Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 58
Theaterfeindlichkeit oder Kultur- oder Kunstfeindlichkeit zu tun, nein, wie es meine Kollegin Ringler schon ausgeführt hat, es ist unfair, wenn hier Geld in Kanäle versickert, das anderswo viel besser angelegt werden kann.
Und zu einem möchte ich auch noch etwas sagen, Herr
Woller, weil Sie das schöngeredet haben: Vielleicht sollten Sie mit den
Kollegen reden, die im Kontrollausschuss sitzen, weil dort ist nämlich das Wort
„kriminelle Aktivitäten" gefallen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Am
Wort ist Herr GR Ing Mag Dworak.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich stelle fest, dass Herr Kollege Woller stolz
darauf war, dass in einem Theater, das für 33 Plätze bewilligt ist,
90 Personen sitzen. Das bedeutet, dass erstens einmal dem
abgabenrechtliche Betrug dadurch Vorschub geleistet worden ist, und zweitens
sind die feuerpolizeilichen Vorschriften deutlich missachtet worden. Auch das
ist meiner Meinung nach eine problematische Situation, die durchaus
strafrechtlich hinterfragt werden soll. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber mein Thema ist eher der Antrag Kabelwerk. Und
wieder einmal geht es um das Kabelwerk. Das Kabelwerk war einmal einer der
größten Arbeitgeber des 12. Bezirks. 1997 wurde es geschlossen, und
ich selbst war in den riesigen Hallen, die mir wie ein großer
Abenteuerspielplatz mit seinen vielen Trommeln, Rollen und Seilen vorkam. Schon
im Vorjahr im November wies ich darauf hin, dass der Akt für das Kulturzentrum
Kabelwerk unbürokratisch schnell zustande kam. Ein Brief vom Theaterverein
Wien, wenige Tage bevor ein neues Direktorenteam für die neue Kooperationsbühne
„dietheater" bestellt wurde, nämlich Haiko Pfost und Thomas Frank, die ich
schon vorgestern als grenzgenial bezeichnet habe, indem 5 Millionen als
Projektkosten gefordert wurden, und es wurden in zwei, drei Tagen
5 Millionen für das Projekt bereitgestellt. Chef des „dietheater" zum
Zeitpunkt der Bestellung der neuen Direktoren war Christian Pronay, und zwar 17
Jahre lang, und er hat auch den Antrag über die 5 Millionen EUR
unterschrieben. Vorher wurde um das Kulturprojekt wiederholt gestritten, ob es
2 000, 3 000, 5 000 m² haben soll, oder ob es gar kein
Kulturprojekt mehr geben soll. Der Druck in der Öffentlichkeit über die
kulturelle Zwischennutzung war so groß, dass schlussendlich, vor allem auch dem
Wunsch der Bezirks-SPÖ entsprechend, das Projekt mit den 5 Millionen
beschlossen wurde. Die 5 Millionen setzen sich nämlich, aus einer Studie
von 2002 ersichtlich, aus den Projektposten für 4 000 m²
Theaterfläche, Kosten von 4,5 Millionen und 0,5 Millionen für die Einrichtung
zusammen. Diese sind auch in einer öffentlichen Präsentation im WZW dargestellt
worden.
Schon bald war klar, dass entgegen den Ankündigungen
von StR Mailath-Pokorny die beiden neuen Direktoren das Kabelwerk nicht leiten wollen.
Und in der Zwischenzeit hat man Christian Pronay zum Mitarbeiter der MA 7
gemacht, er ist heute stellvertretender Theaterreferent und ist auch hier bei
uns im Saal. Gleichzeitig wurde ihm die Aufgabe als Geschäftsführer der am
15.6.2007 neu gegründeten Kulturzentrum Kabelwerk GmbH übertragen.
Das Kulturprojekt Kabelwerk war aber anscheinend
nicht wirklich definiert. Nach einigen Umplanungen wurde endlich heuer im
September die Größe dieses Projektes mit rund 2 000 m² und mit Kosten von
rund 2 Millionen EUR festgelegt. Da man die Errichtungs-,
Einrichtungs- und Projektabwicklungskosten nicht selbst zahlen wollte, einigte
man sich auf eine Mietvorauszahlung für 20 Jahre von 2,4 Millionen. Davon
wurden bereits 960 000 überweisen und 100 000 zahlte man für
Abwicklungskosten des Projekts. 1,94 Millionen werden in diesem Aktenstück
vom Theaterverein auf das Kulturzentrum Kabelwerk GmbH umgewidmet. Über
2 Millionen EUR wird es irgendwann in einem weiteren Umwidmungsakt
geben, wann, wissen wir allerdings nicht.
Die Baukosten für das Kulturzentrum betragen in
Wirklichkeit knapp 2 Millionen. Rund die Hälfte wurde bereits angezahlt,
der Rest ist wahrscheinlich mit rund 2 Prozent Jahreszinsen nicht wirklich
finanzierbar.
Zumindest die Stadt Wien hat hier ein gutes Geschäft
gemacht. Bei der Pressekonferenz am 17.10.2007 präsentierte
StR Mailath-Pokorny das neue Palais Kabelwerk-Kulturzentrum und stellte
die beiden neuen Betreiber, Kurt Sedlak und Erich Sperger vor. Dabei handelte
es sich nicht um klassische Direktoren, wie wir sie kennen, sondern hier kann
jeder spielen, wie es ihm beliebt, ohne Konzept und Finanzen - niederschwellig
eben, wie wir heute schon gehört haben.
Für mich ist das kein wirklich durchdachtes Konzept
für ein Kulturzentrum, und da hat die ÖVP wirklich große Sorge - denn wir sind
den Wählern verpflichtet, dass man mit dem Geld der MA 7 genauso
sorgfältig umgeht wie mit den anderen Finanzen -, dass das Projekt aus dem
Ruder läuft, und dass es unter Umständen einmal zu einer Subventionsruine wird
wie viele andere Projekte, wie wir heute schon gehört haben.
Wir stellen deshalb den nachfolgenden Antrag, vor
allem, um kaufmännisch eine geordnete Geschäftsführung zu gewährleisten. Wir
fordern einen Masterplan für das Kulturzentrum Palais Kabelwerk, und die
gefertigten GRe Bernhard Dworak, Dr Franz Ferdinand Wolf und Monika Riha
stellen daher gemäß § 27 Abs 2 der Geschäftsordnung des
Gemeinderats folgenden Beschlussantrag:
„Der amtsführende Stadtrat für Kultur und
Wissenschaft möge dafür Sorge tragen, dass für das Kulturzentrum Palais
Kabelwerk ein Gesamtkonzept entwickelt wird, das den Einsatz der öffentlichen
Mittel nach Kriterien der Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und Transparenz
sicherstellt. Insbesondere soll der Masterplan folgende Punkte enthalten und
dem Ausschuss zur Kenntnis gebracht werden:
Einen schlüssigen Businessplan, die Sicherstellung einer effizienten
kaufmännischen Führung, begleitende betriebswirtschaftliche Kontrolle der
Errichtungs- und der Betriebskosten des Kabelwerks und eine konkrete
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