Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 95
Wir wissen darüber hinaus auch davon, dass es im Rahmen des PSD eine Mangelversorgung gibt. Es gibt seit Jahren Probleme und Mängel in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die auch schon diskutiert wurden und altbekannt sind. Es gibt einen vernichtenden Bericht des Kontrollamtes im Zusammenhang mit dem KAV, in dem von Führungsschwäche und von mangelnder Personalplanung die Rede ist.
All das ist da und liegt vor, und obendrein: Das ist
nicht neu, und das ist eigentlich das Allertraurigste: Das verhält sich schon
seit Jahren so, und ich ziehe den Schluss, dass man auf die Missstände offenbar
in der Weise reagiert, dass man die Stadträtinnen auswechselt. Die zuständigen
Stadträtinnen haben alle paar Jahre einen neuen Namen, die Missstände bleiben
jedoch dieselben, und das, obwohl wir es leider bereits zum dritten Mal mit
einer Situation zu tun haben, in der zunächst Beschwerden an die Öffentlichkeit
kamen, die dann immer mehr wurden. Und ob dieser Taktik des Leugnens, des
Unter-den-Teppich-Kehrens und des Angreifens der Opposition mündete die
Situation früher oder später schließlich in eine Untersuchungskommission.
Allerdings muss ich leider feststellen, dass die Missstände und Mängel
dieselben bleiben und dass auch die Taktik der SPÖ weiterhin dieselbe bleibt.
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Ich kann Ihnen
nur sagen: Es ist Ihnen offenbar ein großes Bedürfnis, uns alle sozusagen aus
einem Mund sprechen zu hören, und ich habe das heute in der Früh getan und
werde es in diesem Punkt auch in Hinkunft tun! (GR Christian Oxonitsch: Was war
das Ergebnis der zwei Untersuchungskommissionen? – Dass die Vorwürfe nicht
zutreffend waren!) Ich glaube, du hast noch immer nicht verstanden, worum es
geht! (GR Christian Oxonitsch: Von den Vorwürfen ist nichts übrig geblieben,
das ist der wesentliche Punkt!)
Einmal mehr in drei Sätzen. Es gibt tatsächlich
Missstände im Otto-Wagner-Spital, und diese Missstände sind nicht neu, sondern
sie bestehen seit Jahren. (Zwischenruf von Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely.) Und
du und deine Vorgängerinnen haben offensichtlich nichts unternommen, um diese
Missstände zu beseitigen! Deine Taktik ist exakt dieselbe, wie wir sie bei Frau
Pittermann erlebt haben, als es um den Lainz-Pflegeskandal ging. Exakt diese
Taktik wird immer seitens der SPÖ angewendet, wenn Missstände das Licht der
Öffentlichkeit erblicken.
Insofern sei an dieser Stelle gesagt: Ihr habt diese
Untersuchungskommission verdient, und ich wünsche ihr viel Erfolg! (Beifall bei
den Grünen.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Der Nächste am Wort ist Herr GR Lasar. Ich
erteile es ihm.
GR David Lasar (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die FPÖ begrüßt natürlich die Gemeinderätliche
Untersuchungskommission zum Otto-Wagner-Spital. Die Vorgänge rund um das Sozialmedizinische
Zentrum auf der Baumgartner Höhe müssen natürlich restlos aufgeklärt werden,
und selbstverständlich ist auch die politische Verantwortung für diese
Versäumnisse zu analysieren.
Meine Damen und Herren! Es ist uns jedoch wichtig,
dass die Untersuchungskommission in keinem Fall zu einem Schöffengericht
verkommt. Wir haben bereits festgehalten, dass es nicht darum gehen kann,
politisches Kleingeld auf den Rücken von Patienten zu wechseln oder aber ein
mediengerechtes Spektakel zu inszenieren! (Beifall bei der FPÖ.)
Es gibt tatsächlich sehr viele Punkte aufzuklären,
Frau Stadträtin! Und auch Sie, Frau StRin Brauner, werden hier einiges
aufzuklären haben, etwa den Personalmangel beim Pflegepersonal und bei den
Ärzten. Ich glaube, seit Frau StRin Pittermann abgelöst wurde, wissen Sie über
die Personalmissstände Bescheid. Es besteht tatsächlich ein permanenter Mangel
an Pflegepersonal und Ärzten. Ich muss Ihnen vorwerfen, dass sie diesbezüglich
wirklich jahrelang weggeschaut und nichts gemacht haben.
Zur jetzigen Frau Stadträtin: In eineinhalb Jahren
kann man natürlich nicht so viel erreichen, wie man in vier oder fünf Jahren
erreichen können hätte. Aber Sie können nicht leugnen, dass wir schon seit
Jahren hier aufgezeigt haben, dass es permanent Personalmangel gibt, und zwar
nicht nur im Otto-Wagner-Spital, sondern auch im AKH und in vielen anderen
Krankenhäusern.
Ich werde heute einige Fragen in den Raum stellen:
Warum ist zum Beispiel im Otto-Wagner-Spital beim Nachtdienst nur ein Arzt für
150 bis 200 Patienten allein zuständig? Da gibt es keine Ablöse, der
Arzt eilt in der Nacht hilflos von einem Ort zum anderen, und die Wege dort
sind bekanntlich lang, es ist ein sehr großes Spital. – Allein dieser
Missstand ist eindeutig zu hinterfragen!
Nun, da alles sozusagen medial beworben wurde, kommt
die Einsicht betreffend eine Situation, die man schon längst kennt. (GR
Dr Matthias Tschirf: Das ist aber keine gute Werbung!) Für Sie sicherlich
nicht! Auf Sie komme ich dann vielleicht auch noch kurz zurück! (Weiterer
Zwischenruf von GR Dr Matthias Tschirf.) Ein bisschen etwas anderes hätte
ich mir von Ihnen schon erwartet, Herr Dr Tschirf!
Meine Damen und Herren! Jetzt kommt man bei Ihnen
erst zur Einsicht, dass es im Otto-Wagner-Spital viel zu wenig Personal gibt!
Wir haben – wie ich vorher schon erwähnt habe – bereits seit Jahren
darauf hingewiesen. Und es wird natürlich auch noch vieles andere zu klären
sein. Warum gibt es zum Beispiel Schlägereien unter Patienten? Warum gibt es
attackierte Ärzte oder Betrunkene, die auf Schwestern losgehen? Warum hat es
nicht schon früher ein Wachpersonal gegeben, meine Damen und Herren?
Ich nenne jetzt Frau StRin
Pittermann, die schon seinerzeit über das Otto-Wagner-Spital gesprochen hat und
auch jetzt ein Interview in einer Tageszeitung gegeben hat. – Da heißt es:
„Selbst die ehemalige SPÖ-Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann nimmt sich
in der Debatte kein Blatt vor den Mund. Sie habe schon in ihrer Amtszeit
vorgeschlagen, die dortige Psychiatrie
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