Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 126
Linien sind ein großes Ressort. (GR Mag Thomas Reindl: Jetzt bewegen Sie sich auf dünnem Eis!)
Die Frau Stadträtin hat am Beginn ihrer Amtsperiode
als Finanzstadträtin einmal die Tarife der öffentlichen Verkehrsmittel erhöht.
Sie hat das wahrscheinlich am Anfang ihrer Amtsperiode in der Hoffnung gemacht,
dass die WählerInnen das am Ende der Periode schon vergessen haben! Das ist
auch eine Möglichkeit! Die Frau Stadträtin und Chefin der Wiener Linien musste
aus den Tageszeitungen erfahren, dass die Wiener Linien Intervallausdehnungen
der U2 planten, und hat sie dann durch die Tageszeitungen wieder
zurückgepfiffen.
Zudem ist der Frau Stadträtin das Thema Sicherheit
der Wiener Linien offenbar unbekannt. Sie redet es meiner Ansicht nach einfach
schön. Wir haben mit dem Unterausschuss Wiener Stadtwerke eine tolle Exkursion
gemacht und die Hauptwerkstätte besucht. Und es zeigt die Abgehobenheit, dass
man wirklich glaubt, wenn eine Stadträtin kommt und alles vorbereitet ist, dass
das die Wirklichkeit ist. Die Hauptwerkstätte war zu diesem Zeitpunkt halt
besenrein, gerade dass man nicht den roten Teppich entrollt hat! Und natürlich
wurde ein intakter Zug vorgeführt, und das Thema Sicherheit wurde anhand
der – diesfalls natürlich funktionierenden – Türfühlerkanten
erläutert. Und als ich darauf aufmerksam machte, wurde ich von der Frau Stadträtin
sofort abgedreht. Das war wirklich der Gipfel! Was bringt das? Was hat das
gebracht? – Dass weitere Unfälle passiert sind! Das Thema Sicherheit des
öffentlichen Verkehrs wird einfach nur schöngeredet. Im Schönreden ist die
Wiener Stadtregierung Europameister, wenn nicht sogar Weltmeister!
Bei dieser Exkursion hat sich die Abgehobenheit auch
insofern gezeigt, als die Frau Stadträtin mit den Dienstwagen in die
Hauptwerkstätte geführt wurde. Beim 300 m langen Übungsgleis ist sie
wahrscheinlich seit Langem wieder einmal in eine Tramway eingestiegen, und Herr
Lasar durfte eine Notbremsung einleiten. Das war ja eine ganz große
Katastrophe, so etwas hat man noch nie erlebt! – Das zeigt halt die
Abgehobenheit einer Finanzstadträtin, die anscheinend nie mit den öffentlichen
Verkehrsmitteln unterwegs ist, sondern mit dem Dienstwagen hin und her geführt
wird.
Meine Damen und Herren von den Sozialdemokraten! Die
WählerInnen merken aber sehr wohl, dass die Politiker und Politikerinnen
einfach zu lange in ihren Sesseln sitzen, abgehobene Politik machen und an der
Spitze der einzelnen Ressorts eigentlich nur Galionsfiguren sind. Und das
werden die Menschen nicht vergessen, denn sie müssen tagtäglich mit den Öffis
unterwegs sein! Die Leute werden tagtäglich daran erinnert, dass es lange
Intervalle gibt und dass sie eigentlich verarscht werden, wenn sich etwa auf
einem Quadratmeter sieben Personen drängen müssen, damit sie in die Arbeit
kommen. Wir wissen das, aber Sie als abgehobene Politiker und Politikerinnen wissen
das leider nicht mehr. Wenn Sie es aber wirklich vergessen sollten, meine Damen
und Herren, dann werden wir GRÜNE diese Erinnerung bis zur nächsten Wahl gerne
auffrischen und den Wählern und Wählerinnen zeigen, welch abgehobene Politik
die Sozialdemokraten in dieser Stadt machen! – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Herr StR Walter. – Bitte schön.
StR Norbert Walter, MAS: Herr
Vorsitzender! Frau Vizebürgermeisterin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Kollege Ekkamp! Ich möchte mich zuerst bei dir
bedanken, dass ich als gebürtiger Tiroler in Wien wohnen und arbeiten darf! (Beifall
und Heiterkeit bei der ÖVP. –Zwischenruf von GR Franz Ekkamp.) Das
frage ich mich auch!
Im Übrigen wollte ich dir noch sagen, dass ich auch
schon ein bisserl etwas in Wien investiert habe, nur damit du das weißt! Ich
lade dich gerne einmal ein, damit du dir das anschauen kannst! – Ich gebe
dir aber jedenfalls recht: Die Lebensqualität ist in Wien in der Tat sehr hoch,
trotz EURO-Politik und trotz der Politik der SPÖ insgesamt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Die wirtschaftlichen Kennziffern zeigen mir, dass das
Wachstum in Wien in den letzten Jahren durchschnittlich 1,3 Prozent betrug, in
Österreich waren es 2,2 Prozent und in Oberösterreich 3 Prozent. Die
Wertschöpfung im technologieintensiven Bereich geht in Wien zurück, wir haben
immer den letzten oder vorletzten Platz belegt. Trotz dieser
sozialdemokratischen Politik, die ein Bremsklotz und keine Wachstumslokomotive
ist, ist Wien trotzdem noch halbwegs gut beisammen. Leider ist das rote Wien
jedoch ein Wachstumszwerg. (Beifall bei
der ÖVP.)
Das ist insofern erstaunlich, als die Wirtschaft rund
um Wien boomt. Niederösterreich ist auf der Überholspur, und auch Bratislava,
Budapest oder Prag weisen eine deutlich stärkere Dynamik auf. EU-weit gilt der
mitteleuropäische Wirtschaftsraum sogar als der wachstumsintensivste. (Zwischenruf
von GR Kurth-Bodo Blind.) Das hat damit nichts zu tun! (GR Kurth-Bodo
Blind: Natürlich hat das damit zu tun!) Die wirtschaftliche Dynamik ist
jedenfalls trotzdem stärker und besser! Und wenn ich mir anschaue, was Prag und
Budapest in puncto Wirtschaftsakquisition machen, dann muss ich feststellen,
dass Wien weit hinten ist, und das hat mit dem Niveau nichts zu tun. (GR
Mag Thomas Reindl: Da bestehen Zusammenhänge! Ich kenne mich im Gegensatz
zu Ihnen aus!)
Lieber Herr Kollege aus der Nationalbank! Das eine
hat mit dem anderen im Grunde gar nichts zu tun! Die Qualität der
Wirtschaftsakquisition hat damit überhaupt nichts zu tun! Oder wollen Sie
behaupten, dass die anderen niveaulos sind? (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber vielleicht sehen Sie jetzt einmal ein, dass der
Herr Bürgermeister zu viel Zeit in der Bundespolitik aufwenden muss, anstatt in
Wien etwas zu tun. Da könnten Sie einmal mit ihm reden! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Welcher?
Von wem reden Sie? Es gibt in jedem Bundesland einen und auf Bundesebene auch
einen. Bei Ihnen ist aber nicht sicher, wer die Partei auf Bundesebene führt!
Wer ist bei euch jetzt Chef: Gusi oder Werner Faymann? (Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der
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