Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 91
zuständigen Stellen über diese Vorgänge zweimal in Kenntnis gesetzt wurden und dass zweimal das nur zu Kenntnis genommen wurde oder überhaupt unbeantwortet geblieben ist.
Das heißt also nun, wir haben erstmals sehr
detaillierte, bis ins Detail gehende Mitschriften und Unterlagen, die beweisen
sollen und es wahrscheinlich auch werden, dass es hier zu Unregelmäßigkeiten
gekommen ist. Unabhängig davon, glaube ich, werden der Herr Bürgermeister,
Wiener Wohnen und der zuständige Stadtrat sehr wohl Maßnahmen setzen müssen.
Ich glaube, eine Überprüfung von Vergabeverfahren in anderen Bereichen ist
unumgänglich, denn ich glaube nicht, dass man sagen wird können – wenn die
Vorwürfe stimmen –, dass die Installateure die schlechteren Menschen sind, das
wird wohl nicht behauptet werden können, und daher kann das, wenn es sich hier
bewahrheitet, sehr wohl woanders auch passieren. Daher ist es dringend geboten,
dass eine Generalüberprüfung von Vergabevorgängen notwendigerweise von der
Gemeinde Wien durchgeführt wird – natürlich zu Lasten der Betroffenen, aber zum
Wohle der Steuerzahler, die irgendwann vielleicht auch Geld zurückbekommen,
inklusive der Mieter von Wiener Wohnen.
Der Schutz der Mieter vor den überhöhten Wohnkosten
ist ein Thema, bitte schön. Es kann einfach nicht ein schlichtes Überwälzen der
Kosten geben, die sich daraus ergeben, und es gibt ja bereits heftige Empörung,
auch in Gruppen der Mietervertretungen, über diese auf sie zukommenden
Mehrkosten, die unter Umständen nur auf, sagen wir, rechtswidrige oder sogar
strafrechtlich verfolgbare Vorgänge zurückzuführen sind. Ich glaube daher, ein
jahrelanges Warten auf ein Urteil und dann vielleicht Rückerstattungen, das
kann und soll nicht der richtige Weg sein.
Genauso wie es auch woanders nicht sein kann. Wenn es
plötzlich preismäßig explodierende Leistungsverzeichnisse in anderen Branchen
gegeben hat, so hat das richtiggestellt zu werden auf eine konkrete,
kontrollierte und richtig berechnete Einheitswertefestsetzung.
Das Rücktrittsrecht der Stadt Wien wurde auf der
einen Seite vom Bürgermeister glatt verneint, auf der anderen Seite doch wieder
angekündigt. Wir werden sehen, was rauskommt. Ich glaube aber, dass sehr wohl
grundsätzlich eine Steuerung der Auftragsvergabe möglich und denkbar sein muss.
Es muss ja wohl möglich sein, dass man, so lange das Verfahren läuft – das wird
sich auch nicht ewig hinziehen –, für die dringlichen Aufgaben
selbstverständlich Vorsorge trifft, aber für längerfristige Verpflichtungen und
Arbeiten wird sehr wohl ein gewisses Zuwarten möglich sein, um den Mietern und
auch den Steuerzahlern erhöhte Kosten zu ersparen.
Da gibt es noch die Frage der
Schadensersatzansprüche, die ja von der Gemeinde Wien sehr wohl vorzubereiten
sind, wie ich glaube. Die sind ja nach dem Vergabegesetz möglich in mehrere
Richtungen, allerdings auch dahin gehend, dass die durch betrügerische
Maßnahmen nicht zum Zug gekommenen Bieter selbstverständlich Schadensersatz in
einem gewissen Ausmaß ebenfalls bekommen können.
Ich glaube also, ein hartes Durchgreifen
– wenn das alles stimmt; das wird sich doch auch relativ bald herausstellen,
wenn man es wissen will – gegen alle Beteiligten, extern wie auch intern, ist
notwendig und unumgänglich. Es geht ja sehr wohl, wenn man ein zügiges
Durchgreifen gegen einzelne Missbräuche machen will. Es gibt ja das schöne
Beispiel, wo Müllmänner im Prater sozusagen ein anderes Schicksal erlebt haben,
als sich heute hier vielleicht für größere Verfahren abzeichnet. Drei
Mistkübler entsorgten mehr Müll als sie durften, und zwar im Prater. „Was haben
die verbrochen", fragt der „Kurier" vom 27.5., „dass man sie ihre
Mistsammeltour durch den Wiener Prater nicht einmal mehr zur Ende machen ließ,
sie einzeln abführte, verhörte und sofort vom Dienst suspendiert hat?" Die
haben Zusatzdienste schwarz gemacht gegen Imbiss, Würsteln, ein bisschen Geld
wahrscheinlich. Die Schadenssumme hat laut „Kurier" die ungeheure Höhe
zwischen 6 000 und 12 000 EUR erreicht.
Wir reden hier von einer Schadenssumme von
100 Millionen und mehr Euro, und ich erwarte, dass man mit ähnlicher
Härte, wie man gegen drei Mistkübler vorgeht, genauso gegen solche Schädiger –
wenn sie solche sind, was sich relativ rasch herausstellen könnte – vorgeht und
dass man nicht die Kleinen hängt und die Großen laufen lässt. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zu Wort gelangt Herr StR Ellensohn.
StR David Ellensohn:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Es zieht sich eigentlich seit dem Morgen ein Thema
durch, nämlich das Verhindern, Verhabern, Verschleiern, in welcher Reihenfolge
auch immer, von der Aktuellen Stunde bis zu dieser Dringlichen und auch zu der
folgenden, die von den Grünen
eingebracht wurde. Das nennt sich zwar jetzt „Ausschreibungsverfahren bei
Bautätigkeiten". Das ist sehr freundlich formuliert, finde ich, angesichts
der Vorwürfe, die hier aufgetaucht sind. Es hätte auch ganz anders heißen
können, nämlich: Wer profitiert und wer zahlt drauf bei dieser Vorgangsweise?
Ich persönlich bin sehr interessiert daran, was wir
da am Ende als Ergebnis haben werden, und ich glaube nicht, dass es ganz so
einfach sein wird, wie das der Herr Bürgermeister angerissen hat, nämlich, das
stimmt alles nicht, und es wird sich wieder ein Oppositionspolitiker
entschuldigen müssen für irgendwas, sondern ich glaube, dass am Ende eher
stehen wird, dass etwas geändert werden muss.
Wiener Wohnen hat, seit Wiener
Wohnen selbst ausgegliedert wurde und eine Reihe von Tochterfirmen gegründet
wurden – die Schneeräumung, die Hausbetreuung, das Callcenter –, die Arbeit für
die Opposition nicht wirklich leichter gemacht, sondern schwerer gemacht.
Deswegen passen ohnehin jeder Oppositionspolitiker und jede
Oppositionspolitikerin wie Haftelmacher auf, damit sie eben nichts sagen, wofür
sie geklagt werden können, und deswegen ist es auch schwierig in
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