Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 91
GRin Mag Barbara Feldmann
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Mit 1. Juli 2008 soll die bisherige Chefin der Szene
Wien jemandem weichen müssen, der angeblich mehr vom Geschäft versteht als die
bisherige Führung unter Gina Salis-Soglio. Es handelt sich hierbei, wie wir
mittlerweile alle wissen, um Herrn Sopper, den Geschäftsführer von Planet
Music.
Ein Kenner der Branche meint dazu, dass dieser
Wechsel so daneben sei, dass man es gar nicht ausdrücken könne, und wir von der
ÖVP schließen uns dieser Aussage an. Die Szene Wien ist seit nunmehr
25 Jahren eine Bereicherung für das Wiener Kulturleben und gilt außerdem
als perfekte Live Location für Dancen, denen die Gürtellokale bereits zu klein
sind, das WUK oder die Arena aber zu groß, sprich, für Newcomer der Zukunft.
Speziell für die Nachwuchsförderung hat sich die
Szene Wien im Bereich der Jugendkultur einen Namen gemacht und sich verdient
gemacht. Sie war immer schon experimentierfreudig, von Free Jazz angefangen,
zum Beispiel John Fran, von Noice aus Japan oder für Performancegruppen aus dem
Uralgebirge ist die Palette der Szene Wien speziell. Sie war und ist nie
Mainstream und ist eine wichtige Nische im Wiener Musikleben. Und genau das
darf nicht zu Ende sein, nur weil besagter Herr Sopper seine guten Kontakte ins
Wiener Rathaus nutzt, ein Mann, der die links-intellektuelle Studentenkultur
verachtet und der Bands auftreten lässt, die extrem frauenfeindliche und
schwulenfeindliche Texte haben wie zum Beispiel „Die Hinichen" – „Wir
mischen auf im Frauenhaus, wir peitschen die Emanzen aus" et cetera –, und
ein Mann, der zu solchen Texten nur ganz lapidar meint, dass er nicht verstehen
kann, dass solche Texte so missverstanden werden.
Aus feministischer Sicht möchte ich überhaupt sagen,
dass ich es für inakzeptabel halte, dass eine kompetente und bewährte weibliche
Führungskraft grundlos von einem von der Stadt Wien geförderten Kulturbetrieb
entfernt wird. Dabei zählt die Stadt Wien im Bereich Frauen in
Führungspositionen zu den Nachzüglern in Europa. Es ist Ihnen, so wie immer,
alles nur Lippenbekenntnis, wenn Sie von frauenfreundlich und SPÖ in einem
Zusammenhang sprechen.
Ich zitiere: „Dieser Führungswechsel ist so daneben,
dass man es gar nicht ausdrücken kann", sagt der Künstler und
Musikjournalist Rainer Krispel. Kenner der Branche, Künstler und Medien sind
sich einig: Herr Sopper darf nicht Geschäftsführer der Szene Wien werden.
Selten sprachen Medien einen Vorwurf, den sie sonst höchstens vage andeuten, so
offen aus: Nepotismus, Vetternwirtschaft."
„Sopper hätten seine guten Kontakte zum Wiener
Rathaus schon den einen oder anderen Deal eingebracht", beschrieb der
„Kurier".
„Eine sehr ungustiöse Geschichte."
„Kurier".
Der „Standard" bescheinigt ihm
Freunderlwirtschaft und einen ausgezeichneten Draht zum Wiener SPÖ.
„Presse": Sehr gut mit dem Rathaus vernetzt.
Wieder einmal hat sich hier der Machtrausch der
Wiener SPÖ und ihr nahestehender Unternehmen gezeigt, und es stellen sich
folgende Fragen:
a) Gehört die Stadt tatsächlich Ihnen?
b) Wurden andere Interessenten angesprochen? Wurden Experten
für den Wechsel beigezogen? Hat es eine Vergabekommission gegeben? Zu welchem
Kaufpreis hat denn Herr Sopper das übernommen?
In dieser gesamten Causa kommt man um einen Namen
nicht herum, und das ist der Herr Kopietz. Dieser schanzte – so stellt es sich
zumindest dar – seinem guten Freund, der ihn selber öffentlich als seinen
Mentor bezeichnet, nicht nur die Gasometer-Halle zu, sondern es ist zu
bemerken, dass er auch viele Veranstaltungen, die stattfinden, wie zum Beispiel
die Organisation von stadtnahen Veranstaltungen wie das Donauinselfest, das
Maifest, die Eröffnungsfeier der U2 et cetera betreibt. (GR Harry Kopietz: Was wollen Sie damit ausdrücken?) Herr Sopper
ist zusätzlich Geschäftsführer der Kultur:plakat.
(GR Harry Kopietz: Präzisieren Sie das!)
Was ich hier kritisiere? Also wenn Sie es bis jetzt noch nicht mitbekommen
haben … (GR Harry Kopietz: Nicht
kritisieren! Präzisieren sollen Sie, was Sie damit meinen!)
Ich meine damit, dass es eine recht seltsame
Vorgangsweise ist, wenn ein Planet Music geschlossen werden muss und wenn
jemand einen Veranstaltungsort bekommt wie die Gasometer-Halle, die ihn nur
einen Anruf bei Ihnen gekostet hat, wie er ja selber öffentlich aussagt, dann
plötzlich, weil ihm die Gasometer-Halle zu groß ist, einen kleinen
Veranstaltungsraum braucht und einfach die Szene Wien dazu bekommt. Das ist ein
Konzept, das überhaupt nicht zu seiner Persönlichkeit passt, das überhaupt
nicht zu seinen Musikkonzepten passt und komplett widersprüchlich ist. Man kann
doch kaum bei etwas, was ein Nischenkonzept ist, fern dem Mainstream, jetzt
sagen, man wird irgendwelche gemeinsamen Synergien nutzen. Das ist ja genau das
Konzept einer Nische, dass man keine Synergien nutzt, sondern speziell ...
(GR Harry Kopietz: Aber was meinen Sie in
Bezug auf meine Person? Das wäre interessant!) Er bezeichnet Sie als
Mentor, als Freund. Er selber sagt, es genügt ein einziger Anruf. Das sind
Aussagen, die der Herr Sopper selbst getätigt hat, das können Sie nachprüfen. (GR Harry Kopietz: Das spricht für mich,
wenn ein Anruf genügt, und es funktioniert! Das spricht für mich! Ich bitte
Sie, das in ganz Wien zu verbreiten!) Sie werden ja Zeitungen lesen, dort
ist es geschrieben, was er selbst geantwortet hat. Sie können es gerne
nachprüfen. (GR Harry Kopietz: Das freut
mich!)
Ich gehe kurz auch noch ein auf die Kultur:plakat GmbH, die auch ein
offensichtlicher Interessenskonflikt ist. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Das verbreite nicht nur ich laut und deutlich, sondern Sie brauchen nur
sämtliche Medien zu lesen. „Kurier", „Standard", „Krone",
„profil", „Augustin" – ich weiß nicht, ob Sie den lesen –, jeder
Einzelne hat ganz genau darüber geschrieben, wie hier die Zusammenhänge sind.
Fakt ist, ich bringe folgenden Antrag ein, und zwar:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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