Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 126
Halbwahrheiten
weitergegeben. (GR Dr Herbert Madejski: Das ist wahr!) Man kann
natürlich unterschiedlicher Auffassung sein. Das ist gar keine Frage. Das ist
das vernünftige Zusammenspiel zwischen Opposition und Regierung. Das gehört
auch dazu und es erwartet sich auch niemand, dass hier der Rechnungsabschluss
tatsächlich von der Opposition gelobt wird. Nur erwarten, glaube ich, können
sich die Wienerinnen und Wiener durchaus schon, dass auch tatsächlich
konstruktive Vorschläge gemacht werden.
Wenn
ich hier auch gleich zu Beginn auf die allererste Wortmeldung des Kollegen
Schock ein bisschen eingehen möchte, dann muss ich sagen, es war dies heuer ein
wirklich besonderes Gustostückerl dieser Rechnungsabschlussdebatte, denn hier
im Wiener Gemeinderat eigentlich eine Wortmeldung abzugeben, die mit dem
Rechnungsabschluss, mit all dem, was mit konkreter Politik in den letzten 12
Monaten zu tun hatte, nichts zu tun hatte, aber jemandem nichts anderes
einfällt, als einem Mitglied dieses Wiener Gemeinderats und Landtags durch
Halbwahrheiten, Verdrehungen und Unterstellungen tatsächlich, sage ich jetzt
einmal, das Übelste ans Zeug zu flicken, was nachweisbar nicht stimmt und
unrichtig ist, dann kann ich das von dieser Stelle nur zurückweisen und hier
einmal mehr sagen: Wir stehen hinter unserem Kollegen Al-Rawi, der sich
tagtäglich einsetzt, nämlich für ein Miteinander in dieser Stadt, für die
Verständigung zwischen den Religionen, letztendlich aber auch für die Achtung
der Frauen- und Menschenwürde in dieser Stadt und dazu bekennen wir uns, meine
Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Es
ist schon allein aus diesem Grund auch schärfstens zurückzuweisen, weil wenn
ich mir ansehe, was gerade von Mitgliedern Ihrer Partei hier in den letzten
Tagen zum Besten gegeben wurde, gerade wenn es um den Bereich der Frauenrechte
geht, dann sieht man, wie doppelbödig diese Rede hier letztendlich war, meine
Damen und Herren!
Der
Kollege Klement, der von Gender-Wahnsinn, von Gender-Politik als
Frankenstein-Instrumentarium spricht, der die Fristenlösung in Österreich
wieder in Frage stellt, das sind die Personen, die die Frauenrechte in diesem
Land und in dieser Stadt in Frage stellen und das ist schärfstens
zurückzuweisen. Hier hätte ich mir von Ihnen klare Worte erwartet, Kollege
Schock! (Beifall bei der SPÖ.)
Und wenn ein paar Worte, eben dass man sich halt mit
der Bundespolitik auseinandersetzt, wo ich auch sagen muss, ich hätte mir
erwartet, dass diese klaren Worte in einer Zeit, wo Mitglieder Ihrer Partei in
einer Bundesregierung gesessen sind, die tagtäglich eine Politik gegen Wien
gemacht haben, wenn Sie sich hier zum Wort gemeldet hätten, dann hätte ich mir
diese Wortmeldung erwartet. Aber jetzt in diesem Zusammenhang ist es ja wohl
das Letzte (Heiterkeit bei der ÖVP und FPÖ.), weil ich glaube, dass
einfach auch die Informationen, die Sie hier vertreten haben, ja keiner
sachlichen Rechtfertigung oder Überprüfung standhalten.
Bleiben wir nur bei dem Bereich der Gebühren und das
ist ja einige Male angesprochen worden. Schauen wir uns hier die konkrete
Situation an, was die Gebühren in Wien betrifft. Tatsache ist, der
Gebührenspiegel, und der ist ja nachzulesen für alle Mitglieder dieses Hauses,
und vielleicht sollte man das das eine oder andere Mal auch tun, beinhaltet insgesamt
32 Gebühren. 32 Gebühren, die es in dieser Stadt gibt, die ein
wertvoller Beitrag auch dazu sind, die hohen Dienstleistungen, die
qualitätsvollen Dienstleistungen, die für die Wiener von großer Bedeutung sind,
auch für die Zukunft sicherzustellen. Davon haben lediglich 5 tatsächlich eine
Kostendeckung von 100 Prozent oder mehr. Umgekehrt heißt das:
84 Prozent der vom Wiener Gemeinderat gemäß der Wiener Stadtverfassung
festgesetzten Gebühren des Gebührenspiegels haben eine Kostenunterdeckung. Also
wenn man hier von der großen Belastungswelle spricht, dann muss man sich
bewusst werden, dass in Summe alle Positionen eine Unterdeckung von
503 Millionen EUR tatsächlich ergeben. Also hier von einem riesigen
Körberlgeld zu sprechen, das die Gemeinde bei ihren Gebühren und Abgaben macht,
ist einfach falsch, ist eine der vielen Unwahrheiten, die in den bisherigen
Wortmeldungen eigentlich auch zum Ausdruck gekommen sind.
Wir bekennen uns zu qualitätsvollen Dienstleistungen.
Wir wissen auch, dass die Geld kosten und das findet bei der Wiener Bevölkerung
auch tatsächlich die Akzeptanz, weil sie wissen, dass diese qualitätsvollen
Dienstleistungen für die Lebensqualität in dieser Stadt unerlässlich sind, ein
wertvolles Asset sind und dass sie auch ein wertvoller Beitrag dazu sind, das
nicht zu tun, was die Konservativen europaweit ja immer wieder vorexerziert
haben: Öffentliche Dienstleistungen auszuhungern, den Unternehmen, die in
diesem Bereich tätig sind, nicht mehr das Geld zukommen zu lassen, damit sie
ihrer Aufgabe qualitätsvoll nachkommen können, um sie dann billig privatisieren
zu können. Und da machen wir nicht mit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ)
Es
wurde auch immer wieder darauf hingewiesen, dass hier Wien mit seinen Gebühren
eben der große Preistreiber im Bereich der Inflation ist. Da wurde dann immer
von den Wissenschaftlern gesprochen, die das ja bestätigen. Ja, es gibt
Wissenschaftler, es gibt auch Aussagen dazu, wie hoch der Anteil der Gebühren
und Tarife sowohl in Wien als auch in Gesamtösterreich an der Inflation ist:
Österreichweit 0,3 Prozent, in Wien in etwa 0,1 Prozent. Also das ist
tatsächlich jener Anteil, der aber eben ganz wichtig ist, um auf der einen
Seite wichtige, wesentliche Investitionsimpulse zum Beispiel im Bereich der Wiener
Linien, aber auch im Bereich der Umweltpolitik leisten zu können und er ist ein
wesentlicher Beitrag zur Lebensqualität in dieser Stadt und einmal mehr
bekennen wir uns dazu, meine Damen und Herren.
Also wenn, dann nehmen wir seriöse
Zahlen, dann machen wir diese Auseinandersetzung tatsächlich und führen sie
seriös. Insofern kann ich mich dem schon anschließen, dass man hier in den
einzelnen
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