Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 95
(Beginn um 9 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ich eröffne die 31. Sitzung des Wiener
Gemeinderates.
Entschuldigt für den gesamten Tag sind Frau GRin
Martina Ludwig-Faymann und Frau GRin Puller. Einzelne GemeinderätInnen haben
sich für bestimmte Zeit, also temporär, entschuldigt.
Bevor wir zur Fragestunde kommen, teile ich gemäß
§ 59b Abs 2 der Wiener Stadtverfassung mit, dass von den GRen
Mag Maria Vassilakou, Dr Sigrid Pilz, Dr Matthias Tschirf und
Ingrid Korosec ein Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission
betreffend gravierende Missstände in der Versorgung von psychiatrischen
PatientInnen im Verantwortungsbereich der Gemeinde Wien eingebracht wurde.
In Entsprechung der Bestimmungen der Wiener
Stadtverfassung wurde Ihnen dieser Antrag im vollen Wortlaut bekannt gegeben.
Gemäß § 39a der Geschäftsordnung ist der Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission
nach Erledigung der Tagesordnung, aber noch vor Schluss der öffentlichen
Sitzung in Behandlung zu nehmen. Ist die öffentliche Sitzung um 16 Uhr
noch nicht beendet, wird die tagesordnungsgemäße Behandlung der Geschäftsstücke
zur Behandlung dieses Antrages unterbrochen. – So weit zu dieser einleitenden
Mitteilung.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 00838-2008/0001 -
KSP/GM) wurde von Frau GRin Dr Elisabeth Vitouch gestellt und ist an
den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und
Verkehr gerichtet. (Sehr geehrter Herr Stadtrat, was gedenken Sie gegen die
drohende Verbauung des Wiener Eislaufvereines zu unternehmen?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker:
Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Gemeinderätin! Herr Vorsitzender!
Der Wiener Eislaufverein ist eine traditionelle
Einrichtung im 3. Bezirk, unmittelbar in der Innenstadt sozusagen, an der
Innenstadt gelegen, und so wie Sie und ich im 3. Bezirk aufgewachsen sind,
wissen wir, welche Bedeutung dieser Eislaufverein für den Bezirk und auch für
die anderen Teile dieser Stadt, für die Innenstadt, hat.
Wir haben zur Absicherung dieses Areals im Jahr 2002
einen Flächenwidmungs- und Bebauungsplan dem Gemeinderat vorgelegt, und dieser
wurde auch so beschlossen, dass zwischen dem Konzerthaus und dem Intercont der
Platz jedenfalls abgesichert ist. Wir haben nur die Randbebauung, die jetzt
schon besteht, in die Flächenwidmung hineingenommen, und der Eislaufverein
selbst, die Eisfläche mit den Freiflächen dazu, ist überhaupt nicht
kategorisiert, das heißt, es ist kein Bauland und es kann dort keine Bauführung
stattfinden.
Entgegen dieser Festlegung hat der Eigentümer, der
Stadterweiterungsfonds, in einer etwas merkwürdigen Art und Weise ohne
Kontaktierung der Flächenwidmungsabteilung, ohne Kontakt mit der Stadtpolitik
eine Interessentensuche für den Verkauf dieses Areals begonnen. Und dieser
Interessentensuche war - das wissen wir von Bauträgern - die Information
beigelegt, dass es dort zu einer Umwidmung kommen kann und dass man dort auch
Hochhäuser wird errichten können. Es sind da ganz merkwürdige Renderings
beigelegen, die in dieser Form wohl kaum jemals verwirklichbar gewesen wären,
weil sie absolut den Wiener Bauvorschriften widersprochen hätten. Es ist
unmittelbar am Rande des Weltkulturerbes, es stehen viele anrainende
Liegenschaften in einer Schutzzone, also es wäre undenkbar, an dieser Stelle
Hochhäuser zu errichten. Nichtsdestotrotz hat dieser Wiener
Stadterweiterungsfonds die Interessenten glauben gemacht, dass dort eine
Umwidmung stattfinden wird und diese Umwidmung ihnen hohe Kubaturen ermöglichen
wird.
Wir haben, nachdem wir von Bauträgern diese
Information erhalten haben, den Stadterweiterungsfonds ersucht - schriftlich ersucht
-, uns darüber zu informieren, welche Absichten denn dort bestehen. Wir haben
bis heute keine Reaktion. Wir wissen, dass die Bieterfrist am 15. Februar
ausgelaufen ist; das bedeutet, dass dort wohl Anbote vorliegen werden und dass
der eine oder andere Bauträger, der die Wiener Gepflogenheiten nicht kennt,
hier ganz offensichtlich in die Irre geführt worden ist.
Wir wundern uns deshalb so, dass diese Vorgangsweise
gewählt wird, weil jeder Investor in dieser Stadt weiß, dass es Sinn macht,
sich zunächst über die Möglichkeiten zu erkundigen, sich kundig zu machen,
welche Möglichkeiten die Bauordnung denn überhaupt zulässt, und erst dann die
Überlegungen startet, was denn mit der Liegenschaft geschehen kann.
Aber eines ist sicher: Diese Anlage, dieses Areal ist
nicht nur dadurch gesichert, dass es kein Bauland ist, sondern diese Anlage,
die vom Verein „Wiener Eislaufverein" gemietet ist, gepachtet ist - und
dieser Verein ist ja gemeinnützig und nicht auf Gewinn orientiert -, ist auch
durch das Sportstättenschutzgesetz der Stadt Wien gesichert.
Merkwürdig ist diese Vorgangsweise insbesondere auch
deshalb, weil dieser Stadterweiterungsfonds dem Innenministerium untersteht und
dieses Innenministerium hier offensichtlich frei agieren lässt, ohne jegliche Zusammenarbeit
mit der Stadt Wien - die wir glücklicherweise in vielen anderen Fragen auch mit
dem Innenministerium haben.
Also zusammenfassend: Ich kann mir
überhaupt nicht vorstellen, dass meine Mitarbeiter und ich dem Gemeinderat eine
Flächenwidmungsänderung für dieses Areal vorschlagen, deren Konsequenz das
Verschwinden des Eislaufvereins wäre. Wir werden also die Erhaltung des
Eislaufvereins jedenfalls betreiben, und man kann nur den Fonds und den
Innenminister ersuchen, den Verkauf dieses Areals nicht weiterzuverfolgen.
Damit da ja nichts passiert, besteht die Absicht, dass wir dort eine Bausperre
verhängen und dass ich Ihnen im Gemeinderat vorschlagen werde, eine Bausperre
zu
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