Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 95
Hora! Sie haben doch keine
Erfahrung! Vielleicht haben Sie einmal eine Märklin-Eisenbahn daheim gehabt,
bei der man zur Wartung nur hineinblasen musste, um den Staub zu entfernen,
damit alles wieder funktioniert! Da sagen Leute, die von diesem Betrieb überhaupt
keine Ahnung haben, die keine Erfahrungen in
diesem Zusammenhang haben und nicht wissen, wie es abläuft, dass eine Übernahmezeit von
15 Minuten ausreicht! Natürlich gibt es immer wieder Hundlinge, die das
nicht ausnützen, das gibt es, das will ich gar nicht abstreiten, aber wenn wir
einen ausreichenden Sicherheitscheck für die Sicherheit der Fahrgäste
durchführen müssen und wollen, dann sind 15 Minuten nicht ausreichend!
Daher stelle ich folgenden Antrag:
„Der Wiener Gemeinderat
fordert den Stadtsenat der Stadt Wien auf, mit einer Änderung der Dienst- und
Betriebsvorschrift für die den Wiener Linien GmbH & Co KG zugewiesenen
MitarbeiterInnen die Übernahmezeiten von Straßenbahnen wieder auf
25 Minuten auszudehnen, solange im Wiener Straßenbahnnetz Mischbetrieb
herrscht.“
Über den Mischbetrieb habe
ich vorhin schon gesprochen. Man rühmt sich, dass man 150 Niederflurgarnituren
hat. Und das ist auch die Ausgangsbasis dafür, dass man innerhalb von
15 Minuten einen Sicherheitscheck machen kann. Leider ist rund ein Drittel
davon noch immer in Reparatur, und im Betrieb überwiegen die Hochflurtypen E1
und E2, die man noch händisch überprüfen muss, und da sind 15 Minuten
unzureichend, weshalb die Dauer der Übernahmezeit vorläufig wieder hinaufgesetzt
werden muss.
In formeller Hinsicht
beantrage ich die sofortige Abstimmung dieses Antrages, dass die
Übernahmezeiten von 15 Minuten wieder auf 25 Minuten ausgedehnt
werden.
Herr Hora! Ich bin schon sehr neugierig, was Sie mir
als voraussichtlicher Schlussredner als Antwort geben werden! (GR Karlheinz Hora: Das ist nicht so
einfach, wie Sie sich das vorstellen!) Vermutlich werden Sie sagen, dass
all das nicht stimmt und dass das überhaupt nicht in Ihrer Verantwortung liegt.
Daher möchte ich schon wissen: Warum haben Sie dann zugestimmt? – Danke schön.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Parzer. Ich erteile es ihm.
GR Robert Parzer (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten wenigen Damen und Herren, die
noch hier im Raume verblieben sind!
Wir sind es gewohnt, dass wir um die Mittagszeit vor
fast leeren Bänken sprechen. Das gilt für alle Fraktionen. Meine ist auch nicht
ganz vertreten. Aber sie werden schon wieder kommen! (Allgemeine Heiterkeit.)
Wir behandeln hier jetzt ein Flächenwidmungsdokument
und reden nicht über die Straßenbahn oder den Verkehr, sondern über das für
einen Donaustädter Stadtteil wichtige Areal des Flugfeldes in Aspern. Die
Donaustädter Bürger – auch von der Donaustadt sind nicht alle Gemeinderäte
da, außer Ingrid – sind wirklich sehr gespannt, was da noch auf uns
zukommen wird, wobei sich derzeit Skepsis und Hoffnung in etwa die Waage
halten.
Wenn man sich StR Schickers Stadtplanungspolitik im
Allgemeinen anschaut, dann bemerkt man, dass es in den letzten Jahren zwar sehr
viele Ankündigungen gab, die Durchführung der angekündigten Projekte aber meist
in der Anfangsphase stecken blieb, und daher ist zu befürchten, dass man diese
Form der Politik auch beim Flugfeld Aspern anwendet. (Beifall bei der ÖVP.)
Das sind keine sehr guten Aussichten für die von
Ihnen schon jahrelang angekündigte Schaffung eines neuen Bezirksteiles in der
Donaustadt am Flugfeld Aspern. Dabei könnte der Bezirk dieses Projekt –
das können Sie mir glauben! – dringend brauchen, denn die Donaustadt
gehört zu den wenigen Bezirken, die über kein richtiges Bezirkszentrum
verfügen. Gerade weil die Donaustadt ... (Zwischenruf von GR Kurth-Bodo
Blind.) Danke, Herr Blind! Gerade weil die Donaustadt aber so schnell
gewachsen ist, wäre ein Zentrum sehr dringend erforderlich. (GR Kurth-Bodo
Blind: Zuerst kommt Penzing dran!) Danke!
Meine Damen und Herren! Vor allem aber braucht man in
der Donaustadt Arbeitsplätze, da leider zu wenige im Bezirk vorhanden sind, was
wiederum die Bezirksbewohner dazu zwingt, einen Arbeitsplatz in anderen Teilen
Wiens anzunehmen und auszuwandern oder, wenn es nicht anders geht, weite
Autofahrten in Kauf zu nehmen. Das bedeutet nicht nur eine Beeinträchtigung der
Lebensqualität der Betroffenen, sondern das führt auch zu den Verkehrsstaus,
die unseren Bezirk immer mehr belasten. Auch in Anbetracht dessen sollte unser
Bezirk ein bisschen berücksichtigt werden! Gott sei Dank wird die U-Bahn jetzt
in die Donaustadt kommen, womit es eine entsprechende Entlastung geben kann.
Ich sage bewusst „kann“, weil ich noch nicht weiß, ob – wie auch Herr
Chorherr heute schon angesprochen hat – auch alle auf öffentliche Verkehrsmittel
umsteigen werden.
Deshalb war es auch immer eine ÖVP-Forderung, dass
das Flugfeld Aspern als Stadtentwicklungsgebiet endlich so geplant wird, dass
dort die Ansiedelung von Dienstleistungs- und Forschungsbetrieben Hand in Hand
mit der Schaffung von Wohnraum geht. Neue Wohnsilos sollen dort nämlich nicht
entstehen, sondern wir brauchen ein vitales Bezirkszentrum, das den ganzen
Bezirk mit Arbeitsplätzen und hochwertiger Nahversorgung ausstattet. (Beifall
bei der ÖVP.)
Grundsätzlich enthält der bereits
für dieses Projekt vorliegende Masterplan ganz gute Planungsansätze, doch diese
lösen unserer Meinung nach noch lange nicht das Grundproblem des ganzen
Vorhabens, das in der Einbeziehung des neuen Stadtteils in die Gesamtstruktur
des Bezirks besteht. Meine Damen und Herren! Das geplante Projektgebiet
erstreckt sich nämlich – das können
Sie vielleicht gar nicht ermessen, wenn Sie den Bezirk nicht so gut kennen – über 240 ha. Auf einer Fläche, die zweimal so
groß wie der 8. Bezirk ist, sollen zirka 10 000 Wohnungen für
zirka 20 000 Menschen errichtet werden, außerdem wollen wir dort
25 000 Arbeitsplätze schaffen. Wie Sie sehen, ist ein
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