Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 95
gestellt haben, um hier 4 weitere Betten zu schaffen, und ich die Entscheidung getroffen habe, dass im Krankenhaus Wien Nord eine zusätzliche, dritte, kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung geschaffen wird.
Darüber hinaus ist es aber nicht weniger wichtig -
und auch hier gibt es eine Reihe von neuen Entwicklungen -, die Vernetzung
zwischen dem ambulanten und dem stationären Bereich auch in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie zu verbessern. Daher gibt es seit November des vorigen Jahres
einen Liaisondienst zwischen dem Psychosozialen Dienst und den Einrichtungen
der Jugendwohlfahrt, wo Psychiaterinnen und Psychiater vor Ort in den
Einrichtungen der Jugendwohlfahrt unterstützend wirken. Und dieser
psychosoziale Liaisondienst funktioniert insofern sehr gut, als wir jetzt schon
feststellen können, dass es zu weniger stationären Einlieferungen kommt, weil
viel im Vorfeld abgefangen werden kann. Das ist das Ergebnis einer
Arbeitsgruppe, die ich einberufen habe, wo Prof Berger, Dr Gößler und
Prof Friedrich dabei waren, um hier ein Gesamtkonzept für die kinder- und
jugendpsychiatrische Betreuung aufzustellen, das wir jetzt Schritt für Schritt
umsetzen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die letzte Zusatzfrage wird von Frau GRin
Dr Pilz gestellt. – Bitte.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin, ich
kann dem Umstand etwas abgewinnen, dass Sie sich hinsichtlich der Zustände im
Otto-Wagner-Spital mit der Opposition nicht auseinandersetzen wollen. Aber dass
Sie es nicht für nötig finden, eine Antwort zu geben auf das, was das Personal
selbst sagt, auf die Sorge, Einlassungsfahrlässigkeit zu begehen, eklatante
Personalmängel vertragen zu müssen, von Burnout zu sprechen: Das alles ist
Ihnen keine Antwort wert?
Wäre ich jetzt der Turnusarzt, der ganz neu im Dienst
ertragen muss, dass in seiner ersten Nachtschicht ein Todesfall im Netzbett
passiert ist, und ich würde Ihre Antwort hören, wo Sie mit keinem einzigen Satz
auf seine Arbeitssituation eingehen, darauf eingehen, dass er allein gelassen
mit 80 schwer kranken Patienten und Patientinnen in der Nacht zurechtkommen
muss, ich würde mir denken: Die Stadträtin interessiert sich nicht für meine
Arbeitssituation, sondern nur für die politische Debatte und nicht für die
Verbesserung der Zustände.
Ich frage Sie, Frau Stadträtin - und ich hoffe, der
Herr Vorsitzende muss mich nicht kritisieren, denn es ist schwer, manche Worte
zu vermeiden -: Sie haben mir bei der Dringlichen Anfrage im Hinblick auf die
Frage, ob es zu körperlichen Schädigungen im Zusammenhang mit Fixierungen
gekommen ist, mitgeteilt, dass sich manche wehren, und daher käme es zu
körperlichen Beeinträchtigungen. - Wenn ich jetzt Frau Maria B wäre, Frau
Stadträtin, die im Zuge eines Brandunfalls als fixierte Patientin schwerste
lebenslange körperliche Schäden davongetragen hat, und ich würde diese Antwort
sehen, in der Sie von körperlichen Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit der
Gegenwehr sprechen (GR Christian Oxonitsch: Frage!) - wo die Fakten die sind,
dass sie nicht beaufsichtigt wurde, dass sie sich verletzen konnte, weil
niemand da war (VBgmin Mag Renate Brauner: Was ist die Frage? Wir wollen die
Frage hören! – GR Mag Rüdiger Maresch: Antwort?) -, dann würde ich mich fragen,
Frau Stadträtin: Wie können Sie das verantworten? – Und: Warum haben Sie mir
auf die Frage nach den Todesfällen mit einem schlichten Nein geantwortet,
obwohl Menschen in Netzbetten verstorben sind?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Dr Pilz, ich gebe Ihnen gerne eine
Antwort, obwohl Sie jetzt nicht gefragt haben und mich nicht gefragt haben,
aber da soll man jetzt nicht so kleinlich sein:
Zunächst einmal sage ich Ihnen hinsichtlich der
Tatsache, dass ich sehr viel mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
spreche und kommuniziere und das nicht vorher, nachher oder währenddessen mit
Ihnen bespreche, in aller Offenheit und Klarheit Folgendes: Das wird auch in
Zukunft so sein, und das ist auch nicht Ihre Aufgabe, denn Sie sind nicht der
Turnusarzt oder die Turnusärztin, sondern Sie sind ein Mitglied einer
Oppositionspartei. Daher steht es Ihnen in Wien zum Beispiel frei, mit
Unterstützung der ÖVP hier einen Ausschuss einzusetzen, aber es ist nicht Ihre
Aufgabe und auch nicht Ihre Kompetenz, über die Frage, wann ich was mit meinen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diskutiere, bespreche und verbessere,
informiert zu werden. (GR Dr Matthias Tschirf: Das ist ein Wahnsinn!) Und ich
glaube auch nicht, dass Sie sehr froh darüber wären, wenn das so wäre.
Zur Frage, die Sie gestellt haben, wieso ich auf eine
Frage die Antwort Nein gegeben habe: Das liegt daran, wie Sie die Frage
gestellt haben. Ihre Frage lautete nämlich: Sind Patienten und Patientinnen,
während sie mechanisch fixiert waren, verstorben? - Die Antwort war Nein, weil
diese Patienten und Patientinnen eben nicht, so wie Sie in der Sitzung das Bild
zeigten, mechanisch fixiert waren, sondern in einem Netzbett untergebracht
waren. - Und Sie bekommen die Antworten immer auf die Fragen, die Sie stellen -
und nicht auf die Fragen, die Sie nicht stellen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Damit ist die 3. Anfrage behandelt.
Wir kommen zur 4. Anfrage (FSP -
00844-2008/0001 - KVP/GM). Sie wurde von Herrn GR Günter Kenesei gestellt
und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (Welche Kosten sind der Stadt
Wien durch die Beteiligung bzw Anwesenheit von Bediensteten der Gemeinde Wien
an der Arbeitstagung des SP-Rathausklubs in Rust entstanden?)
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Auch wenn sich der tiefere Sinn
der Frage für mich noch nicht ganz erschlossen hat, hoffe ich doch, dass wir im
Zuge unseres Gesprächs daran arbeiten, dass auch ich sie verstehe. Denn es kann
sich ja mit Sicherheit nicht um jene Magistratsbediensteten handeln, die dem
Klub zugeordnet sind, so wie allen anderen Klubs auch.
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