Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 126
Kulturgenuss und Kunstgenuss zu wenig ist, gibt es seit 2007 auch das Angebot Cash for Culture. Erstmals gibt es ein speziell auf die Bedürfnisse von Jugendlichen ausgerichtetes Förderprogramm. So können junge Menschen zwischen 13 und 20 Jahren mit Hilfe eines Coaches aus dem Bereich der Jugendzentren oder der Gebietsbetreuung unbürokratisch zu einer Förderung ihres Projektes in der Höhe von maximal 1 000 EUR kommen. Als zusätzliche fachliche Unterstützung stehen den jungen Menschen Experten aus den Bereichen Film, Musik, Tanz oder Mode zur Verfügung.
Es zeigt sich auch in der zweiten Saison, wie richtig
es war, das Theater an der Wien zum Wiener Opernhaus zu machen. Die
Programmierung von klassischen Barockopern bis zur Aufführung von
zeitgenössischen Werken, wie zum Beispiel „Endstation Sehnsucht", hat sich
als richtiger Mix erwiesen. Heuer gab es ganz großen internationalen Beifall
für die Aufführung der „Karmeliterinnen" von Francis Poulenc. Ein großer
Gewinn ist es, dass wir unsere Wiener Symphoniker jetzt auch an der Wien als
Opernorchester erleben können. Das Theater an der Wien spielt auch im Juli und
im August, und heuer im Sommer wird „Die Zauberflöte" aufgeführt.
Das Geld für die Renovierung des Ronacher ist genauso
wie jenes für die Renovierung des Theaters in der Josefstadt gut investiert,
weil die Stadt ab nächster Woche wieder zwei vollwertige Bühnen für Musical zur
Verfügung hat.
Und jetzt schauen wir einmal, wer von denen, die
jetzt von Verschwendung reden, in der Premiere von „The Producers" sitzt
und sich gut unterhalten wird. (GR Mag Harald Stefan: Das hat doch damit
nichts zu tun, dass man sich das anschaut! – Das ist ja ein Witz!) Na ja. (GR Mag Harald Stefan: Zahlen tu ich es auch
mit!) Ja, ja, ist schon in Ordnung. (GR Mag Harald Stefan: Sogar in
erhöhtem Ausmaß!) Aber Sie reden immer von Verschwendung, und wenn Sie dann
eine Einladung bekommen, dann sitzen Sie dort. - Ist schon in Ordnung. (Neuerlicher
Zwischenruf von GR Mag Harald Stefan.) Ja. Ich stehe dem Ganzen positiv
gegenüber. (Anhaltende Zwischenrufe von GR Mag Harald Stefan.) Okay.
Also, wenn ich immer gegen alles bin, dann muss ich auch die Konsequenz haben,
dass mich das dann nicht interessiert. (Lebhafte Zwischenrufe bei FPÖ und
ÖVP.) – Also, wir werden sehen. Aber vielleicht sind Sie begeistert vom
Umbau und sagen dann, ja, Sie stimmen in der Zukunft zu. (Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Das ist ja
unglaublich!)
Die weltweite Mercer-Studie über die Lebensqualität
der Metropolen bestätigt auch die Kulturpolitik dieser Stadt. (Neuerlicher
Ruf bei der ÖVP: Das ist ja unglaublich!) Warum kommen die Menschen nach
Wien? Warum fühlen sie sich so wohl? (Weiterer Zwischenruf bei der ÖVP.)
- Ich bin ja froh, dass endlich alle aufgewacht sind. (Heiterkeit und
Beifall bei der SPÖ.)
Warum kommen die Menschen nach Wien? Warum fühlen sie
sich so wohl bei uns? - Schon wegen der Atmosphäre und wegen unseres alten
Kulturguts, aber auch, weil wir es verstanden haben, offen für alle neuen
Formen in der bildenden oder in der darstellenden Kunst zu sein, im Öffnen des
Rathauses und im Veranstalten von großen friedlichen Festen in Wien. Wien
verbessert seinen Platz in diesem Ranking der Städte von Jahr zu Jahr. Im EU-Raum
sind wir bereits an der Spitze.
Herrn StR Dr Mailath-Pokorny ist es gelungen,
das Kulturbudget in den letzten Jahren kontinuierlich zu steigern. Ich kann
mich noch gut erinnern, dass wir seinerzeit stolz waren, die zweite Milliarde
Schilling im Kulturbudget erreicht zu haben. Der Rechnungsabschluss 2007 weist
ungefähr 3,2 Milliarden in unserer alten Währung aus. Das macht uns stolz.
Daher kann ich Ihnen versichern, dass ich mit
Begeisterung dem Rechnungsabschluss 2007 zustimmen werde, weil ich davon
überzeugt bin, dass der Weg dieser Stadt in die richtige Richtung geht.
Und all jenen, die mit dem Angebot in der Stadt nicht
zufrieden sind - wie wir ja immer hören -, gebe ich ein Zitat von Goethe mit,
der sagt: „Und am Ende ist doch das schlechteste Theater besser als die beste
Langeweile."
In diesem Sinne danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der
nächste Debattenbeitrag kommt von Herrn GR Schreuder. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
Die Redezeit beträgt ab jetzt 15 Minuten.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Erlauben Sie mir, als Mitglied des Gemeinderats
persönlich ein paar Worte zum Anfang dieser Kulturdebatte zu sagen: Ich
diskutiere wirklich sehr gerne über grundsätzliche politische Fragestellungen,
wie eben zum Beispiel - wofür ich ja jetzt hier bin, und deswegen bin ich auch
in diesem Ausschuss - über die Kultur. Aber das
hier jetzt als eine Kulturdebatte zu bezeichnen, würde eigentlich eine
Beleidigung für das Wort Debatte bedeuten. Das hier empfinde ich nicht als eine
lebendige, demokratische Diskussion über Gewesenes im Jahre 2007 - denn das
wäre ja der Zweck einer Rechnungsabschlussdebatte: Bilanz zu ziehen; so wie
eine Budgetdebatte dazu da ist, Zukunftsperspektiven zu diskutieren. Ich
empfinde das nicht. Das, was ich hier von der Mehrheitsfraktion bekomme, ist
eine vorgelesene Best-of-Kultur-Liste. Ich finde auch das Kochbuch super, aber
hier bei dieser Debatte geht es doch darum: Wie werden welche Budgetansätze
verschoben? Was bedeutet das? Und diskutieren wir darüber, was es für das
Wiener Kulturleben und kulturpolitisch bedeutet! - Das hier ist doch keine Best-of-Fragestellung
hier in diesem Haus! Und ich finde, diese Diskussion, so wie sie hier in der
Kulturpolitik geführt wird, ist der Kultur Wiens nicht würdig. Dieser Meinung
bin ich. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Um dann doch über die Kultur zu
diskutieren, über eine Bilanz des Jahres 2007 - und darum geht es ja -, möchte
ich mich zuerst einmal herzlich dafür bedanken, dass wir den Kunst- und
Kulturbericht der Stadt Wien doch noch bekamen. Heute Morgen hatte ich schon
die
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