Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 95
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Smolik. Ich erteile es ihr.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Der Herr Kollege Jung hat jetzt das Wort Unsinn sehr oft
strapaziert. Ich möchte jetzt nicht Ihre Ausführungen zur kurdistanischen
Matura, oder welche Beispiele da noch gekommen sind, kommentieren, aber ich
glaube, Sie sollten sich doch etwas ernsthafter mit dem jetzigen Schulsystem
auseinandersetzen und sich anschauen, in welchen Gegenständen, auch Sprachen,
schon jetzt maturiert werden kann, und Sie werden zu Ihrem Erstaunen
feststellen, da ist zum Beispiel auch Chinesisch dabei. Oh Gott, oh Gott, wie
schrecklich! Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Angst, Ihre Paranoia vor einer
Türkisch-Matura haben. Das muss offensichtlich ganz, ganz tief drinnen liegen
bei Ihnen, sonst würden Sie sich hier nicht so darüber echauffieren, dass es
diese Möglichkeit jetzt gibt.
Zurück wieder zu dem Thema Wiener Förderungsmodell,
neue Schuleinschreibung und sprachliche oder beste Gesamtförderung der Kinder.
Wir begrüßen es, dass es eine möglichst frühe Förderung bei den Kindern gibt.
Wir glauben, dass das sehr, sehr wichtig ist, dass hier auch einiges im Argen
lag und dass es eines viel größeren Engagements bedarf, und zwar bereits im
Kindergarten, aber nicht so wie mit diesem neuen Modell, sondern mit der
Förderung der Kinder muss schon im ersten Kindergartenjahr, schon in der Krippe
angefangen werden.
Aber was jetzt hier passiert ist – ich kann es nur
als „passiert" bezeichnen –, ist schon etwas Erstaunliches, denn was Sie
erzeugen, ist Unsicherheit bei den Eltern, Chaos bei den Eltern, die eigentlich
davon ausgegangen sind, dass im November die Schuleinschreibung für das Schuljahr
2009 ist. Jetzt erfahren sie aus den Medien so nebenbei – zumindest diejenigen,
die halt die Zeitungen verfolgen und lesen –, dass das irgendwie vorgezogen
wird. Sie wurden nicht vorher informiert, SchulleiterInnen ebenfalls nicht. Das
wurde mit dem Beschluss im Stadtschulrat begründet. Dann muss man sich aber
überlegen, ob das wirklich so sinnvoll ist, jetzt quasi die Eltern vor
vollendete Tatsachen zu stellen und zu sagen, ihr habt nicht mehr bis November
Zeit, sondern ihr müsst euch jetzt um die Schulen kümmern. Das ist nämlich
genau der Fall, dass sie jetzt im März Zeit haben, wo die Osterferien sind. Das
heißt, es wird ein bisschen schwierig sein mit Terminen in den Schulen, um sich
anzuschauen: Was wird dort angeboten, wie schaut es dort aus, wie ist die
Ausstattung, gibt es einen Turnsaal, gibt es eine Garderobe, wie ist es dort?
Das heißt, diese Zeit fällt auch weg, und es sind eigentlich nur mehr drei bis
vier Wochen, in denen sich die Eltern mit der Schulwahl auseinanderzusetzen
haben, mit diesem jetzt so überhaps eingeführten neuen
Schuleinschreibungsmodell. Das heißt, dass die Eltern – das ist zumindest der
Aussendung von der Pressekonferenz der Frau Vizebürgermeisterin und der Frau
Stadtschulratspräsidentin zu entnehmen – den Informationsbrief Ende März,
Anfang April bekommen. Das heißt, wenn Sie das offiziell erfahren, haben sie
noch drei Wochen Zeit, sich eine Schule anzuschauen beziehungsweise eine
Schulwahl zu treffen.
Alle, die schon jemals eine Volksschulwahl getroffen
haben für ihre Kinder – und es sitzen ja einige hier, die das hinter sich oder
auch vor sich haben –, wissen, dass das nicht so einfach ist. Man pilgert von
Schule zu Schule, schaut sich das an, spricht mit den LehrerInnen, spricht auch
mit den Eltern der Freunde und Freundinnen der Kinder – wo gebt ihr das Kind
hin? –, und, und, und. Das geht nicht in drei Wochen, das ist völlig
undurchführbar, und das kritisiere ich massiv an diesem Modell.
Denn was machen die Eltern? Sie brechen jetzt, wie
ich schon erwähnt habe, echt in Panik aus und wissen nicht, wie sie das
organisiert bekommen. Und dann ist es vielleicht so, dass man es bis zu diesem
28. April, wenn dann die Einschreibung startet, schafft mit einer Idee, in
welche Schule das Kind gehen wird.
Die „Tage der offenen Türen" – ich habe das
jetzt auf der Stadtschulratseite im Schulführer gegoogelt – waren alle im
September, im Oktober, im November, und es wurden keine Vorkehrungen getroffen
mit den Schulen, dass es Angebote gibt, wo man hingehen und sich das anschauen
kann, sondern es wird so sein, dass sich die Eltern mit dem Lehrkörper, mit der
Direktion dort Termine ausmachen. Na, das schaue ich mir an, wie das geht! Dann
werden alle Lehrer damit beschäftigt sein, interessierten Eltern ihre Schule
vorzustellen, wenn es keinen „Tag der offenen Tür" gibt, der ja eine
sinnvolle Einrichtung ist.
Also ich glaube, Sie haben sich hier nicht sehr gut
überlegt, wie das wirklich dann in der praktischen Durchführung bei den Eltern
und bei den Kindern ankommt. Ich glaube, dass hier massiver
Nachschärfungsbedarf besteht.
In der Aussendung dazu, die es ja
am 26. Februar gegeben hat, ist einiges nachzulesen, wie das jetzt laufen
soll. Dieselbe steht auch auf der Stadtschulrats-Homepage – schön, dass es da
drauf ist, aber es ist eben keine direkte Information an die Eltern
beziehungsweise an die SchulleiterInnen –, und dort ist nachzulesen – und das
ist etwas, was mich schon sehr verblüfft hat –, dass die muttersprachliche
Förderung „angestrebt" ist. Na, ist es jetzt muttersprachliche Förderung,
die es dann geben wird, oder ist sie nur angestrebt? Und vor allem: Woher kommt
das Personal dafür? Das möchte ich wirklich gerne wissen – der Kollege
Wutzlhofer kommt ja noch nach mir dran –, wie das ist mit der
Personalsituation? Wird es zusätzliches Personal in den Kindergärten geben, das
nicht nur die muttersprachliche Förderung, sondern dann auch die gesamte sehr,
sehr wichtige Förderung in allen Bereichen macht? Läuft das wieder nebenbei im
normalen Kindergartenalltag mit dem jetzigen schon sehr, sehr strapazierten
Personalkontingent ab oder wird es zusätzliches Personal geben, das
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