Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 58
Kultursozialismus, von dem ich spreche. (Beifall bei
der ÖVP.)
Beim Internationalen Theater ist ja genau das
festzustellen, was hier kritisiert wird. Laut Medienberichten - die Skurrilität
der Geschäftsordnung führt dazu, dass man sich stets auf Medienberichte
beziehen muss - steht fest, dass hier schwere Missstände geherrscht haben und
die Subventionen trotzdem geflossen sind. Einstimmig wurde die Subvention für
das International Theatre gegeben.
Im Akt steht - und das ist sozusagen der Beleg für
das, was auch Marie Ringler gesagt hat - folgende Formulierung, die dann die
Oppositionsparteien bewogen hat mitzustimmen: „Auf Grund der vorläufigen
Wahrnehmungen der noch nicht abgeschlossenen Einschau des Wiener Kontrollamts
wird eine jährliche Förderung in der Höhe von 100 000 EUR für
angemessen angesehen, um den Betrieb ohne künstlerische Einbußen
aufrechterhalten zu können.“
Tatsächlich ging es darum, dass dort offenbar -
offenbar! - Subventionsmittel zu Unrecht bezogen wurden, dass dann
Subventionsmittel zurückgezahlt werden sollen oder zurückgezahlt werden müssen,
und - das ist die besondere Pikanterie dieses Aktes - sie werden aus neuen
Subventionsmitteln zurückgezahlt! Das finde ich eine besonders subtile Form der
Wiener Schlamperei, von der Marie Ringler gesprochen hat: Es gibt neue
Subventionsmittel, davon wird ein Teil einbehalten, um jene zu Unrecht
bezogenen Subventionsmittel zurückzuzahlen. Da fehlt einem wirklich das letzte
Verständnis! (Beifall bei der ÖVP.)
Auf diese Art werden 100 000 EUR in den
insgesamt drei Jahren zurückgezahlt - wie gesagt, aus neuen Subventionsmitteln.
Nein, man kann nur fordern, endlich reinen Tisch zu machen, endlich begleitend
zu kontrollieren, wenn Subventionen vergeben werden, und alle Konsequenzen zu
ziehen, die zu ziehen sind, wenn hier - ich verwende das altmodische Wort
Unterschleif, aber offenbar ist es das - Unterschleif getrieben wird. Es kann
nicht sein, dass Subventionsmittel unrechtmäßig verwendet werden und dies ohne
Konsequenz bleibt. (Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt ja weitere Fälle. Eine Formel, die schon seit
einigen Monaten immer wieder durch die Debattenbeiträge geistert, ist die
Subvention für HEY-U. Auch hier müssen wir feststellen, dass Subventionen
vergeben wurden für ein Kulturereignis, das zweifellos subventionswürdig und
subventionsnotwendig ist. Aber - und das ist der entscheidende Punkt, denn es
geht um öffentliche Mittel - es sind berechtigte Zweifel angebracht, ob der Veranstalter
dieses Konzertes für Europa tatsächlich allen Kriterien der ordentlichen,
präzisen, sauberen Geschäftsführung nachgekommen ist.
Der Herr Stadtrat hat mitgeteilt: Bei der
Subventionsvergabe an diesen Veranstalter ist alles in Ordnung. Er hat das
schriftlich mitgeteilt. Gleichzeitig wissen wir von Medienberichten, dass für
dieses Gratiskonzert der Philharmoniker vor dem Schloss Schönbrunn Karten
aufgelegt wurden, die in Japan verkauft worden sein sollen. Jetzt frage ich
mich, wie das zusammengeht: Ein Kartenverkauf des Veranstalters in Japan steht
unwidersprochen in Medienberichten, und gleichzeitig wurden die Subventionen,
die unter der Maßgabe, dass es freien Eintritt gibt, vergeben. Und das ist
angeblich völlig korrekt gemacht?
Wir werden in diesem Punkt nicht locker lassen und
werden sicherlich weitere Informationen bekommen. Ich habe den Eindruck, dass
auch in diesem Fall die Verwendung der öffentlichen Mittel nicht mit jener
Korrektheit, Sparsamkeit und Widmungsgemäßheit durchgeführt wurde, wie man es
zu erwarten hat und verlangen kann, weil es um öffentliche Mittel geht.
(Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte daher abschließend einen Beschluss- und
Resolutionsantrag einbringen, worin der amtsführende Stadtrat aufgefordert
wird, künftig bei Subventionsvergaben im Kulturbereich einige Punkte zu
beachten, unter anderem, dass die Empfehlungen des Kontrollamtes vollinhaltlich
umgesetzt werden, dass Subventionsvergaben ausschließlich an die rechtmäßige
Verwendung von Subventionen durch die Subventionsnehmer geknüpft werden und
dass im Falle von unrechtmäßiger Verwendung von Subventionen sofort nach
Bekanntwerden die Auszahlung von Subventionen zu stoppen und die sofortige
Rückzahlung zu veranlassen ist.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss
der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft beantragt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Es kann nicht sein, dass mit derart leichter Hand mit
Subventionsmitteln umgegangen wird. Die Mehrheitsfraktion wäre gut beraten,
darüber nachzudenken, wenn alle drei Oppositionsparteien - die ideologisch
nichts eint, die in der politischen Zielrichtung nichts eint - fast mit
gleichen Worten diese Subventionspraxis des Kulturamtes kritisieren. Denken Sie
nach, kommen Sie zu Änderungen! - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Damen und Herren!
Die Opposition hat es wahrlich nicht leicht mit
Andreas Mailath-Pokorny und mit den Erfolgen der Wiener Kulturpolitik. Es ist
wirklich schwer, ein Haar in der Suppe zu finden, und es muss schon eine
wirkliche Haarspalterei gefunden werden. (GRin Mag Marie Ringler: Steuermittel sind
Haarspalterei?) Es muss ein durch Haarspalterei gefundenes Thema als
Schwerpunktthema des heutigen Gemeinderates gefunden werden.
Wien ist tatsächlich eine glückliche Stadt! Es gibt
keine schlimmeren Probleme als den Kontrollamtsbericht zum International
Theatre. Wien ist eine glückliche Stadt, und es gibt wirklich keinen besseren
Beweis für die Erfolge der Wiener SPÖ-Stadtregierung (GRin Mag Marie Ringler:
Den Kontrollamtsbericht!), als dass dieser Kontrollamtsbericht zum
International Theatre das Schwerpunktthema der heutigen Debatte ist und zur
besten Stunde im Wiener Gemeinderat diskutiert wird.
Nun, ich stimme ja selten mit
Kollegen Wolf überein.
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