldung, es gibt Probleme in der Gewalt, es gibt Probleme
in der Bildung, in der Bewegung, im Sport: Da passiert einfach nichts! Es
werden einfach nicht Maßnahmen diesbezüglich gesetzt und Präventionen gemacht.
Nehmen wir die Verschuldung – ich habe sie zuerst
gerade angesprochen –: Die Sozialarbeiter sehen, es fehlt an Schuldnerberatung,
und es hört einfach nicht auf. Sie können sich scheinbar nicht die Konsequenzen
ausrechnen, was mit diesen Kindern dann einmal passieren wird!
Wenn ich beim Thema bin: Meine Kollegin Karin
Praniess-Kastner und ich werden einen Beschlussantrag betreffend Ausbau der
Schuldnerberatung und verstärkte Fokussierung auf die Probleme von Jugendlichen
einbringen. In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung
dieses Antrags. (Beifall bei der ÖVP.)
Es zieht sich dann auch im Sport weiter, wo wir schon
lange einen Sportstättenplan gefordert haben, um die infrastrukturellen
Bedürfnisse des Sports zu berücksichtigen, Turnsäle und Sportplätze und
Sportanlagen in der schulfreien Zone besser zu nutzen. Gerade im Sommer gäbe es
viele Möglichkeiten, auch viele Trainer wären dazu bereit, dorthin zu gehen,
aber es scheitert jedes Mal am Willen der Stadt Wien.
Beim Sport geht es weiter: Gerade der Breitensport
ist für Kinder und Jugendliche wahnsinnig wichtig, weil er einfach das
Sprungbrett für den Spitzensport ist. Es wurden schon oft Anträge von uns
eingebracht, dass die Kooperation zwischen Schule und Sport und im weiteren
Sinn auch mit den Vereinen einfach wichtig ist und dass es hier einen Eingang
geben sollte, gerade im Hinblick darauf, wo wir überall in den Medien lesen und
hören, dass Jugendliche mehr körperliche Probleme haben, Bewegungsmangel und
falsche Ernährung aufweisen.
Es ist auch gefordert, bezüglich eines professionellen
außerschulischen Angebotes, das die Sportvereine ja immer wieder geben, endlich
zu handeln.
Über Kinderbetreuung haben wir heute auch schon
gesprochen, und ich habe mir die Mühe gemacht, zu schauen, was eigentlich heute
eine Betreuung in Wien in einem städtischen Kindergarten kostet: 271 EUR. (GRin
Mag (FH) Tanja Wehsely: Welche Mühe war das?) – Reden Sie mit den Leuten
nicht, wie es in Ihren Kindergärten teilweise ausschaut? Waren Sie einmal im
21. Bezirk in einem Kindergarten, wo die Decke zusammenbricht, wo es keine
Küche gibt, wo sich die Eltern beschweren, dass die Kinder im Grunde genommen
kein ordentliches Essen bekommen, wo die Eltern hingehen und selbst ... (GRin
Mag (FH) Tanja Wehsely: Ich gehe hin! Ich schaue mir das an!) – Was denn?
(GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Wo Sie sich die Mühe gemacht haben nachzuschauen?
Das ist keine Mühe!) – Ja, das ist viel Geld! Ich weiß, das betrifft Sie
nicht, denn Sie haben es ja wahrscheinlich, aber wenn mehrere Kinder im
Kindergarten sind, dann betrifft das die Familien!
Im Grunde genommen zerstören Sie
den Mittelstand. In Ihre soziale Staffelung geben sie die Alimentationen der
Alleinerzieher und die Familienbeihilfe hinein. Also, wo ist da eine soziale
Staffelung? (Beifall bei der ÖVP. – GR Jürgen Wutzlhofer: Immerhin zahlt ein
Drittel nichts!
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