Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 58
genau in die falsche Richtung. Man fördert jetzt und sucht jetzt Polizisten und Polizistinnen mit Migrationshintergrund, wie es heutzutage so schön heißt. In Wirklichkeit werden damit die ethnischen Konflikte auch in die Polizei hineingetragen – eine Katastrophe, weil man hier diese Situation noch weiter fortsetzt. Es entstehen dann Situationen mit gespaltenen Loyalitäten. Und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung wird dadurch sicherlich noch sinken. (Beifall bei der FPÖ.)
Was ist also zu tun? – Schon jetzt gibt uns das
Versammlungsgesetz einen Handlungsspielraum und erlaubt, Versammlungen, deren
Zweck den Strafgesetzen zuwiderläuft oder deren Abhaltung die öffentliche
Sicherheit oder das öffentliche Wohl gefährden, zu untersagen. Darüber hinaus
regelt das Gesetz auch, dass Ausländer weder als Veranstalter noch als Ordner
auftreten dürfen. Man weiß schon, dass man das alles umgehen kann und dass man
hier Möglichkeiten findet, diese Dinge eben zu umgehen, aber da bedarf es dann
eben auch eines besonders scharfen Auftritts unserer Sicherheitsbehörden und
natürlich auch der politischen Rückendeckung.
Es ist legitim, Einschränkungen zu machen. Der
Gesetzesvorbehalt des Art 11 der Europäischen Menschenrechtskonvention lässt
das zu. Im Interesse einer demokratischen Gesellschaft, im Interesse der
nationalen und öffentlichen Sicherheit, der Aufrechterhaltung der Ordnung und
der Verbrechensverhütung, des Schutzes der Gesundheit und der Moral oder des
Schutzes der Rechte und Freiheit ist das erlaubt.
Wir müssen uns dessen bedienen, wir müssen uns dieses
Instrument zur Hand nehmen. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um
derartige Demonstrationen, von denen von Anfang an zu erwarten ist, dass sie
eskalieren und dass sie zu Gewalt führen, die nur dazu beitragen, dass
Konflikte, die Österreich nichts angehen, hier hereingetragen werden, die unser
Land schädigen, unsere Bevölkerung schädigen, die Leute mit einbeziehen, die
damit schon gar nichts zu tun haben, an Leib und Leben möglicher Weise
schädigen, und zumindest Sachbeschädigungen hervorrufen, abzustellen. Es ist
daher ein ganz wesentlicher Punkt, dass hier auch von Seiten der Stadt Wien
Maßnahmen gesetzt werden, Maßnahmen gefunden werden, die eine Einschränkung
dieser Eskalation hervorrufen. Man kann hier zum Beispiel daran denken, dass
man demonstrationsfreie Zonen schafft, dass man Zonen schafft, wo man von
Anfang an klarlegt, wie die Wege stattzufinden haben, dass Anrainer,
Geschäftsleute nicht geschädigt werden und dass sich diese gewaltbereiten
Demonstrationen nicht ausweiten können.
Handeln Sie, und handeln Sie schnell, damit Sie in
naher Zukunft nicht dem Vorwurf ausgesetzt werden, durch Untätigkeit unsere
Sicherheit noch weiter fahrlässig aufs Spiel gesetzt zu haben! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu
weiteren Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Kolleginnen und
Kollegen des Gemeinderates nur einmal zum Wort melden dürfen und ihre Redezeit
mit fünf Minuten begrenzt ist.
Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Mag Korun
gemeldet.
GRin Mag Alev Korun (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Wenn man sich den Titel ansieht, den sich die FPÖ für
die Aktuelle Stunde ausgesucht hat, nämlich „Multiethnische Konflikte gefährden
Wiens Sicherheit", muss man sich gezwungenermaßen fragen: In welcher Stadt
leben eigentlich die Kollegen und Kolleginnen von den Freiheitlichen? (GR
Kurth-Bodo Blind: Nicht in Istanbul!) Leben wir wirklich in derselben Stadt,
nämlich in Wien? Ich kann mich nämlich nicht erinnern, dass ich heute, als ich
zum Gemeinderat gekommen bin, an Straßenschlachten vorbeigegangen wäre oder
vorbeigefahren wäre, dass Gebäude brennen würden, dass Menschen einander Straßenschlachten
liefern würden. (GR Kurth-Bodo Blind: Jeden Tag wollen Sie es haben?)
Das ist heute nicht ausnahmsweise nicht passiert,
sondern das passiert eigentlich so gut wie nie. Ich habe das zumindest nie
erlebt. Und wenn man sich die Mühe macht, sich diese so genannte
Straßenschlacht im 10. Wiener Gemeindebezirk, von der Sie sprechen, näher
anzuschauen, wenn man sich die Mühe macht, dorthin zu fahren, mit den Leuten zu
sprechen, die Augenzeugen und -zeuginnen waren, wenn man sich die Mühe macht, mit
dem Besitzer von diesem Lokal zu sprechen, wo das Ganze passiert ist, dann kann
man relativ leicht feststellen, dass es zwar eine schlimme Sache war, weil jede
Verprügelung eine schlimme Sache ist – und das wollen wir natürlich nicht
verteidigen –, es aber nicht eine politische Straßenschlacht wegen Spannungen
zwischen Türken und Kurden war, wie Sie es behaupten. (GR Dr Herbert
Madejski: Messerstecherei! – Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.)
Es waren Männern, die sich gegenseitig geprügelt
haben – leider! –, und das ist schlimm genug. Aber noch schlimmer ist, dass Sie
versuchen, diese Sachen für sich zu instrumentalisieren und politisches Kapital
daraus zu schlagen. (Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPÖ. – GR
Mag Harald STEFAN: Zufällig waren die einen Kurden, die anderen Türken! –
GR Kurth-Bodo Blind: Wir sind ja Politiker!)
Was Sie hier nämlich ganz bewusst versuchen, ist die
Kreierung einer Sicherheitshysterie, um dann daraus politisches Kapital zu
schlagen. Dieser Notstand, den Sie an die Wand zu malen versuchen, besteht in
Wien nicht. Weder in Wien noch Österreich ist die Sicherheit von eingewanderten
Gruppen oder von Minderheiten bedroht. Das ist die Wahrheit, die Sie endlich
zur Kenntnis nehmen sollten. (GR Mag Gerald Ebinger: In Wien gehören
Messerstechereien nicht zur Kultur!)
Ihr Ziel ist nämlich nicht die Sicherheit in dieser Stadt oder in diesem
Land, geschweige denn, die Sicherheit hier herzustellen. Ihr Ziel sind ganz
eindeutig die Immigranten und Immigrantinnen. Und Sie versuchen wieder einmal
auf ganz unverschämte Art und Weise, aus vermeintlichen oder teilweise
tatsächlich bestehenden Konflikten zwischen Gruppen von Menschen, die
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