Gemeinderat,
28. Sitzung vom 10.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 23
entgegentreten. Denn wie heißt es schon bei Johann Nestroy so richtig? – „Z’Tod g’fürcht, ist a g’storb’n.“ – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Matiasek, wobei ich darauf hinweise,
dass die Redezeit mit 15 Minuten begrenzt ist.
GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Bevor ich mit meinen drei Hauptthemen beginne, möchte
ich sagen: Ich finde es wirklich mutig, Frau Kollegin, dass Sie den
Ederer-Tausender hier erwähnen! Gehen Sie doch bitte einmal dorthin, wo die
Menschen einkaufen! Gehen Sie auf einen Wiener Markt, gehen Sie in einen
Supermarkt, erzählen Sie das den Menschen, und schauen Sie sich an, wie sie
darauf reagieren! Das ist wirklich ein Witz! Das ist unglaublich! (Beifall bei
der FPÖ.)
Ich komme jetzt etwas weniger theatralisch und
ausschließlich aus der Sicht des Jahres 2007 auf den EU-Reformvertrag zu
sprechen, der in vielen Bereichen den österreichischen Interessen massiv
zuwiderläuft. Dieser Reformvertrag ist in vielen Bereichen eine Mogelpackung.
95 Prozent des gescheiterten Verfassungsvorschlags bleiben erhalten, und
die Zielrichtung ist klar: Der Reformvertrag bedeutet einen Verlust unserer
Souveränität. Er bringt eine Entmündigung der Bürger mit sich. Und deshalb
vertreten wir die Auffassung, dass das Volk zu befragen ist, bevor wir ihn
unterzeichnen.
Ich habe jetzt von meinen Vorrednern sehr viele
Argumente gehört. Meine Damen und Herren! Warum fürchten Sie sich denn?
Erzählen Sie all das nicht nur hier, sondern gehen Sie hinaus und erzählen Sie
das den Leuten. Dann müsste es ja eine überwältigende Mehrheit für Ihre
Position geben! (Beifall bei der FPÖ.)
Ganz wesentliche Punkte im Bereich der
Weiterentwicklung der EU-Politik sind die Umwelt- und die
Landwirtschaftspolitik, und auch diesbezüglich schlägt sich vieles zum Nachteil
unseres Landes, unserer Bauern und unserer Konsumenten nieder. Wien als
Bundeshauptstadt und Millionenstadt ist als größter Konsument in diesem Land
natürlich ganz stark betroffen von den Fehlentwicklungen in der EU, und diesen
dürfen wir wirklich keinen Freifahrtschein geben, sondern wir müssen sie
stoppen!
Zum Thema Euratom-Vertrag: Der Euratom-Vertrag kostet
die österreichischen Steuerzahler jährlich 40 Millionen EUR, und das wird
durch diesen EU-Reformvertrag auf Punkt und Komma einzementiert, und zwar gegen
den Willen der Bevölkerung: Wir alle wissen, dass die überwiegende Mehrheit der
österreichischen Bevölkerung gegen die Nutzung von Atomenergie ist. Diese
Verankerung widerspricht aber auch unserer in Österreich verfassungsrechtlich
verankerten Atomkraftfreiheit. Glaubhafte Antiatompolitik wäre ein Ausstieg aus
dem Euratom-Vertrag, und laut Gutachten ist das möglich. Auf Grund dieses Ausstiegs
könnte man dann die 40 Millionen in die Forschung und Entwicklung
erneuerbarer Energien investieren. Das wäre ein österreichischer Weg, der
beispielhaft wäre! Wir sehen seitens der Verantwortlichen aber keinen
diesbezüglichen Willen, weil sie längst vor Brüssel in die Knie gegangen sind!
(Beifall bei der FPÖ.)
Zum Thema Wasser: Seitdem Außenministerin Plassnik zu
versichern versucht, dass der Bereich der Wasserversorgung auch nach
Inkrafttreten des EU-Reformvertrages dem Einstimmigkeitsprinzip unterzogen
bleibt, ist Skepsis angebracht. Wir müssen skeptisch sein, denn das
vereinfachte Änderungsverfahren in Verbindung mit der so genannten
Flexibilitätsklausel macht es möglich, dass auch im Bereich Wasser gegen den
Willen Österreichs entschieden werden kann und die Hoheit über unser weißes
Gold nicht gesichert ist. Der Reformvertrag bietet mit Hilfe juristischer
Winkelzüge die Möglichkeit, das Einstimmigkeitsprinzip auszuhebeln, wenn man
etwa Art 33 Abs 6 betrachtet: Dort heißt es: „Die Gesetzgebungsorgane
Österreichs müssen somit an dem Verfahren nicht beteiligt werden.“ – Und
das gilt für alle Bereiche mit Ausnahme der Außenpolitik und von Teilen der
Sicherheitspolitik.
Klar ist jedenfalls: Ein Verlust der staatlichen
Verfügungsgewalt über unsere Wasserressourcen wäre automatisch ein dramatischer
Einschnitt in die Qualität einer der wesentlichsten Lebensgrundlagen unseres
Landes, und wir wissen, dass Liberalisierung und Privatisierung immer und
ausschließlich mit Qualitätsverlust verbunden sind. Dem müssen wir daher massiv
entgegentreten!
Im Bereich der grünen Gentechnik sind wir mit unserem
Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll in Österreich mit Sicherheit
nicht gut vertreten. Wir wissen, dass die Österreicher, aber insbesondere auch
die Wienerinnen und Wiener gentechnisch veränderte Produkte mit großer Mehrheit
entschieden ablehnen. Die Herkunft, Entstehung und Qualität der Lebensmittel,
aber auch der Futtermittel, wird für den Menschen immer wichtiger. Sie wollen
eine Kennzeichnung, die zeigt, woher die Produkte kommen und welche Qualität
sie beinhalten. Unser Landwirtschafts- und Umweltminister hingegen träumt von
der Koexistenz von Gentechnik, konventioneller Landwirtschaft und
Biolandwirtschaft. – Ich sage Ihnen allerdings – und das ist auch erwiesen –: Dieses unbeeinflusste Nebeneinander kann und wird es niemals
geben! (Beifall bei der FPÖ.)
Sobald ein Einschnitt in Richtung Gentechnik gemacht
ist, würde das die Beeinträchtigung aller anderen Landwirtschaftszweige nach sich
ziehen. Bereits in den Jahren 2005 und 2006 hat die EU-Kommission über
österreichische Importverbote abstimmen lassen. Mit 30. Oktober 2007 ist
das nun endgültig gekippt, denn 15 Staaten haben pro und vier dagegen
gestimmt. Und diese Konstruktion ist so gestrickt, dass das bedeutet, dass die
Entscheidung nunmehr bei der EU-Kommission liegt, die prinzipiell pro
Gentechnik entscheidet und prinzipiell eine Lobby für die Großkonzerne ist, die
mit gentechnischem Saatgut arbeiten.
Gentechnisch
veränderte Organismen, ob in Futtermitteln oder direkt in den Nahrungsmitteln,
stellen nicht nur erhebliche Risken für die Konsumenten dar, sondern
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