Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 75
sich Geld ersparen, das Sie eigentlich den Schulen schon
längst zur Verfügung stellen könnten. Kommen wir zum Anmeldechaos in der AHS.
Die amtsführende Präsidentin des Stadtschulrates hat heuer den Eltern versprochen,
jedes Kind bekomme seine Wunschschule. Dass dort Wanderklassen errichtet
werden, dass die Schülerzahl nicht auf 25 gesenkt werden kann, dass hier die
Schulen sich in anderen Schulen einmieten müssen, in anderen öffentlichen
Gebäuden untergebracht sein müssen, das ist alles kein Problem. Die amtsführende
Präsidentin findet, jedes Kind soll dort seinen AHS-Platz haben, wo es sich anmeldet.
Diese Schulen sind aber nicht darauf ausgelegt, andere
Schulen haben aber noch genügend Platz. Es findet hier kein Ausgleich statt,
sondern man stopft die Schulen voll und schichtet noch weiter von der
Hauptschule in die AHS um, denn auf der anderen Seite entsteht ja ein Platz an
den Schulen, die derzeit nicht voll ausgelastet sind. Auf diese Art und Weise
haben Sie sich im Vergleich zu den anderen Bundesländern jährlich eine Menge
Kosten erspart, weil für die Schulerrichtung und Schulerhaltung im
Pflichtschulbereich auf diese Weise nun nicht das Land, die Gemeinde, sondern
jetzt der Bund zuständig ist, in dem Sie ganz einfach mehr AHS-Plätze haben.
Wir haben uns das hochgerechnet. 20 000
AHS-Plätze haben Sie mehr als die vergleichbaren Bundesländer Oberösterreich
und Niederösterreich. Wir haben uns durchgerechnet, was das kostet. Das
entspricht in etwa 70 neuen Hauptschulen oder Kooperativen Mittelschulstandorten,
für die Sie über den Finanzausgleich Geld bekommen. Allein die Errichtung würde
1 Milliarde EUR kosten. Sie haben sich in den letzten Jahren
1 Milliarde EUR erspart.
Wir kommen also jetzt genau zu jenem Punkt: Würden
Sie Ihrer Aufgabe nachkommen und die Qualität der Kooperativen Mittelschule
nicht dadurch kaputt machen, indem Sie eine verfehlte Integrationspolitik
machen, sondern denen denselben Bildungsstandard ermöglichen, würden Sie hier
70 Standorte brauchen. Die kosten 1 Milliarde EUR. Diese
Milliarde Euro brauchen die Bezirke zur Sanierung der Schulen in den nächsten
vier Jahren.
Was bekommen aber die Bezirke stattdessen? Keine
Milliarde, sondern die bekommen 560 Millionen EUR Mogelpackung, indem
man 56 000 mit 10 multipliziert und auf 560 Millionen EUR kommt.
Das heißt, Sie kürzen das Budget weiterhin, und Sie haben nicht vor, die Milliarde,
die Sie über den Finanzausgleich fälschlicherweise für die Pflichtschulen
bekommen haben, auch tatsächlich in die Pflichtschulen zu stecken, sondern
diese Milliarde weiter zu verschleudern, für Hochglanzbroschüren, die uns
erklären sollen, wie gut das Wiener Bildungswesen ist.
Wir brauchen aber keine Hochglanzbroschüren, wir
brauchen sanierte Schulen, wir brauchen Schulen, die nachmittagstauglich sind.
GRin Jerusalem hat das schon erwähnt, die Schule Leopoldsgasse hatte so
eine Nachmittagsbetreuung. Jede dritte Schule gerade im Pflichtschulbereich in
Wien bietet Nachmittagsbetreuung an. Ich frage Sie, was ist mit den anderen
zwei Dritteln. Sind da wieder die Bezirke schuld, dass dort keine Nachmittagsbetreuung
ist, oder haben Sie vielleicht endlich vor, die Milliarde, die Sie sich durch
erhöhte Bundessubventionen ersparen, indem Sie mehr AHS-Plätze haben als alle
anderen vergleichbaren Bundesländer, ja ich frage Sie daher angesichts dieser
Milliarde, die Sie bekommen haben, wann Sie aufhören, diese in Hochglanz zu
investieren und stattdessen die Pflichtschulen in Wien glänzen lassen, denn die
Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler haben es sich verdient, auch in Wien,
ein ganztägiges, hochwertiges Schul- und Freizeitangebot zu bekommen.
Die Leopoldsgasse zeigt auf, Planungschaos kostet
Geld, vernichtet Schulplätze, vernichtet die Möglichkeit, im Grätzel
miteinander zu spielen und aufzuwachsen. Die Volksschule Leopoldsgasse zeigt
aber auch auf, dass das Geld, das hier fehlinvestiert wird, an anderen Stellen
dringend gebraucht werden würde. Eine Milliarde in Wien, und abschließend sei
darauf hingewiesen, die Vermögenszuwachssteuer könnten wir uns in Wien sparen,
wenn Sie mit den Ressourcen ordentlich umgingen, wenn Sie die Ressourcen für das
einsetzten, wofür diese auch tatsächlich über den Finanzausgleich an Sie kommen.
Dann hätten wir kein Bildungsproblem, kein Integrationsproblem, kein
Wirtschaftsstandortproblem, sondern wir hätten ein modernes,
zukunftsorientiertes Wien, das im 21. Jahrhundert allen Wiener Kindern
dieselben Chancen ermöglicht.
Denken Sie um, steigen Sie um und beginnen Sie heute
noch, indem Sie dieses Geschäftsstück zurückziehen und der Volksschule
Leopoldsgasse ihre Zukunft belassen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR
Vettermann. Ich erteile es ihm.
GR Heinz Vettermann
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr
Berichterstatter! Frau Berichterstatterin! Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Also, ich meine, das einzig wirklich Chaotische aus
meiner Sicht war eigentlich jetzt Ihre Wortmeldung, weil Sie wirklich sozusagen
ein kunterbuntes Durcheinander, was ich auch noch sagen wollte, auf uns losgelassen
haben. Ich werde daher noch nicht auf alle Punkte dieser willkürlich
zusammengewürfelten Wortmeldung eingehen, aber auf zwei, drei Punkte vielleicht
doch. Das Erste war die Anmeldesituation in den AHS. Da ist ja klar, und das
wurde auch schon oft gesagt, dass wir eine Information an die Eltern
weitergeben werden, wo es noch Plätze gibt, wo zum Beispiel die 25 knapp oder
gerade erst erreicht sind, und wo die Schülerzahlen überschritten sind, sodass
noch eine Ummeldung möglich ist.
Wir wollen aber das Elternrecht im Prinzip stärken und
sagen, okay, aber dort, wo es eine Wunschschule gibt, soll das Kind auch dort
untergebracht sein und mit allen Maßnahmen, die dazu notwendig sind, und ich
glaube, viele Eltern werden dann auch noch diese Information zur Kenntnis
nehmen. Wenn wir sagen, in Wien
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular