Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 117
Bürgermeister darauf angesprochen, und er hat
Gesprächsbereitschaft gezeigt und signalisiert.
Weiters möchte ich Frau Kollegin Smolik Folgendes
antworten: Dass wir diesbezüglich keine Forderungen erhoben hätten, das ist
falsch. Schon vor Jahren haben wir diesbezüglich Anträge und Forderungen
eingebracht. Es ging immer wieder um die Aufstockung des Personals, und es ging
in Anträgen immer wieder um Missstände und darum, was in der Jugendwohlfahrt
passiert. Das möchte ich nur berichtigen. (Beifall bei der ÖVP.)
Weiters möchte ich auch sagen, gerade was die
Ressourcen in der Jugendwohlfahrt angeht, liegt mir eine Statistik von 2006
vor, worin der Ressourcenmangel aufgezeigt wird: Dass acht Wiener Bezirke deswegen
nicht betreut werden können, wo es zu Gewalt in den Familien gekommen ist. Es
wird auch hier Stellung zum Ressourcenmangel bezogen.
Weiters wurde auch in den Kinder- und
Jugendanwaltschaftsberichten sowie in den Kontrollamtsberichten über den massiven
Anstieg der gemeldeten Übergriffe gegenüber Kindern hingewiesen. Es wurden
entsprechende Maßnahmen seitens der Stadt gefordert. Auch das wurde negiert. In
einem Bericht von 2003 wurde auf die Probleme im Bereich der Psychotherapie für
Kinder und Jugendliche hingewiesen; das wurde ebenfalls negiert.
Auch 2005 gab es einen Bericht der Kinder- und
Jugendanwaltschaft, wo auf die Probleme der Gewalt gegenüber Kindern
hingewiesen wurde, gerade im sexuellen Bereich. Sexuelle Gewalt stellt mit
73,3 Prozent den größten Anteil dar, und in 13,3 Prozent der Fälle
litten Kinder unter psychischer Gewalt und entsprechenden Angriffen.
Im Jahr 2006 - das haben wir heute schon öfters
angeschnitten - ging es um das schulinterne Konfliktmanagement wegen der
Schulmediation an allen Pflichtschulstandorten. Es ist ganz, ganz wichtig, das
in der Schule anzubieten! Auch da haben wir schon Anträge eingebracht. Denn die
Schule ist unserer Meinung nach eine Unterstützungsmöglichkeit für Kinder und
Jugendliche, erstens, weil sie ein verpflichtender Lebensmittelpunkt von
Kindern, Jugendlichen und Familien ist, und hier kann auch das
Jugendwohlfahrtssystem viel, viel stärker eingebunden werden.
Durch die allgemeine Schulpflicht ist das System Schule
eine umfassende Stelle, an der Probleme durch Verhaltensauffälligkeiten von
Kindern und Jugendlichen auch an äußerlichen Zeichen erkannt werden. Gerade da
ist es wichtig, SozialarbeiterInnen und Psychologen vor Ort in die Schule zu
geben - aber nicht so, wie Sie es hier machen, dass die Lehrer Psychagogen
einsetzen und sie diese Arbeit der an und für sich eingesetzten Psychologen und
Sozialarbeiter machen. Kommen Sie bitte Ihrer Verantwortung nach: Wien ist
zuständig für das Nichtlehrerpersonal in den Schulen! (Beifall bei der ÖVP.)
Das Thema Kindesmisshandlung ist ein sensibles und
ernstes Thema. Die Kernaufgabe des Jugendschutzes ist an und für sich der
Kinderschutz, auch wenn es heißt, dass man die Kinder vor ihren Eltern selbst
schützen muss. Gerade in dem hier schon diskutierten Fall reden wir über die
Beeinträchtigung der eigenen Mutter, und da muss ich wirklich sagen, das
Jugendamt wusste seit sechs Jahren über dieses Kind Bescheid! Es hat mit der
Mutter Ziele definiert und hat angekündigte Besuche gemacht, anstatt hier
wirklich einzuschreiten. Warum ist das Jugendamt nicht eingeschritten? Das ist
eine akute Gefährdung; wann handelt das Jugendamt wirklich?
Ich denke, jeder Gefährdung des Kinderwohls muss
nachgegangen werden und den Opfern selbst an sich geholfen werden. - Danke.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Vettermann. - Bitte.
GR Heinz Vettermann
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Gleich zu meinen beiden Vorrednerinnen, und dann auch
ein paar allgemeine Bemerkungen zum Thema.
Wenn man sagt, wir wollen nicht, dass Kinder, denen
sozusagen Missbrauch passiert ist, ein zweites Mal missbraucht werden, bedeutet
das ja nicht, dass man über solche Fälle nicht diskutieren soll, sondern die
Art und Weise, wie man es macht, ist das Entscheidende. (StRin Mag Katharina
Cortolezis-Schlager: Nein!) Da geht es, glaube ich, schon darum, dass ebendieser
zweite Missbrauch nicht passiert, und wenn sich da alle einig sind, dass sie
das nicht wollen, dann sollen sie auch entsprechend handeln.
Zu der Frage: Wie kann das überhaupt festgestellt
werden? Was ist eine akute Gefährdung? (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich habe ja
gemeint: in der öffentlichen Darstellung. Aber alles Gute! Es wird nichts
helfen.
Zu der Frage - das hat auch Kollegin Anger-Koch
gesagt -, wie man das entsprechend festmachen und festhalten kann, muss man
sagen: Das findet sich auch alles klar definiert. Es gibt übrigens seit zwei
Jahren einen Kontrollamtsbericht, der gerade da auf Abklärungen ...
(Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ja, zwei Jahre; er geht auf Kindsabnahmen, auf
Abklärungen ein und stellt uns eigentlich ein sehr gutes Zeugnis aus, auch im
Vergleich zu allen anderen Bundesländern. Da wurde festgestellt, dass hier in
Wien sehr sauber und sehr professionell gearbeitet wird. Es wurde auch
festgestellt, dass man, wenn man sich den Fall sozusagen entsprechend der
heutigen Antwort genau anschaut, durchaus zu etwas anderen Schlüssen kommen
kann. Aber nichtsdestoweniger ist das jetzt einmal eine Diskussion geworden,
und der soll man sich dann auch stellen.
Zu Kollegin Vassilakou gesagt: Ich meine, gerade
dieser Fall eignet sich nicht besonders dazu, dass man fragt: Wo gibt es die
Plätze? Wieso wird hier nichts gemacht? Denn der Vorschlag war ja so, das Kind
ins Krisenzentrum zu bringen. Es wäre dort natürlich auch der Platz vorhanden
gewesen, es hat die Betreuung gegeben. Das Kind wollte nicht, und die Sache hat
dann eben den schon geschilderten Verlauf genommen. Aber es auf dieser Basis so
zu schildern, als gäbe es gar keinen Platz, ist zumindest keine gute
Anknüpfung. Darauf wollte ich nur noch einmal hinweisen.
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