Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 126
errichteten und geförderten Wohnungen und
100 000 modernisierten Wohnungen allein in den letzten 10 Jahren,
70 000 Wohnungen, die wir in den letzten 10 Jahren in dieser Stadt
errichtet haben.
Es ist in Wien auch
durchaus das erfolgreichste öffentliche Verkehrsunternehmen – und das können
wir mit Stolz auch sagen -, die Wiener Linien, unterwegs. In 15 Jahren 100
Millionen zusätzliche Fahrgäste, das ist eine Erfolgsstory und zwar deshalb,
weil wir hier eben nicht einen Weg der Privatisierung gegangen sind, sondern
weil wir einen Weg der öffentlichen Investitionen des Ausbaus gegangen sind.
Schauen Sie sich andere Städte an. Da wird gespart, da wird privatisiert, da
wird in der Qualität heruntergefahren, da werden Linien permanent eingestellt.
Wir bauen das U-Bahn-Netz aus. Wir schaffen zusätzliche Verbindungen in dieser
Stadt und auch darauf sind wir stolz! (Beifall bei der SPÖ.)
Wien ist aber auch - und
das zeigen auch die Zahlen - die verkehrssicherste Großstadt Europas geworden.
Es gibt keine Stadt, wo es weniger Tote und Verletzte gibt. Wir sind ein
Zentrum der europäischen Spitzenmedizin. 12 000 Ärztinnen und Ärzte sowie
20 000 Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger kümmern sich in Wien rund um
die Uhr um die Gesundheit. Wien ist im Bereich des Kongresstourismus die
Nummer 1 geworden. Hauptgrund dafür ist bei allen Besucherinnen und
Besuchern die hohe Lebensqualität, die Kultur, die Sauberkeit und die
Sicherheit in Wien. Wien ist die einzige Millionenstadt, wo es das Trinkwasser
aus alpinen Quellen gibt. Wien ist die Stadt mit der modernsten Kläranlage, die
Hauptstadt mit dem meisten öffentlichen Grün und die einzige Hauptstadt, die
sogar einen Nationalpark in ihren Grenzen hat. All das wurde durch den
Rechnungsabschluss auch 2007 genauso wie durch den Rechnungsabschluss der
vergangenen Jahre sichergestellt. Ich kann daher nur sagen, wir stimmen diesem
Rechnungsabschluss zu.
Wir bedanken uns
letztendlich bei den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern dieser Stadt ganz herzlich, die es möglich gemacht
haben, Wien diese Spitzenposition zu erarbeiten. Wir danken vor allem aber auch
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Finanzressorts, die diese soliden Daten letztendlich möglich gemacht haben. Ein
herzliches Dankeschön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Mag Ebinger. Ab
jetzt 20 Minuten Vorgabe.
GR
Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Nach dieser Lobrede des
Eigentümervertreters der Stadt Wien, wo ja alles in den höchsten Tönen
geschildert wird, die Nummer 1 auf der ganzen Welt in allem und jedem und
nur keine Kritik an irgendwas, muss ich das schon ein bissel relativieren. Aber
bevor ich mich im Detail mit diesen Dingen auseinandersetze, erlauben Sie mir,
aus gegebenem Anlass auf ein europapolitisches Thema zu kommen.
Am
12. Juni 2008 fand in Irland eine Volksabstimmung über den Vertrag
von Lissabon statt. Die ist negativ ausgegangen. Irland war das einzige Land,
positiv für uns, in der Europäischen Union, wo sich die Regierenden getraut
haben, das Volk zu fragen und dort ist es schiefgegangen. Das zeigt, meine
Damen und Herren, eindeutig, wie sehr sich die Bürokratie, wie sehr sich das
Establishment der EU von den Bürgern entfernt hat!
Diese
Abgehobenheit, das zeigt sich ja auch zum Beispiel, wenn man die SPÖ hernimmt,
an den Äußerungen vom Bundeskanzler Gusenbauer. Das Einzige, was ihm dazu
einfällt, ist: „Na tun wir halt noch einmal abstimmen. Und dann, wenn es nicht
gut geht, tun wir halt vielleicht noch einmal abstimmen und noch einmal
abstimmen." So kann das nicht weitergehen! Sie sollten die Alarmglocken
auch auf europäischer Ebene läuten hören. Ich möchte nur einen prominenten
Politiker der Europäischen Union zitieren. Der Herr Juncker, Luxemburgs
Ministerpräsident, hat über die Arbeitsweise der EU im „Spiegel“ Nummer 52
aus dem Jahre 99 gesagt: „Wir beschließen etwas, stellen das dann in Raum,
warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und
keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde,
dann machen wir weiter, Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“
Meine
Damen und Herren, wir wollen das um jeden Preis verhindern und deswegen stellen
der Kollege Jung und ich einen Resolutionsantrag:
„Der Gemeinderat der Stadt Wien fordert die
zuständigen Mitglieder der Österreichischen Bundesregierung auf, auf
europäischer Ebene im Hinblick auf das Scheitern des Vertrages von Lissabon
folgende Forderungen durchzusetzen: Da durch das Nein Irlands zum Vertrag von
Lissabon nach geltendem europäischen Recht der Vertrag von Lissabon als
gescheitert zu betrachten ist, muss der Ratifikationsprozess des besagten
Vertrages abgebrochen werden. Da die Europäische Union ...“ (GRin
Nurten Yilmaz: Rechnungsabschluss!) Wir haben eine Europakommission auch,
ich kann also hier über Europa reden, ja. „Da die Europäische Union einen
falschen Weg beschritten hat, nämlich in Richtung eines zentralistischen
europäischen Superstaates, hat eine sofortige Kehrtwende in der Zielsetzung
europäischer Integrationspolitik in Richtung eines europäischen
Staatenverbundes zu erfolgen sowie eine Neuverhandlung eines europäischen
Grundlagenvertrages unter folgenden Aspekten: Österreich steht der europäischen
Einigung grundsätzlich positiv gegenüber. Die gegenwärtige EU setzt nach
österreichischer Auffassung falsche Schwerpunkte, was zu einer zunehmenden
Ablehnung durch die Bürger führt. Ein neuer Europäischer Grundlagenvertrag
kommt für Österreich nur nach einer nationalen Volksabstimmung in Frage. Ziel
ist eine europäische Integration als Staatenverbund von souveränen, einander
solidarisch verbundenen europäischen Staaten. Österreich tritt für einen
Erweitungsstopp ein. Mit Ausnahme der Balkanstaaten darf es zu keiner weiteren
geographischen Ausdehnung kommen, im Besonderen zu keinem Beitritt der Türkei.
Die Grenzen der EU sind festzulegen. In der gemeinsamen Außen- und
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