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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 69 von 126

 

wir uns in Zukunft annehmen müssen. Das gilt auch für das Budget im nächsten Jahr. Das ist eine ganz wesentliche Geschichte.

 

Zum Schluss - ich habe nicht mehr so viel Zeit - zum Frauenkulturbericht. Herr Kollege Stefan hat schon, völlig richtigerweise, darauf aufmerksam gemacht: Im Theaterbereich wird auch dann, wenn eine Frau zur Leitung gehört und daneben auch noch ein Mann ist, die Kultursubvention zu 100 Prozent den Frauen zugeordnet. - Das stimmt nicht! 50 Prozent, ja, meinetwegen. Aber 100 Prozent, das ist, mit Verlaub, Quatsch! Das ist ein Frauenkulturbericht, den man so dann schon nicht mehr ernst nehmen kann. Wenn man einen Frauenkulturbericht ernst nehmen will, dann schaut man auch genau: Welche Personen sitzen da drinnen?, welche Kultur wird dort gemacht?, und geht nicht so vor, zumal da auch Namen erwähnt sind, von denen wir alle wissen, dass diese Personen in dieser Position schon nicht mehr sitzen. Ich verweise nur auf das Volkstheater, das im Frauenkulturbericht erwähnt ist.

 

Und nebenbei bemerkt - es ist nur eine Kleinigkeit -: Ich stoße mich immer ein bisschen an dem Wort „Regisseuse". Ich glaube, das ist so wie bei „Masseurin" und „Masseuse"; da gibt es einen Unterschied. Das heißt nach meinem Verständnis der deutschen Sprache „Regisseurin". - Aber das ist nur eine Kleinigkeit.

 

Interessant sind allerdings die Prozentsätze schon, die wir im Frauenkulturbericht zu lesen bekommen. Und ich finde es sehr bedauerlich, dass man den Frauenkulturbericht nicht so gestaltet, dass er vergleichbar wird mit dem Frauenkulturbericht des Vorjahres. Denn im Vorjahr haben wir sehr erstaunliche Statistiken bekommen in diesen Tortendiagrammen – nicht „Kuchendiagrammen" - zu den Wiener Festwochen. Die Wiener Festwochen kommen heuer im Frauenkulturbericht überhaupt nicht mehr vor! Jetzt würde ich schon gerne wissen, warum das so ist, denn aus meiner Sicht muss ja solch ein Bericht dazu da sein, Vergleiche zu ermöglichen, sodass man sehen kann: hat sich etwas verändert?, hat sich etwas verbessert?, hat sich vielleicht auch etwas verschlechtert?, und nachschauen kann: Warum hat es sich verschlechtert?, oder aus unterstützender Sicht sehen kann: dort hat es sich verbessert; wieso hat es sich dort verbessert?, und: Kann man das als Best Practice nehmen, damit es woanders auch funktioniert? - Aber wenn man natürlich die Festwochen jetzt in den Frauenkulturbericht einfach nicht mehr hineinnimmt, kann man es nicht mehr vergleichen.

 

Erstaunlich, aber doch eine Tatsache - ich war selbst wirklich erstaunt! - ist, dass in manchen Kulturbereichen der Unterschied zwischen Frauen und Männern noch enorm klafft. Und es ist sicher nicht nur eine kulturpolitische, sondern eine generell politische Aufgabe, da Maßnahmen zu ergreifen, damit das einigermaßen ausgeglichen wird. Erstaunlich fand ich es zum Beispiel in der Netz.kultur, dass die Vereine, die in der Netz.kultur Subventionen bekommen haben, zu 94,1 Prozent aus Männern bestehen. Ganz erstaunlich ist es nach wie vor im Bereich der Musik. Das haben wir im vorigen Jahr schon bei den Festwochen festgestellt - leider fehlen uns die Daten diesmal -: Es gab dort voriges Jahr 100 Prozent männliche Dirigenten. Wir wissen nur: Bei den Kompositionsaufträgen gingen dieses Jahr 82,4 Prozent der Kompositionsaufträge an Männer.

 

Die Filmlandschaft Wiens ist bedauerlicherweise auch nach wie vor ein sehr männerdominierter Industrie- oder Kulturzweig. 82,8 Prozent der Filminstitutionen werden nach wie vor von Männern geleitet, und von den EinzelfilmerInnen sind 66,4 Prozent Männer.

 

Ich will jetzt gar nicht mehr weiter ins Detail gehen. Es gäbe noch Unmengen von Dingen, die ich dazu sagen könnte. Aber ich hoffe, dass diese Debatte jetzt zumindest in der zweiten Runde ein bisschen interessanter und lebendiger wird, denn eine Kulturdebatte in diesem Haus hat sich mehr verdient als das, was bisher geboten wurde. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. Ich erteile es ihm.

 

GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Mehr als 11 Millionen EUR mehr gegenüber dem letzten Rechnungsabschluss ausgegeben, mehr als 5 Prozent mehr für die Kultur und Wissenschaft. Um 23,7 Millionen EUR wurde der Voranschlag 2007 überschritten; 11 Prozent sind das. – „Toll"! Man fragt sich natürlich: Was ist ein Budget in dieser Stadt wert, wenn es um 11 Prozent überschritten wird?

 

Woher kommt aber das Geld, das für die Wiener Kultur ausgegeben worden ist? So viel Geld hat es nämlich noch nie für die Stadt Wien gegeben. Um 238 Millionen EUR wurde mehr an Ertragsanteilen vom Bund eingenommen, um 64,6 Millionen EUR wurde mehr an Landessteuern eingenommen, und die Mehreinnahmen durch die Gebührenerhöhung der Stadt Wien im Ausmaß von 266 Millionen EUR sind wahrlich ein tiefer Griff in die Taschen der Bürgerinnen und Bürger.

 

Im Einzelnen sind das etwa die Landesabgabe beziehungsweise der so genannte Kulturförderungsbeitrag als Zuschlag zur ORF-Gebühr mit plus 35 Prozent oder das Abwasser mit 28 Prozent. Die jüngsten Abrechnungen - und die Wienerinnen und Wiener haben vor Kurzem die Abrechnungen für die Wasser- und Abwassergebühren erhalten - waren tatsächlich ein Schock. Müllgebühren, Parkometergebühren oder Energiebezüge schocken noch mehr.

 

Nun zu den einzelnen Bereichen aus dem Reich des Herrn Kulturstadtrates - ich erhebe hier natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit -:

 

Zuerst zur Förderung der bildenden Kunst. Hier wurde der Ansatz um 1,4 Millionen EUR überschritten, unter anderem durch den Streitfall Kunst im öffentlichen Raum - wir haben heute schon davon gehört. Dieser wanderte zur Kunsthalle. Ergebnisse haben wir hier noch kaum gesehen - wahrscheinlich eine Vorleistung auf Zukünftiges. Hoffen wir, dass sich endlich Projekte vorzeigen

 

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