Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 117
ausgehen. Daher werden wir auch den zwei Anträgen der GRÜNEN betreffend Aufstockung der Mittel beziehungsweise Intervallverkürzung zustimmen, weil wir sie für genauso vernünftig halten. Wir werden mit diesen Beträgen, die im Vertrag stehen, nicht auskommen.
Positiv zu vermerken ist, dass die S45 auf einen
10-Minuten-Takt verkürzt wird. Positiv ist auch, dass die S5 nach Stockerau
richtig durchgereicht wird. Sehr negativ ist, dass die S15 weiterhin im
30-Minuten-Takt fährt. Das ist, bitte, für eine Großstadt überhaupt
unglaublich, dass eine Schnellbahn im 30-Minuten-Takt fährt, und zwar in
Richtung Westen Wiens. Aber die SPÖ hat es ja immer mit dem Westen Wiens! Es
gibt keine U-Bahn in den Westen Wiens, daher lässt man auch die Schnellbahn
nicht in den Westen Wiens fahren: Das brauche ich nicht, dort habe ich ja nie
eine Basis gehabt, da gibt es so wenige SPÖ-Bezirksvorsteher, wenige
Gemeindebauten und, und, und. Es liegt ja fast der Verdacht nahe, dass das eine
gewisse politische Entscheidung war.
Im Übrigen gibt man jetzt 2 Millionen für diese
neuen Züge aus, die sicher komfortabel sein werden - auch sehr spät, aber
immerhin bekommen wir sie jetzt. Es ist schon ein bisschen eigenartig, dass die
Österreichische Bundesbahn da nur 300 000 EUR zahlt - das sind
15 Prozent vom Gesamtpaket -; die Stadt Wien zahlt 1,2 Millionen und
das Ministerium 600 000 EUR. Diese Aufteilung finde ich schon ein
bisschen eigenartig, weil es ja durchaus auch den ÖBB zugute kommt, wenn sie
das Image verbessern können und wenn sie mehr Fahrgäste transportieren. Auch
das, so muss ich anmerken, ist sehr negativ. Hier hat sich Wien sicherlich
teilweise durch den Kakao und eigentlich über den Tisch ziehen lassen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich
noch zu einem Thema in Wien kommen, das wirklich desaströs ist, wo sich keiner
mehr auskennt: Das ist Rothneusiedl! Es geht jetzt nicht darum, dass
Rothneusiedl ein Stadion, einen Gewerbepark, ein Einkaufszentrum oder was auch
immer bekommt. Bitte, Rothneusiedl ist 1984 das erste Mal, 1994 noch einmal -
bis auf einen Zeitraum von zwei Jahren, da ist es herausgenommen worden, aber
jetzt hat es wieder Priorität - als Stadtentwicklungsgebiet prioritär
festgeschrieben worden. Darauf haben sich alle geeinigt!
Aber das Desaster liegt ja auf der Hand. Wir haben
jetzt zwar die Pläne für die U1-Verlängerung nach Rothneusiedl, aber wir haben
sonst überhaupt nichts. Wir wissen nicht, wer welche Grundstücke hat. Wir
wissen das nicht, zumindest nicht hier im Rathaus; wahrscheinlich wissen es
einige ganz wenige, aber wir wissen es eben nicht.
Es gibt dort noch immer ein paar - ich würde sie
provokativ, das ist eben hie und da meine Art, so bezeichnen -
Grundstückseigentümer, ich habe im Ausschuss „Spekulanten" gesagt, das
nehme ich zurück, aber es gibt Grundstückseigentümer, die versuchen, mit ihren
Grundstücken, die vielleicht strategisch günstig liegen, bis zum Vier- oder
Fünffachen des dort gültigen Preises zu erzielen. Wir haben letztes Mal einen
Akt gehabt, genau aus dem Gebiet, da wird um 160 EUR pro Quadratmeter
verkauft. (GR Alfred Hoch: 204 EUR!) Mir ist bekannt, dass dort teilweise,
von einigen ganz wenigen, das Vier- bis Fünffache verlangt wird.
Wir haben keine Anbindung oder noch kein Konzept der
straßenmäßigen Anbindung. Es gibt keine Überlegungen dafür, die Therme Oberlaa,
die ebenfalls bis 2010/2011 ausgebaut werden soll, mit einzubeziehen. Wir
bekommen ein Logistikzentrum, aber dort fallen sie ins Schwarze Loch der Wiener
Verkehrspolitik, weil eben diese Anbindung auch straßenmäßig nicht stattfindet,
und, und, und.
Auf der anderen Seite ist Wien - und wir auch, weil
wir das immer unterstützt haben - stolz auf CENTROPE. Das ist an sich ein
tolles regionales Programm und wird auch Wien und dem Umland in Zukunft einiges
bringen. Wien ist die Zentrale dieses Raums, und daher muss man, bitte, meine
Damen und Herren, wenn man dem zustimmt, auch für die Aufwertung des Südens
Wiens sein. Denn ohne Aufwertung des Südens Wiens im Gewerbebereich, im
Wohnbereich und im Arbeitsbereich wird CENTROPE nicht das bringen, was wir uns
vorstellen.
2025 wird Wien ungefähr 1,8 Millionen Einwohner
haben. Ich frage mich ernsthaft: Was planen Sie? Wo planen Sie in Zukunft den
Wohnraum für die - ob man sie jetzt will oder nicht - zuströmenden Wienerinnen
und Wiener? Wir brauchen dort unten unbedingt eine Anbindung im Bereich der
öffentlichen Verkehrsmittel. Wir brauchen im 10. Bezirk unbedingt die
Anbindung an Oberlaa. Wir brauchen dort den Wohnbau.
Ich brauche das Stadion dort nicht, ich brauche auch
das Einkaufszentrum dort nicht. Nur, meine Damen und Herren, wir leben in einer
Demokratie, wir leben in einem freiheitlichen Rechtsstaat. Wenn es Verträge
gibt - und die gibt es nun einmal - und einer das bezahlt, die Flächenwidmung
und die Baubehörde gibt es frei, dann sind wir wieder genau dort, wo wir beim
vorhergehenden Tagesordnungspunkt waren: Na, dann wird man sich die Auflagen
überlegen (Heiterkeit bei GR Günter Kenesei.), dann wird eben die Baupolizei
oder die Flächenwidmung beigezogen, dann wird man sich die Bebauungspläne
genauestens ansehen.
Aber dass man hier mit Horrorzahlen kommt, dagegen
habe ich mich immer gewehrt. Ich bin an sich durchaus ein sehr kritischer und
beinharter Oppositionspolitiker. Nur: Man muss schon auch hie und da die
Sachlichkeit sehen. Ich kann als Oppositionspartei, meine Damen und Herren,
nicht mit Zahlen argumentieren, die so weit von der Realität entfernt sind, nur
um Bürgerinnen und Bürgern Angst einzuflößen.
Wir werden es nicht beschließen - Sie brauchen keine
Sorge zu haben -, ob dort ein Stadion oder sonst etwas hinkommt. Ich darf Ihnen
noch einmal sagen - da können Sie zehnmal lachen, Herr Kenesei -, die
Niederösterreicher bereiten sich auf das CENTROPE-Programm sehr gut vor, und
die Niederösterreicher werden sehr viel davon profitieren, im Süden und im
Osten, von der Slowakei, von Westungarn und weiterhin von Südmähren.
Wenn es Wien nicht gelingt,
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