Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 91
sozialen Wohnbau gänzlich widerspricht. Ich kann nur
festhalten, dass die SPÖ offenbar drauf und dran ist, eine weitere
Errungenschaft der Sozialdemokratie zu zerstören, nämlich den sozialen Wohnbau.
Und ich bin mir ganz sicher: Die Mieter in diesem sozialen Wohnbau werden Ihnen
noch stärker als bisher als Wähler davonlaufen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste gelangt Frau GRin Mag Antonov zu
Wort. - Bitte.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Thema, das da von der ÖVP vorgegeben wurde, ist ja nun beileibe kein
aktuelles Thema, sondern ein alter Hut. Dennoch ist es relativ mutig von der
ÖVP, gerade dieses Thema vorzugeben, denn wie wir alle wissen: Dort, wo die ÖVP
kann, macht sie mit beim Verhabern und beim Verschleiern und beim Verhindern:
zum Beispiel in Wien, wo es um die SchuldirektorInnenposten geht, wo sich Rot
und Schwarz das Feld schön aufteilen. Alle sind zufrieden, vor allem die Roten
und die Schwarzen. Auf der Strecke bleiben nur die SchülerInnen, die
LehrerInnen, die Eltern und die Bildungspolitik. Aber sonst ist alles bestens.
Das Thema „roter Filz" ist ein alter Hut, aber
er bekommt immer wieder neue Anstecknadeln. In letzter Zeit zum Beispiel die
Szene Wien: Da kennt der Herr Sopper den Herrn Kopietz, und schon bremst eine
rote Männerpartie eine fähige Frau aus. Aber das wird ja heute noch Thema sein.
Roter Filz - alter Hut, und viele, viele neue
Anstecknadeln: zum Beispiel die Gewista und das freie Plakatieren. Da gibt es
eine SP-nahe Firma, und diese Firma kontrolliert die gesamte Werbung in Wien -
nicht nur die Werbung, nein, auch den öffentlichen Raum. Wer in Wien womit und
wofür Werbung macht, das bestimmt die SPÖ. - Das ist rotes System und das ist
roter Filz, meine Damen und Herren! Und wer dabei auf der Strecke bleibt, das
sind kleine Initiativen, das sind Kulturinitiativen, das sind
BürgerInneninitiativen, und das ist auch die freie Meinung in Wien - die ist
hier nicht erwünscht! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Thema „roter Filz": alter Hut - und doch immer
wieder aktuell! In seiner ziemlich verhaltenen Rede hat Herr Kollege Tschirf
schon das Echo Medienhaus und die Vermietung der Rathaussäle angesprochen. Im
März ist ein Artikel erschienen, dem man entnehmen konnte, dass die SP-Firma
Echo Medienhaus zu günstigen Konditionen die Rathaussäle während der EURO zu
mieten bekommt und damit gut verdienen kann. Dann habe ich eine Anfrage an
Bgm Häupl gestellt - und siehe da, plötzlich ist alles anders!
Offensichtlich hat da jemand die Notbremse gezogen. Das ist gut so und das
zeigt, wie wichtig die Kontrolle in diesem roten Wien ist.
Stichwort Kontrolle: Das, meine Damen und Herren von
der SPÖ, hören Sie ja überhaupt nicht gerne. Wenn es um Reformen im Bereich der
Kontrolle geht, da blockieren Sie, da verhindern Sie, da verschleiern Sie. Sie
verweisen so gerne auf das „sagenhafte" Minderheitsrecht Untersuchungskommission.
(GR Christian Oxonitsch: Ja!) – Ja,
„supertolles" Minderheitsrecht, wo die Mehrheitsfraktion drinnen sitzt,
blockiert, mauert, verhindert und verschleiert.
Überhaupt zeigt die Psychiatrie als sehr gutes
Beispiel - das ist das allerbeste Beispiel -, wie das System „roter Filz"
in Wien funktioniert. Da gab es vor rund 30 Jahren einen Reformschub in
der Psychiatrie in Wien, und dann ist die SPÖ in ihrem Stolz erstarrt, und mit
ihr leider die Psychiatrie in den Netzbetten. Der Rest der Welt hat sich weiterentwickelt,
Wien aber sitzt noch immer im Netzbett, weil die SPÖ blockiert. Und das schadet
den Menschen in Wien. (Beifall bei den GRÜNEN und von Gemeinderäten und
Gemeinderätinnen der ÖVP.)
Die SPÖ in Wien kreist nur um sich, und die SPÖ in
Wien bewegt sich eins zu eins ausschließlich im geschlossenen System ihrer
roten Netzwerke. Das hat zur Folge, dass die SPÖ keine Bewegung vorwärts mehr
zusammenbringt. Was sie macht, das sind kreisende und eiernde Bewegungen -
keine Bewegung nach vorne, wie es dieser Stadt eigentlich zukommen würde.
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Wien hat sich
Besseres verdient! Wien ist nicht gleich SPÖ, SPÖ ist nicht gleich Wien, und
Wien ist auch kein roter Selbstbedienungsladen! Die Wiener Bevölkerung, die ja ihrerseits
leider Gottes immer mehr auf Wiener Sozialmärkte angewiesen ist und keinen
Zutritt zum roten Selbstbedienungsladen hat, wird Ihnen bei der nächsten Wahl
die Rechnung präsentieren, und das ist gut so. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster gelangt Herr
GR Deutsch zu Wort. – Bitte.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau Vorsitzende! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Die österreichische Volkspartei hatte heute
sichtbar, aber auch hörbar das Problem, ein Thema für eine Aktuelle Stunde
nennen zu müssen (GR Dr Matthias Tschirf:
Überhaupt nicht!), denn sonst wäre es nicht möglich gewesen, dass Sie, Herr
Kollege Tschirf, etwa die Frage der Kriminalität ansprechen, wo doch gerade
ÖVP-Innenminister Platter maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass in dieser
Stadt mehr als 1 000 Polizisten fehlen - eine weitere Altlast übrigens
auch der früheren Regierung Schüssel.
Es gibt auch überhaupt keinen
Grund, die Stadtverfassung und die Geschäftsordnung in dieser Stadt in Frage zu
stellen. (Ironische Heiterkeit bei GR Dr
Matthias Tschirf und GR Mag Wolfgang Jung.) Sie haben sich heute mit
Ihrem Beitrag entschieden für Schlechtreden, Skandalisieren und Verunsichern. (GR Dr Matthias Tschirf: Oje!) Das war
auch gekennzeichnet von einer sehr künstlichen Aufregung, wenn sie auch von
Ihrer Seite nur kurz war, weil Sie ja ohnehin das Problem haben, überhaupt noch
öffentlich wahrgenommen zu werden (Ironische
Heiterkeit bei GR Dr Matthias Tschirf und StRin Mag Katharina
Cortolezis-Schlager), weil Sie keine Vorschläge für die Entwicklung dieser
Stadt haben, sondern Sie haben einmal mehr den fast peinlichen
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