Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 95
ganzen Tag sitzen und lernen müssen. Da wundert es mich eigentlich nicht, wenn die Kinder dort aggressiv werden, wenn sie sich irgendwo Ausbrüchen der Gewalt annähern. Anstatt dass Sie das Geld in die Hand nehmen und sagen, wir sanieren die Schulen, wir bauen neue Schulen oder wir schauen, wo Bedarf ist.
Aber nicht einmal diese Bedarfserhebung machen Sie,
obwohl gerade der 21. beziehungsweise der 22. und der 23. Bezirk
Flächenbezirke sind. Wenn ich den 21. Bezirk hernehme, der ist fast so
groß wie Innsbruck, und dann stellen Sie in einen Bezirk wie den 21. Container
hin. Also entschuldigen Sie, so geht es einfach nicht! Ich meine, da muss man
wirklich was tun. Nehmen Sie doch das Geld, stellen Sie Gelder zurück von dem
Projekt Monte Laa, nehmen Sie das Geld und geben Sie es in die Sanierung oder
bauen Sie neue Schulen.
Der 21. Bezirk hat nicht einmal eine
Bedarfserhebung gemacht, wie viele Klassen gebraucht werden, wie viele Kinder
dort eigentlich in die Schule gehen. Überlegen Sie sich das, weil der
21. Bezirk immer mehr und mehr wächst und weil auch Kinder aus dem Umland
in diese Schulen dort gehen müssen und Sie im Grunde genommen ... Ich rede
hier eigentlich vor leerem Haus, weil kaum mehr Leuten da sitzen; aber gut, das
ist auch „sehr erfreulich".
Ich würde Sie bitten, in dem Bezirk einmal eine
fundierte Bedarfsanalyse zu machen, und machen Sie sich einmal Gedanken, wie es
den Kindern in diesen Containern geht. Versuchen Sie, eine Dauerlösung zu
finden, und versuchen Sie, den Kindern dort eine Schule zu bieten, in der sie
ordentlich lernen können, in der sie gut sitzen und auch konzentriert lernen
können. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich finde, es wäre auch an der Zeit – wie es auch
meine Kollegin Cortolezis-Schlager schon gefordert hat, wie wir es eigentlich
seit Jahren, speziell seit 2007, gefordert haben –, einen Schulentwicklungsplan
zu erstellen. Ein solcher ist aber von der Wiener SPÖ eigentlich noch nicht
einmal irgendwie im Ansatz erarbeitet beziehungsweise angedacht worden.
Vielleicht darf ich Ihnen noch einmal auf die Sprünge helfen, dass man einmal evaluieren
sollte, wo Bedarf an Schulen ist, in welchem aktuellen baulichen Zustand sich
die Wiener Pflichtschulen derzeit befinden und wo eigentlich derzeit auch
Baumaßnahmen durchgeführt werden. Kommen Sie bitte Ihrer Verantwortung nach und
versuchen Sie, ein Konzept zu erstellen, wonach das nun endlich einmal
durchgeführt wird.
Vielleicht noch ein Tipp: Bevor man die Kinder zur
Nachmittagsbetreuung in Container gibt, könnten Sie – vielleicht können wir Sie
für diese Idee gewinnen – für die Nachmittagsbetreuung mit Vereinen
kooperieren, also dass Vereine in die Schulen kommen und den Kindern Sport
anbieten. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist der Herr GR Wutzlhofer. Er ist
schon in den Startlöchern. Bitte zum Rednerpult.
GR Jürgen Wutzlhofer
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Damen und Herren! Frau Berichterstatterin! Herr Vorsitzender!
Ich möchte zu Beginn auf den eigentlichen Akt
rekurrieren: das Bauen von mobilen Klassen. Mir ist es wichtig, auch hier zu
sagen, das ist nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil, es ist ein Beispiel dafür,
dass in der Wiener Schulpolitik auf Bedürfnisse eingegangen wird: auf
Bedürfnisse nach ganztägiger Betreuung – hier hat ein sukzessiver Ausbau
oberste Priorität – und auf Bedürfnisse nach Schulraum in sich schnell
entwickelnden Gebieten. Gerade durch den speziellen Einsatz von mobilen Klassen
können zum Beispiel in Transdanubien Schülerinnen und Schüler ihren gewünschten
Schulplatz bekommen.
Während also der Bau von mobilen Klassen ein Beispiel
dafür ist, wie schnell und flexibel auf Anforderungen der Zeit reagiert werden
kann und in Wien reagiert wird, ist die Schulpolitik, für die Leute wie zum
Beispiel die Frau Stadträtin oder auch Elisabeth Gehrer stehen, das krasse
Gegenteil. Es ist völlig wurscht, was in der Welt rundherum passiert, wenn man
den Kopf im Sand hat, merkt man es nicht. In der Zweiten Republik hat sich
Schule verändert, und zwar in allen Ländern in ganz Europa, und die ÖVP hat
dazu im Regelfall Nein gesagt. Und jetzt daherzukommen und ein paar Anträge
vorzulesen, wie zum Beispiel, dass man Schülerinnen und Schüler in Bussen durch
Wien schicken soll, und dann die SPÖ zur Nein-Sager-Partei zu stempeln, ist
höchst originell, aber man soll ja auch lachen in so einer Sitzung.
Aber etwas anderes zum Vorwurf der Frau Kollegin
Jerusalem, nach dem Motto qualitativ minderwertige Mobilklassen und zu ihrem
durchaus mit Stolz oder mit Freude vorgebrachten Kommentar, sie würde die
Formulierung „behelfsmäßige Baracke" als ihre eigene übernehmen.
Ich lese Ihnen etwas vor, eine lexikalische
Bezeichnung von Baracke: „Bei einer Baracke handelt es sich grundsätzlich um
ein provisorisches Gebäude zur vorübergehenden massenhaften Unterbringung von
Personen wie Soldaten, Arbeitern, Kriegsgefangenen, Flüchtlingen, Ausgebombten,
internierten Zwangsarbeitern." – Was Sie hier machen, ist billiges Kapital
schlagen, ist populistisch, ist abschätzig und falsch. Ich würde Sie bitten, dass
Sie sich davon distanzieren. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich oder meine Lebensgefährtin holen unser Kind jeden
Tag am Nachmittag von einer behelfsmäßigen „Baracke" aus der
Nachmittagsbetreuung ab, so wie mehr als 100 andere Eltern auch. Die würden
sich schön bedanken, wenn man das einfach auflässt, denn die sind eigentlich
sehr zufrieden und gerade qualitätsmäßig wissen sie ganz genau, dass diese
Dinge allen Anforderungen entsprechen, die baulich, wärmetechnisch,
energiebilanzmäßig gegeben sind.
Aber zurück zur Schuleinschreibung
neu, die ja eigentlich zum Hauptthema geworden ist. Die Schuleinschreibung neu
– das ist ja oft genug gesagt worden,
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