Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 75
(Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 5. Zusatzfrage wird von GR Dkfm Dr Aichinger
gestellt. – Bitte schön.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vizebürgermeisterin!
Wir müssen leider zur Kenntnis nehmen, dass
Verhandlungen, Ausführungen und sozusagen auch unterschriebene Blätter der
Bundesparteien auf Landesebene nicht voll Durchschlag finden, siehe
Gebührenstopp oder Gebührenerleichterungen für die Bürger.
Aber meine Zusatzfrage geht in eine andere Richtung:
Es wird auch immer wieder diskutiert und ist in diesem Hause schon einige Male
angeschnitten worden, ob es, wenn die Bundessteuerreform kommt, auch zu einer
Landessteuerreform kommt. Die Anzahl der Steuern in Wien ist sehr groß, aber
ertragreich sind eigentlich nur zwei oder drei. Ich nenne jetzt bewusst keine,
um nicht hier in die Falle zu laufen, welche Steuer unter Umständen zu
diskutieren ist. Ich frage nur, ob es auch auf Wiener Ebene eine
Landessteuerreform und vor allem eine Durchforstung dahin gehend geben wird, wo
der Ertrag einer Steuer in Anbetracht der Verwaltung dafür noch sinnvoll ist.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeisterin!
VBgmin Mag Renate Brauner: Noch einmal eine kurze Bemerkung, weil man
immer Angst haben muss, dass man sonst falsch zitiert wird: Gebührenerhöhungen,
die es nicht gibt, kann ich nicht stoppen. Punkt.
Zur Frage nach Landessteuern. –
Die Formulierung ist richtig: Es gibt eine Vielzahl – das ist eine
Interpretationsfrage – von Landessteuern, die von den Anteilen her äußerst
gering sind. Wir sind permanent dabei, diese Steuern und Abgaben zu
hinterfragen und zu evaluieren, weil mein persönlicher Zugang dazu lautet, dass
es für die Akzeptanz eines Steuersystems durch die Bevölkerung sehr wichtig
ist, dass dieses transparent ist. Das gilt für die Bundesebene, aber selbstverständlich auch für die Landesebene und
die kommunale Ebene. Ich sage selbstkritisch, dass diese Transparenz sicherlich
nicht immer gegeben ist, das heißt, es liegt absolut in meinem Interesse, dass
wir hier eine permanente Evaluierung und Überarbeitung vornehmen.
Es gibt eine Vielzahl von
Steuern, bei denen man überhaupt darüber diskutieren muss, auf welcher Ebene
sie Sinn machen. Wir alle kennen die Debatte, die sich vor allem am Beispiel
der Werbesteuer immer wieder abgespielt hat, wir alle kennen die Diskussion
über die Frage der Grundsteuer, die in Wirklichkeit die einzige von gewisser
größerer Relevanz ist.
Das heißt, es gibt hier
eine permanente Diskussion, es ist aber gerade bei Landesabgaben sehr
schwierig, eine vernünftige Lösung zu finden. Meine persönliche Meinung ist,
dass Österreich ein so kleines Land ist, dass hier unterschiedliche Regelungen
in vielen Fällen wenig Sinn machen und es sinnvoll ist, dass man sich, auch
wenn es sich um Landes- oder Kommunalbestimmungen handelt, untereinander
abspricht und versucht, einen möglichst gemeinsamen Weg zu gehen. – Auf
dieser Grundlage gibt es immer wieder Evaluierungen, und wir werden
selbstverständlich auch die Abgaben permanent überarbeiten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung der 3. Frage.
Wir kommen nun zur
4. Frage (FSP - 01209-2008/0001 - KSP/GM). Sie wurde von Frau GRin
Mag (FH) Tanja Wehsely gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der
Geschäftsgruppe Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal
gerichtet. (Der EU-Genderbericht stellt Österreich ein schlechtes Zeugnis in
Sachen Fortschritt bei der beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern
aus. Der Internationale Frauentag im Wiener Rathaus stand heuer unter dem Motto
der Förderung von Frauen im Beruf. Welche Initiativen planen Sie, Frau
Stadträtin, noch, um Grundlagen für effiziente Gleichstellungspolitik zu
schaffen?)
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger:
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Sie beziehen sich in Ihrer Frage auf den
EU-Gender-Bericht, bei dem wir wirklich mit einem schlechten Ergebnis
abschneiden, denn Platz 15 unter 25 ist wahrlich keine besondere
Leistung. Wenn man sich die Entwicklung dieser Statistik anschaut, die immer
erstellt wird, dann hat es in letzter Konsequenz keine positive Entwicklung für
Österreich im Gegensatz zu 17 anderen Staaten gegeben, denen das sehr wohl
gelungen ist.
Ich bin davon überzeugt,
dass der richtige Schub, um die Position Österreichs und damit die Position der
erwerbstätigen Frauen zu verbessern, darin besteht, dass wir tatsächlich
weitere Maßnahmen im Bereich der betrieblichen Frauenförderung setzen, und zwar
sehr konkrete Maßnahmen. Natürlich sind wir stolz auf die Entwicklungen, die es
in Wien gibt. Die Einkommensschere in Wien ist im Vergleich zu den restlichen österreichischen
Bundesländern weniger stark ausgebildet. Wir haben mit 76 Prozent
beziehungsweise mit genau 76,02 Prozent eine höhere Erwerbstätigkeit.
Damit ziehen wir in der Erwerbstätigkeit de facto gleich mit der
Erwerbstätigkeit von Männern, müssen aber immer auch sehen, dass letztendlich
die Erwerbstätigkeit von Frauen anders bezeichnet und anders beschrieben ist
als die von Männern und zwar insofern, als Frauen häufig prekärere
Arbeitsverhältnisse und auch prekärere Arbeitszeitverhältnisse haben und damit
natürlich auch in die einkommensschwächeren Positionen rücken und oft ihre
Qualifikationen de facto auch nicht entsprechend nutzen können.
Die
Frauenerwerbsquote als Prozentsatz ist zwar eine schöne Sache, mein Ziel wäre
es aber, durch konkrete betriebliche Frauenförderungsmaßnahmen die Frauen
tatsächlich zu unterstützen und so – wenn das auch ein geringeres Ziel für
mich ist –auch die Statistik für Österreich zu einem Besseren zu wenden.
Und da gibt es aus meiner Sicht ein paar Eckpunkte, wo man tatsächlich auch
kommunalpolitisch ansetzen kann. Eine Maßnahme
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