Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 126
Gebührenerhöhungen in dieser Stadt. Auch hier wurde
nichts an die Bezirke weitergegeben.
Man sieht an so manchem Projekt wie etwa dem
Pratervorplatz, was das in dieser Stadt wert ist: 30 Millionen EUR
für einen Pratervorplatz. 30 Millionen EUR, das ist jene Summe, die
die Bezirksbudgets des 3. bis zum 8. Bezirk ausmachen! Das ist etwa
jene Höhe, die die Bezirke seit dem Jahr 1998 bis dato mehr an Ausgaben gehabt
haben, die ihnen eigentlich nicht zur Verfügung gestanden sind. Das heißt, ein
Disneyland ist dieser Stadt mehr wert als die Entschuldung aller Bezirke in
dieser Stadt oder der Bezirksbudgets aller Innengürtel-Bezirke. (Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt nach wie vor keine Valorisierung. Tarife und
Gebühren steigen in dieser Stadt, und man kann immer wieder nur sagen: Die
Valorisierung in dieser Stadt heißt Abzocken und heißt Gebührenerhöhung! Es gab
noch nie eine Valorisierung der Bezirksbudgets, die dringend notwendig wäre.
Sie treiben mit den Gebühren in dieser Stadt die Inflation in die Höhe. Es ist
eigentlich ein Wiener Inflationswunder, was hier betrieben wird, und davon kann
sich vielleicht auch Argentinien noch etwas abschauen. Es werden die Ausgaben
auf die Bezirke abgewälzt, auf die ausgegliederten Gesellschaften abgewälzt,
aber die Stadt Wien sagt: Wir haben keine Inflation in der Stadt.
Es ist immer wieder die alte Litanei; die alte
Litanei, dass wir einfach mehr Aufgaben in den Bezirken bekommen haben, dass
wir neue rechtliche Auflagen bekommen haben und neue Sicherheitsvorschriften,
vom Brandschutz bis zum Bedienstetenschutz. Wir stehen vor desolaten
Schulgebäuden, wir stehen vor desolaten Amtshäusern. Die Straßen sind in die
Jahre gekommen. Die Parkanlagen, die Verkehrsampeln, all das gehört dringend
saniert. Und wir haben in den letzten zehn, zwanzig Jahren sehr viele neue
Aufgaben dazubekommen. Die Bezirke investieren sehr viel Geld in Parkbetreuung,
in Schulmediation, in mobile Jugendbetreuung. All das sind Maßnahmen, die als
Präventionsmaßnahmen ganz, ganz wichtig sind und die wir gerne leisten, die
aber auch irgendwann einmal abgegolten werden können, weil sie nämlich der Stadt
auf der anderen Seite wieder sehr, sehr viel Geld sparen. (Beifall bei der ÖVP.)
Es sind immer wieder dieselben Forderungen, die wir
seitens der ÖVP hier erheben. Wir wollen eine Neuverhandlung der
Bezirkskompetenzen und eine Neuverhandlung der Bezirksbudgets, einhergehend mit
diesen neuen Kompetenzen. Wir brauchen dringend eine Valorisierung der
Bezirksmittel. Wir wollen auch alle vier Jahre einen Finanzausgleich zwischen
Stadt und Bezirken haben, damit wir das wirklich als Kontrollinstrument haben, wie
weit eigentlich die Einnahmen und die Ausgaben überhaupt noch der Realität
entsprechen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein Lichtblick am Sternenhimmel ist die
Evaluierungsstudie, die eigentlich zeigt, dass es das Rumoren darüber, wie es
den Bezirken geht und wie die Bezirke ausgehungert werden, nicht nur bei uns in
der ÖVP gibt - und ja auch aus mancher Meldung der grünen Vorsteher zu hören
ist -, sondern dass es hier ein offensichtliches Rumoren in den eigenen Reihen
gibt und dass selbst die SPÖ-Bezirksvorsteher erkennen, dass es so nicht
weitergehen kann. (GR Dr Herbert Madejski: Nicht nur die Landeshauptleute,
auch die Bezirksvorsteher!)
Es gibt jetzt Zwischenergebnisse dieser
Evaluierungsstudie, und eigentlich ist das, was da herausgekommen ist, genau
das, was wir, die an der Basis arbeiten, gewusst und geahnt haben, nämlich,
dass sich die Dezentralisierung eindeutig bewährt hat, dass sich der Zugang der
Menschen zur Verwaltung eindeutig verbessert hat, dass Bürgeranliegen in den
Bezirken einfach rascher erledigt werden und dass es ein höheres
Kostenbewusstsein auch bei den Bezirken gibt, sodass jeder Cent und jeder Euro
wirklich dreimal umgedreht werden, bevor man eine Ausgabe tätigt.
Was auch herausgekommen ist - und das ist die andere
Seite der Medaille -, ist, dass der Leistungsumfang und die Aufgaben der
Bezirke eindeutig schneller gewachsen sind als die Budgets, dass eigentlich die
Verteilungsschlüssel in dieser Stadt, was die Bezirksbudgets betrifft, nicht
wirklich stimmen, dass es einen erhöhten Investitionsbedarf gibt und dass die
Zuweisungen und - ich sage es jetzt so - sozialistischen Almosen für
Einzelprojekte immer höher geworden sind und im Vergleich zu den regulären
Bezirksbudgets immer mehr an Wert gewinnen.
Der springende Punkt daran wird jetzt sein, welche
Konsequenzen man aus dieser Evaluierungsstudie zieht. Es kann nicht sein, dass
ich als Ziel ein Nichtziel definiere, nämlich das Nichtziel der Aufhebung der
Dezentralisierung. Das kann ja nicht das Ziel des Ganzen sein, sondern das Ziel
soll sein, dass ich starke Bezirke in dieser Stadt will, dass ich Bezirke habe,
die für die Bürger, für die Bürgerinnen in dieser Stadt stehen und die auch mit
einem entsprechenden Bezirksbudget ausgestattet sind. Denn die Aufgaben, die
wir nach der Stadtverfassung zu erfüllen haben, wollen wir auch
verantwortungsbewusst erfüllen können. Das können wir nur, wenn wir einen
entsprechenden Rechtsanspruch auf Bezirksbudgets haben und nicht sozialistische
Almosen für Einzelprojekte bekommen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Die ÖVP-Wien steht für starke
Bezirke. Wir stehen für Subsidiarität, einfach weil wir wissen und den Menschen
zuhören, was sie für Wünsche, Ängste, Sorgen in dieser Stadt haben, welche
Anliegen sie haben. Es sind wir von der ÖVP, die den Menschen und auch den
Unternehmern zuhören.
Herr GR Strobl ist jetzt nicht mehr hier, aber
offensichtlich ist das seine eigene Sichtweise, dass es die SPÖ-Mandatare
wären, die bei den Menschen auf der Straße sind. Dann würden Sie wissen, dass
es auch die Kleinbetriebe der SPÖ sind, die über die Gebührenerhöhungen jammern
und die sich sehr darüber geärgert haben, dass ihre Anliegen als
„Gesudere" abgestempelt werden. Wir sind die, die draußen bei den Menschen
sind, und wir tun Anliegen und Bedürfnisse nicht als Geschwafel und
„Gesudere" ab! (Beifall bei der ÖVP.)
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular