Gemeinderat,
33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 89
Bank Austria nach Polen verlagert, und die 4,5 oder 9 Personen, die unter diesem Titel beschäftigt werden, werden von Österreich gestrichen.
Jetzt frage ich mich schon, ob die Stadt Wien in
Anbetracht des Gesamtgeschäftes gut beraten ist, wenn sie diese 300 000
EUR zahlen will. Ich glaube, sie ist nicht gut beraten, denn die Bank Austria
macht mit der Stadt Wien viel bessere Geschäfte, die mehr abwerfen als diese
300 000 EUR. Ich bezweifle daher, ob das wirklich eine gute Idee ist,
und deswegen lehnen wir diesen Antrag ab. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Stürzenbecher.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Geschätzte Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen!
Ich möchte wieder zum Akt reden. Dabei geht es darum,
die Magistratsabteilung 50 zu einer jährlichen Entgeltleistung an die
treuhändig verwaltenden Bankinstitute ab dem Voranschlagsjahr 2008 in Höhe von
11,50 EUR pro treuhändig verwaltetem Eigenmittelersatzdarlehen, das sind
im Jahr 2008 310 569 EUR, zu ermächtigen.
Kurz übersetzt heißt das:
Entweder kaufen wir uns eine Dienstleistung um rund 310 000 EUR zu
oder die Stadt Wien macht das selber. Dann hätte sie einen entsprechenden
Personalaufwand, müsste man die EDV programmieren und diesbezüglich überhaupt
sehr viel investieren. Daher scheint es in diesem Fall eindeutig
kostengünstiger und wirtschaftlicher zu sein, diese Dienstleistung quasi
ausgegliedert zu lassen, wie es jetzt funktioniert.
Im Akt ist relativ gut aufgelistet, wie man zu diesen
Zahlen kommt. Das ist ein bisschen kompliziert, und ich möchte das jetzt nicht
alles genau vorlesen, sondern sage nur: 300 000 EUR entsprechen zirka
einem Personal- und Sachaufwand für 4,5 Arbeitskräfte. Es ergeben sich
1 690 Leistungsstunden pro MitarbeiterIn, und es werden jährlich drei
MitarbeiterInnen allein für die Eigenmittelersatzdarlehengewährung benötigt.
Wenn man dann noch den notwendigen Zeitaufwand für die Fünfjahres-Überprüfung,
der immer größer wird, und den Zeitaufwand für die Betreuung des
Eigenmittelersatzdarlehenbestandes hinzurechnet, dann sieht man, dass da doch
einiges zusammen kommt und die Aufwandsentschädigung von rund
300 000 EUR jährlich auf jeden Fall günstiger ist. Es ist
kostengünstiger für die Stadt Wien, wenn man es so macht, als wenn man es
selbst machen würde. Darum geht es hier!
Man kann doch nicht sagen: Die haben ohnedies
irgendwo 1,8 Milliarden EUR! –
Das wäre so ähnlich, als würde die Bank Austria einen Dienstwagen
kaufen, der vielleicht 40 000 EUR kostet, und der Händler würde
sagen: Ihr habt ohnedies 1,8 Milliarden EUR, zahlt mir doch
100 000 EUR! Für euch ist es doch ein Klax, ob ihr
40 000 EUR oder 100 000 EUR zahlt!
Das ist kein Klax, sondern es ist jedes
Rechtsgeschäft nach seinen Parametern zu beurteilen. Alles andere wären
wagemutige Spekulationen.
Es liegen hier ein sehr konkreter Antrag, eine sehr
konkrete Ermächtigung und ein sehr seriöses Übereinkommen vor, und ich glaube,
das ist für die Stadt Wien besser, als wenn man es selbst macht. Ich glaube,
diese Entscheidung ist aus wirtschaftlichen Gründen eindeutig vertretbar, und
deswegen plädiere ich dafür zuzustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin
Frank. Ich erteile es ihr.
GRin Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich wollte mich zuerst nicht mehr zu Wort melden,
weil schon vieles gesagt wurde, aber jetzt muss ich Herrn Dr Stürzenbecher
doch ein bisschen widersprechen. Wenn Sie sagen, dass eine Leistung gekauft
wurde und diese etwas kostet, dann ist das grundsätzlich richtig. Allerdings
haben wir diese Leistung nicht jetzt eingekauft, sondern sie besteht schon seit
vielen Jahren und hat viele Jahre nichts gekostet. Das heißt, dass es zumindest
eine mündliche beziehungsweise geistige Willensübereinstimmung gibt, dass eine
Leistung erbracht wird, ohne dass man dafür etwas verrechnet.
Plötzlich taucht aber die Forderung auf, dass wir
jetzt 11,50 EUR dafür hinlegen müssen. Außerdem wurde, wenn ich den Akt
jetzt richtig im Kopf habe, ein Teil dieser Verwaltung ursprünglich auch von
einer anderen Bank durchgeführt. Das hat die Bank Austria jetzt gekauft, hat
somit eine Monopolstellung, setzt die Stadt Wien unter Druck und sagt: Wenn ihr
diese Leistungen wollt, dann müsst ihr dafür bezahlen!
Ich glaube, das soll man wirklich nicht so hinnehmen,
wenn es jahrelang auch anders möglich war! Das muss man schon dazusagen: Wir
haben ja jetzt nichts Neues abgeschlossen!
Die automatische Erhöhung um 3 Prozent hat schon
mein Kollege Kowarik angesprochen: Wenn jährlich um 3 Prozent erhöht wird
und ich das auf 20 Jahre hochrechnen, dann stellen wir fest, dass das nicht
mehr 11,50 EUR sind, sondern eine ganz massive Summe herauskommt. Und ich
finde, es ist einfach nicht in Ordnung, dass man jetzt im Nachhinein kommt und
sagt: Ab heute kostet das etwas!
Deswegen werden wir das ablehnen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Frau
Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet.
Wir kommen nun zur Abstimmung.
Wer der Postnummer 67 die Zustimmung gibt, möge bitte
ein Zeichen mit der Hand geben. – Das wird von der SPÖ unterstützt und hat
damit die ausreichende Mehrheit.
Nun
gelangt die Postnummer 71 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die
Ermächtigung zum Kauf von Teilflächen in der KatG Eßling von der
Landwirtschaftlichen Bundesversuchswirtschaftlichen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular