Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 95
haben Sie Ihrem Personal ausgerichtet, dass wir personell, strukturell und qualitativ gut versorgt sind. Richtig sagen Sie, die Untersuchungskommission wird an den Tag bringen, warum und welche Defizite dahinter stehen, dass es Ärzte und Ärztinnen gibt, die mit Gerichtsverfahren zu kämpfen haben, weil sie die notwendige Überwachung nicht gewährleisten können, weil sie keine eins zu eins-Betreuung für sedierte und fixierte Patienten und Patientinnen zur Verfügung stellen, weil sie ohne die nötige Infrastruktur arbeiten müssen, weil es daran fehlt, internistische Intensivbetten in ausreichendem Maße für Patienten und Patientinnen zur Verfügung zu stellen, die vielleicht mit einem Giftcocktail ins Spital kommen. Man muss als Arzt, als Ärztin unter solchen Bedingungen arbeiten, und die Ärzte haben Angst, Einlassungsfahrlässigkeit zu begehen.
Sie müssen es ernst nehmen, Frau Stadträtin, und wenn
Sie es hier und heute nicht tun, dann wird es während der
Untersuchungskommission soweit sein müssen, denn da gibt es Öffentlichkeit. Wir
wollen, dass am Ende dieses Prozesses die Situation besser ist. (Amtsf StRin
Mag Sonja Wehsely: Wann, das ist gut gesagt!) Dieses Prozesses, ja, dieses
Prozesses, den wir uns jetzt hier vornehmen müssen. Es ist ein Weg, ein ganz
langer Weg, und es ist Zeit, dass Sie ihn beschreiten, Frau Stadträtin.
Es geht darum, dass wir am Ende des Tages eine
Psychiatrie in Wien haben, die modern ist, für die wir uns nicht schämen müssen,
und wo im Otto-Wagner-Spital nicht Hausverbote für Leute erteilt werden müssen,
damit man die Dinge, die man verstecken möchte, nicht der Öffentlichkeit zeigen
muss und es muss so sein, dass die Patienten und Patientinnen, wenn sie in die
Spitäler und in die Einrichtungen der Psychiatrie gehen, sicher sein können,
dass sie dort nicht von überforderten, unterbesetzten und missachteten
Mitarbeitern betreut werden, sondern von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die
geschätzt werden von der politischen Führung, so geschätzt werden, dass sie
nämlich ausreichend personell und infrastrukturell ausgestattet sind. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Am Ende dieses Weges muss eine Psychiatriereform
stehen. Eine Psychiatriereform, die auch den PSD einbezieht, denn ein großes
Problem ist, die unmoderne, die unterversorgte und offensichtlich auch viel zu
wenig wertgeschätzte Arbeit des PSD zu reformieren, und sie so zu reformieren,
dass wir aufsuchende Arbeit machen, dass wir eine gerechte Versorgung haben,
und dass das Kontrollamt nicht mehr kritisieren muss, dass man hier wichtige
Leistungen nicht für alle Bürger der Stadt anbietet.
Diese Psychiatriereform hat die Stadt verdient, und
wenn wir zurückschauen auf die Untersuchungskommission zum Lainz-Skandal, gab
es Konsequenzen: Das Geriatriezentrum Wienerwald wird zugesperrt, es wird neue,
kleinere Pflegeheime geben. Wir haben uns auf den Weg gemacht, obwohl auch da
die SPÖ zu Beginn der Untersuchungskommission nur davon gesprochen hat, dass
hier skandalisiert würde. Am Ende des Tages mussten diese wesentlichen
Forderungen der Opposition erfüllt werden, und man hat sich auf den Weg gemacht
in eine moderne Versorgung in der Geriatrie, und das wollen wir auch für die
Psychiatrie. Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR DDr Schock. Ich erteile es
ihm.
GR DDr Eduard Schock (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Uns geht es bei dieser Diskussion nicht so sehr um
Versäumnisse nur auf einigen speziellen Stationen, Spitälern oder vielleicht
gar um medizinische Expertisen, uns interessiert die politische Verantwortung
und das Demokratieverständnis, das insgesamt hier hinter diesen Vorgängen steht,
also das Demokratiemodell der Wiener SPÖ.
Und die Frage ist daher, wie geht man mit der Kritik
um, wie geht man mit den Beschwerden um, mit den Beschwerden der Ärzte, des
Pflegepersonals. Und man ist so damit umgegangen, dass man die interne Kommunikation
ausgeschaltet hat, dass man Fehler, Versäumnisse eigentlich geleugnet hat. Und,
meine Damen und Herren, das ist ja auch die Parallele zum Lainz-Skandal, ja,
zum Lainz-Skandal, als ja damals ebenfalls Missstände an die Stadträtin
berichtet worden sind, und wo nicht etwa die Missstände abgestellt worden sind,
sondern wo man die Beamten, die berichtet haben, gemobbt hat, gegen sie
vorgegangen ist, sie zwangsversetzt hat und sie belangt hat.
Und, meine Damen und Herren, es ist insgesamt
betrachtet das bedenkliche Demokratieverständnis der Wiener SPÖ, das hinter
diesem System steht, und das ja auch nicht von dieser Stadträtin eigentlich
hier eingeführt wurde, sondern von ihrer Vorgängerin schon, von der damaligen
Gesundheitsstadträtin Brauner, die ja eigentlich damals damit begonnen hat, in
ihrem Ressort Opposition und Kontrolle auszuschalten, und nicht nur im
Spitalsbereich etwa, sondern auch im Fonds Soziales Wien, wo die Opposition
heute generell ausgeschaltet ist, die Kontrolle ausgeschaltet ist, der
Rechtsschutz ausgeschaltet ist.
Und Frau Brauner hat ja im Spitalsbereich ein ganz
besonderes System eingeführt, dass bei jedem Gespräch ein Aufpasser aus ihrem
Büro dabei sein muss. Und ich habe das selber erlebt bei den Spitälern, auch im
Fonds Soziales Wien, ohne Aufpasser geht da nichts und es trauen sich die
Beamten heute nicht einmal mehr mit uns zu sprechen. Besuche in den Spitälern
sind verboten, lokaler Augenschein ist verboten, und wenn ein Beamter dann sich
einmal etwas sagen traut, dann sagt er dazu: „Aber eigentlich dürfte ich Ihnen
das ja gar nicht sagen, bitte sagen Sie das auf gar keinen Fall der Stadträtin
weiter.“
Meine Damen und Herren, das ist ja
eigentlich ein trauriges Verständnis von Demokratie und man fragt sich
natürlich, was hat die SPÖ hier zu verheimlichen, was ist in diesem Ressort zu
verbergen. Und, Frau Stadträtin,
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