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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 74 von 117

 

gekommen. Das heißt, es ist nichts Neues, dass wir in diesem Bereich mehr Personal brauchen, denn die KollegInnen, die SozialarbeiterInnen, die dort arbeiten, sind an der Grenze der Belastbarkeit.

 

Wir haben eine sehr hohe Fluktuation beim Personal. Es wechseln die SozialarbeiterInnen in den Regionalstellen. Es gibt einen sehr hohen Druck auf diese MitarbeiterInnen. Alle, die sich mit Menschen unterhalten, die in diesem Bereich arbeiten, stellen fest, dass das kein sehr einfacher Job ist, dass das keine einfachen Entscheidungen sind, die dort tagtäglich getroffen werden müssen und vor allem tagtäglich auch getroffen werden. Ich glaube, eine Aufstockung des Personals, auch wenn es im kommenden Jahr wieder ein paar wenige sind, ist ein erster Schritt, aber zu wenig. Ich hoffe, dass wir die geforderten 36 Dienstposten mehr demnächst wirklich bekommen werden, sodass zumindest von der Personalsituation her die Aufgaben, die auf die MitarbeiterInnen in den Regionalstellen zukommen, bewältigt werden können.

 

Die Kollegin Matiasek hat kurz angesprochen, dass sich die Situation in den Familien sehr stark verändert und sehr rasant verändert. Es ist nichts Neues, wir haben hier schon öfters deponiert, dass die Armut in Wien steigt. Es ist aber nicht der Trugschluss zulässig, dass nur Familien oder Eltern mit Kindern, die in finanziellen Notlagen sind, ihre Kinder schlagen, sondern der Missbrauch geht durch alle Schichten. Also es ist nicht nur so, dass die, die in finanziellen Nöten sind, diejenigen sind, die ihre Kinder missbrauchen oder misshandeln. Aber es ist schon zu sehen, dass sich die Situation in den Familien zuspitzt. Es ist nun einmal der Kampf um die Jobs ein steigender. Es ist der Druck auf Familien, wo die Eltern zwei bis drei Jobs haben, wo die Versorgung mit Kindergartenplätzen, mit Krippenplätzen nicht gewährleistet ist, ein anderer, als wenn man sich zukaufen kann. Es ist nun einmal so, dass die Jobsicherheit nicht mehr die ist, die es gegeben hat. Das setzt Familien mit Kindern unter Druck. Sie sind auch überfordert, vor allem, wenn wir uns ansehen, wie viele sehr junge Mütter es in letzter Zeit gibt, die überfordert sind, die aber die Hilfe des Jugendamts bekommen und auch in Anspruch nehmen, und das ist gut so.

 

Trotzdem glaube ich, dass wir uns die Situation der Familien näher ansehen sollten. Wir haben hier schon öfters beantragt, dass es einen Armutsbericht von den Familien, den Kindern in Wien, einen Kinderarmutsbericht, gibt. Denn ich glaube, dass wir, wenn wir zusammengefasste Zahlen und Fakten hätten, mit der konzentrierten Arbeit im Jugendamt mehr Material hätten und dann auch gezielter arbeiten könnten.

 

Zum Schluss noch eines, was ein Problem ist und auch in den Medien gekommen ist. Die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen, die es gab, waren an eine Geldleistung gekoppelt. Ich weiß das von meinem Sohn. Nach der letzten Impfung, die im Mutter-Kind-Pass vorgesehen war, ging ich nicht mehr zum Kinderarzt, sondern ich war dann beim Praktischen Arzt. Aber viele Menschen mit Kindern nützen dann nicht mehr die Ärzte, sondern sind eigentlich, bis sie eingeschult werden, nicht mehr unter ärztlicher Kontrolle. Man könnte sich hier schon überlegen, ob man über den Mutter-Kind-Pass wieder Untersuchungen einführt, damit zumindest mehr Menschen in die Beobachtung der Kinder und der Jugendlichen eingebunden sind.

 

Zum Schluss möchte ich noch auf das, was der Herr Bürgermeister angeführt hat, die Kinder- und Jugendpsychiatrie, sagen, es gibt hier ein neues System. Wir werden sehen, ob sich das bewährt. Es gibt Bestrebungen, hier die Schnittstellen zu schließen, bessere Zusammenarbeit zu machen. Wir glauben und wir haben das auch schon in Anträgen festgehalten, dass es hier zu wenig Posten geben wird, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie mehr Plätze braucht, als jetzt angedacht ist. Es ist nach wie vor sehr schwer, einen Platz zu bekommen. Ich war vorgestern in einem Krisenzentrum, wo mir auch über einen Achtjährigen berichtet wurde, der dann einen Platz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gebraucht hat, weil er einfach im Krisenzentrum nicht mehr zu bewältigen war und seine Probleme so schwerwiegend waren. Es war von den Schilderungen der SozialpädagogInnen her sehr schwierig, dort akut und schnell einen Platz zu bekommen. Ich glaube, dass wir hier zwar mit den neuen Plätzen am Rosenhügel und mit den vier Betten im AKH einen ersten Schritt gemacht haben, aber dass wir noch massiven Nachholbedarf haben, es einfach mehr Plätze und mehr Engagement in diesem Bereich, mehr zu investieren, braucht

 

Zum Schluss: Die Kollegin Praniess-Kastner hat gesagt, das wird nicht der letzte Fall sein. Ich hoffe sehr, dass das für die Kinder in Wien nicht heißen soll, und das glaube ich auch nicht, weil ich die Kollegin kenne, dass wir annehmen, dass es tagtäglich sehr viele so schwerwiegende Fälle gibt. Es gibt Gewalt in dieser Stadt. Es gibt leider Gewalt an Kindern. Es gibt leider Missbrauch an Kindern. Ich glaube, dass wir diese Themen nur dann lösen können, wenn wir es gesellschaftspolitisch ändern, wenn wir es thematisieren, was hiermit der Fall ist, was auch über die Medienberichterstattung gemacht wird. Aber es darf nicht auf dem Rücken der einzelnen Betroffenen passieren, sondern es muss eine gesellschaftspolitische Änderung in diesem Thema geben, dass Gewalt an anderen Personen, egal, ob Kindern, Frauen oder Männern, einfach nicht mehr toleriert wird! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Mag Straubinger. Ich erteile es ihr.

 

GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich glaube, wir sind uns alle darin einig, dass wir unsere Kinder und die Kinder Wiens in Österreich bestmöglich schützen wollen, dass es furchtbar ist, wenn Kinder körperliche, aber auch psychische Gewalt erleiden müssen und dass es furchtbar ist, wenn man liest, wenn man hört oder wenn man manchmal sogar die Bilder sieht von Kindern, die misshandelt worden sind oder die dann sogar zu Tode gekommen sind oder die, wie zum Beispiel in Deutschland, von der eigenen Mutter getötet

 

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