Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 75
Litfaßsäulen betreibt. Jetzt machen wir etwas, jetzt
räumen wir wieder alles weg, jetzt sanieren wir die Fußgängerzone. Hätten wir
sie vorher saniert, hätten wir Doppelkosten in Größenordnungen ... (GR Alfred Hoch: Wann wird das saniert?)
Ja, wann? (GR Alfred Hoch: Es wird schon
seit Jahren darüber geredet!) Die Frau Bezirksvorsteherin schreibt, der
Herr Klubobmann im 10. Bezirk schreibt, nur passieren tut es nicht. Aber
jede Maßnahme, die dort nur Stückwerk ist, kostet, und der Bezirk muss es
zahlen. Und das kann so nicht sein, wenn wir schon einen so hohen
Verschuldungsgrad haben.
Aber es geht ja noch weiter. Es bestünde meiner
Meinung nach sogar eine Chance, aber es hat nur noch niemand probiert. Im
Altstadterhaltungsbeirat werden denkmalgeschützte Bauten saniert. Wir sind aber
übereingekommen, nicht die Bauten der Stadt Wien zu sanieren, weil es einfach
zu viele sind und das Budget nicht ausreichen würde. Aber ich meine, es spricht
doch überhaupt nichts dagegen, würde man die wirklich ehrwürdigen alten,
denkmalgeschützten Amtshäuser sanieren. Auch das würde eine Entlastung der
Bezirke bringen und wäre für die Stadt Wien sicher leistbar. (Beifall bei
der FPÖ.)
Ein wirklich großer Kostenfaktor ist die Devastierung
der Parkanlagen. Aber es kostet auch, wenn Parkanlagen um horrendes Geld der
Wiener Steuerzahler völlig neu hergerichtet werden, und dann kommt – wie es zum
Beispiel seinerzeit beim Keplerplatz der Fall war; das hat damals über 10 Millionen
Schilling gekostet – die Frau Bezirksvorsteherin, kaum dass die großzügige
Eröffnung stattgefunden hat, drauf, sie möchte eigentlich ein paar Blumenampeln
haben und der ganze Park muss wieder aufgerissen werden und es müssen um
sauteures Geld Blumenampeln mit Bewässerungsgräben installiert werden. Drei
Monate vorher hätte das einen Pappenstiel gekostet, denn da waren die Gräben
alle offen, wo man hätte verlegen können. Aber es ist nicht passiert.
Und die Devastierung nimmt so überhand, dass, wenn
ein Park eröffnet wird und dort ein – auf Wienerisch – so genanntes Salettl
steht, dann ist es drei Tage später zu Brennholz zertrümmert. Da hat die Stadt
Wien es verabsäumt, entsprechendes Aufsichtspersonal für die Parkanlagen zur
Verfügung zu stellen, und die Kosten müssen jetzt die Bezirke tragen, obwohl
die ohnehin schon arm dran sind.
Zum unsachgemäßen Umgang mit den Mitteln muss ich
jetzt schon auch einen Schuss gegen die GRÜNEN loslassen mit ihren
Fahrradwegen. Das kostet nämlich sehr viel Geld, und der Ertrag, so wie Sie ihn
sich wünschen, lässt sehr viel offen. Denn wenn ich in der Landgutgasse im
10. Bezirk, wo sich jetzt ein riesiges Siedlungsgebiet eröffnet hat, einen
Fahrradweg installiere, der sowieso um die nächste Kurve wieder aufhört, wo x
Kreuzungen sind, die den Fahrradweg kreuzen müssen, wo die Straße extrem
verengt wird, sodass, wenn zwei PKW ein bisschen salopper aneinander
vorbeifahren, sie am Radfahrweg sind, dann ist das wieder eine Sache, die jetzt
gemacht wurde und wo schon absehbar ist, wann sie wieder zurückgenommen wird.
Nur hat sie leider dazwischen jede Menge Geld gekostet, und zwar ebenfalls
Geld, das die Bezirke nicht zur Verfügung haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch die
Friedhöfe sind mir noch ein Anliegen, denn es geht ja bei der neuen
Bezirksmittelverordnung auch darum, dass die Friedhöfe herausgenommen werden.
Es ist schändlich, dass Sie einem Bezirk wie dem 10., der ein derart hohes
Bezirksbudget hat, diese 38 000 EUR für Friedhöfe jetzt auch noch wegnehmen
wollen. Da sollte man sich schämen, denn das ist überhaupt nicht notwendig.
Also wenn Sie schon die Friedhöfe rausnehmen, lassen Sie doch den Bezirken das
Geld. Es ist ja sowieso nicht genügend da. Aber ich bin überzeugt, dass die
Bezirke wissen, wo sie es sinnvoll einsetzen können, wenn nicht immer wieder
der Druck von der Stadt kommt und man ihnen dann Verschiedenes aufzwingt. Das
muss man sagen.
Ich meine, es ist richtig, die Bezirke haben zu wenig
Geld. Es ist richtig, dass die Stadt Wien sie in gewisser Weise verhungern
lässt und in gewisser Weise das Ganze vielleicht auch unsachgemäß verwaltet
wird. Denken Sie daran, Bezirksmittel und Bezirksvorsteher sind nicht im
Rosenmontag, wo sie mit beiden Händen aus dem Vollen schöpfen und das wahllos
in die Menge werfen können, denn ein Rosenmontag ist nur einmal im Jahr, aber
die Bezirke müssen 365 oder 366 Tage im Jahr verwaltet werden. Und das,
was am Rosenmontag in die Menge geworfen wird, das zahlen die Privaten und
nicht der Steuerzahler.
Wir werden das daher ablehnen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster zu Wort gelangt Herr GR Dipl-Ing Margulies.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich beginne damit, dass ich zunächst einmal
einerseits zufrieden bin, dass mittlerweile die Evaluierung der
Dezentralisierung im Laufen ist. Unseres Erachtens tatsächlich um Jahre
verspätet, nichtsdestoweniger, sie ist im Laufen und sie soll bis Juni
abgeschlossen sein, und ich hoffe, dass sich dann tatsächlich etwas sowohl
direkt in Fragen Kompetenzen der Bezirke als auch in Fragen
Bezirksmittelverteilung verändern wird. – Punkt 1.
Punkt 2: Da will ich nur ganz kurz auf meine
Vorrednerin zurückkommen und dazu einerseits feststellen, dass ein Großteil der
von ihr genannten Einzelpunkte tatsächlich der Realität entspricht, dass aber
meines Erachtens schon auf das große Ganze insofern vergessen wurde, als sie zum
Teil dann auch von verschwendeten Finanzmitteln et cetera spricht – und das ist
ja genau das, was die SPÖ tut, die sagt, die Bezirke verschwenden das Geld,
deshalb müssen wir ihnen auch nicht mehr geben –, während sie die strukturellen
Bedürfnisse, die die Bezirke haben, in Wirklichkeit vernachlässigt hat.
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