Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 95
Laufzeit der Pacht bis 2058 ermöglicht.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Anger-Koch gestellt. - Bitte.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat! Noch eine Frage: Können Sie
sicherstellen, dass der Wiener Eislaufverein auch in der zukünftigen
Flächenwidmung und in deren Flächenwidmungsplan dann als Sportfläche gewidmet
ist oder wird?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Frau Gemeinderätin! Damit beginnen wir mit der
Bausperre - und ich gehe davon aus, dass es heute zu einem Allparteienantrag
und -beschluss kommen wird, dass diese Bausperre verhängt wird. Und dann werden
wir dort alle Möglichkeiten prüfen, in welcher Form wir auch widmungstechnisch
und baurechtlich den Eislaufverein noch besser absichern, als er das jetzt
schon wäre.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die
letzte Zusatzfrage zur 1. Anfrage wird von Frau GRin Dr Vitouch
gestellt. - Bitte.
GRin Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Es wird ja heute bezüglich
Baustopp auch einen gemeinsamen Antrag von VP und unserer Fraktion geben. Aber
gestern hat in der Bezirksvertretung des 3. Bezirks die VP-Fraktion
beantragt, dass die Stadt Wien den Platz des Wiener Eislaufvereins zum
ortsüblichen Preis kaufen soll. - Wie hoch wäre denn dieser Preis?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Frau Gemeinderätin!
Genau das ist eine spannende Frage, denn ein Areal,
das keine Widmung hat, wo weder Bauland noch Grünland noch Verkehrsfläche
gewidmet ist, hat de facto keinen Preis. Und so habe ich auch die Aussendung
des Vorsitzenden des Wiener Planungsausschusses verstanden: Dass er gesagt hat,
die Stadt Wien könnte es um einen Euro übernehmen. - Also die Ortsüblichkeit
dort ist de facto zur Zeit nicht feststellbar.
Wenn man von den umliegenden Gebäuden ausgeht, so
kommt man auf Preise, die jedenfalls den Wiener Stadterweiterungsfonds freuen
könnten, aber mit Sicherheit nicht jemanden, der dort das Areal kauft – egal,
ob privater Investor, ob Stadt oder wer auch immer, auch ob der Eislaufverein
selbst.
Aber wenn wir von der Ortsüblichkeit der Preise für
ein Areal, das keine Flächenwidmung hat, ausgehen, nämlich von einem Euro, dann
würde ich empfehlen, dass der Stadterweiterungsfonds gleich direkt mit dem
Eislaufverein verhandelt, denn das könnte sich der Eislaufverein auch leisten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Stadtrat, für die Beantwortung dieser Frage.
Wir kommen nun zur
2. Anfrage (FSP - 00848-2008/0001 - KFP/GM). Sie wurde von Herrn GR
DDr Eduard Schock gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet. (Am
Mittwoch, den 6. Februar 2008, hatte das Stück „König & König“ für Kinder
ab sechs Jahren im Wiener Kindertheater Dschungel Premiere. Dieses Theaterstück
handelt von einem Prinz, der sich in einen anderen Prinzen verliebt. Der
Kinderpsychiater Prof Dr Max FRIEDRICH wörtlich: „Ich halte nichts von dieser
Form der Theaterkultur.“ Warum wird so ein Stück durch die Stadt Wien hoch
subventioniert?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Gemeinderat! Meine Damen und Herren!
In der Anfrage werde ich gefragt, warum die Stadt
Wien das Stück „König & König" im „Dschungel" subventioniert hat.
Ich kann Ihnen darauf sagen, dass sich in diesem Stück in der Tat ein junger
Mann, ein Prinz, in einen anderen jungen Mann, einen anderen Prinzen, verliebt.
Es ist ein Stück, das auf einem sehr erfolgreichen holländischen Kinderbuch
basiert, und dieses Stück wird nunmehr auch in Wien gezeigt. Und man sollte
meinen, dass in diesem mittlerweile auch nicht mehr ganz so jungen
21. Jahrhundert die Tatsache, dass gleichgeschlechtliche Liebe im Theater
thematisiert wird, keinen Skandal mehr erzeugen muss, sondern dass es etwas
Selbstverständliches ist.
Viele - und das will ich auch ernst nehmen auf Grund
ernst gemeinter Zuschriften, die ich dazu bekommen habe - verstört das nach wie
vor. Manche, wie die FPÖ, versuchen, daraus einen politischen Skandal zu machen.
Bei ersterer Gruppe hilft Gespräch und Aufklärung, wie ich sie auch gerne
versuchen möchte. Bei zweiterer Gruppe, nämlich der FPÖ, fürchte ich, hilft gar
nichts mehr.
Ich meine, für mich sind alle freiwillig
eingegangenen Lebens- und Liebesformen unter erwachsenen Menschen
gleichberechtigt. Ich meine auch, diesem Umstand hat die Rechtsordnung endlich
auch vollständig Rechnung zu tragen. Und ich meine weiters,
gleichgeschlechtliche Liebe ist weder Krankheit noch Abnormität noch sonst
etwas, wovor man die Gesellschaft und damit auch die Jüngsten unter uns zu
schützen oder sie vor ihnen zu verstecken hätte. Homosexualität ist nichts
Verwerfliches, und ich wüsste keinen Grund, warum verantwortungsvolle Eltern,
so sie das wollen, ihre Kinder nicht ebenso damit konfrontieren sollten wie mit
Bisexualität.
Zum Zweiten: Ich halte
unumstößlich daran fest, dass es nicht Aufgabe der Politik ist,
Kultureinrichtungen vorzuschreiben oder zu verbieten, was sie zeigen oder
aufführen - auch und gerade dann nicht, wenn die Kulturpolitik die Subventionen
dafür zu verantworten hat. Das Eingreifen beispielsweise in Spielpläne würde
genau jenen politischen Einfluss bedeuten, der im anderen Zusammenhang so
vehement abgelehnt wird. Verantwortliche Kulturpolitik ist nicht oberste
Zensurbehörde, und all jene, die das ausgesprochen oder unausgesprochen
einfordern, müssen sich nach ihrem
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