Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 112
geht es darum, innovative Büros, die noch nicht sehr viel gebaut haben, zu fördern. Das entspricht auch der Wiener Architekturdeklaration. Ich habe in der Begründung einige Zitate daraus verwendet, zum Beispiel: „Die Kreativität junger ArchitektInnen in der Ausbildung und in der Praxis soll genutzt und gefördert werden.“ – Ich möchte, dass wir diese Deklaration ernster nehmen und diesbezüglich erste Schritte setzen. Daher lautet dieser Beschlussantrag wie folgt:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass
bei Wettbewerbsverfahren der Stadt Wien und ihrer Tochterunternehmen in Zukunft
kleine Architekturbüros im Sinne der Architekturdeklaration gefördert werden.
Ökonomische Referenzen für die Teilnahme sollen nicht mehr derartig hoch
bewertet werden und somit zur Ausschließung innovativer, kleiner Büros führen
können.
Ich beantrage die Zuweisung dieses Antrages an den
Gemeinderatsausschuss für Wohnen und an den Gemeinderatsausschuss für
Stadtentwicklung und Verkehr.“
Nun zum letzten Punkt: Ich denke, dass die
Stadtplanung ein ziemlich schwieriger Arbeitsbereich ist. Ich sehe, dass die
Beamtenschaft hier auch ziemlich hart an ihren persönlichen Grenzen arbeitet.
Es ist viel zu tun, und ich glaube, man steht auch unter großem Druck innerhalb
des Magistrats, aber auch unter dem Druck durch die Baufirmen außerhalb der
Verwaltung.
Ich möchte dazu ein konkretes Beispiel bringen:
Einmal ging es im Ausschuss um die Entscheidung über Werbeflächen. Ein uns
allen gut bekanntes Unternehmen, die Firma Gewista, hatte einfach Werbeflächen
errichtet, und Monate später stellte sich heraus, dass diese gar nicht
genehmigt sind. Die MA 19 wurde dann aufgefordert, ein Gutachten zu
erstellen, ob diese Flächen Sinn machen und dort bleiben können. Das Gutachten
umfasste etwa 30 Seiten und war äußerst ausführlich, enthielt Fotos und
war sehr gut. Das Ergebnis war, dass diese Werbeflächen dort nicht sinnvoll
sind. Diese Werbeflächen sind einstweilen bereits ein gutes dreiviertel Jahr
gestanden. Die Entscheidung lautete dann, dass diese abgebaut werden müssen.
Bei der Diskussion im Ausschuss ist dann
herausgekommen, dass die Abteilung so gute Gutachten machen müsse, weil die
Gewista ihrerseits auch Gutachter und Juristen beschäftigt. Die Gutachten der
MA 19 müssten auf jeden Fall halten, damit man nicht sozusagen in drei
Wochen dasselbe Problem hat. Allerdings gibt es so viele solcher Ansuchen, dass
die wenigen Beamten in der Abteilung total überfordert sind. Die Ansuchen
bleiben daher oft sehr lange liegen, weil man gar nicht mehr nachkommt.
Ich meine, dass das ein wichtiger Bereich ist, der
auch personell gut ausgestattet sein muss, weil man teilweise auch unter
ziemlichem Druck arbeiten muss. Ich konnte allerdings am Budget nicht ablesen,
dass man dem entsprechend Rechnung trägt.
Abschließend möchte ich sagen: Nach diesen eineinhalb
Tagen werden Sie sich nicht wundern, dass wir auch aus diesem Grund dem Budget
nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Mag Gerstl. Ich erteile es ihm.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bei meiner Vorrednerin war interessant, dass sie auf
die Forderungen meines Vorvorredners nur insofern eingegangen ist, als sie
ausschließlich auf die Experten verwiesen hat. Das hat mich besonders
verwundert, weil ich meine, dass der U-Bahn-Bau grundsätzlich ein grünes Thema
wäre. Hängt das vielleicht damit zusammen, dass manche oder sogar mehrere von
der grünen Partei U-Bahn-Verlängerungen ablehnen?
Es ist für die Bevölkerung in der letzten Zeit
wirklich nicht einzusehen beziehungsweise verwunderlich, dass eine Partei, die
grundsätzlich dafür eintritt, dass der öffentliche Verkehr ausgebaut wird,
gleichzeitig gegen eine U-Bahn-Verlängerung ist, nämlich gegen die Verlängerung
der U4 nach Auhof und der U6 nach Stammersdorf. – Das zeigt, wo die grüne
Partei wirklich steht! (Beifall bei der ÖVP. – GR Mag Rüdiger
Maresch: Und wie ist es mit Rothneusiedl?)
Meine Damen und Herren! Wien hat 3 Milliarden
EUR Schulden, und jedes Jahr wird es mehr. Das ist das Ergebnis dieser
Budgetdebatte, obwohl Wien eines der reichsten Bundesländer beziehungsweise
Wien auch eine der reichsten Städte dieser Welt ist. Meine Kolleginnen und
Kollegen von der Mehrheitsfraktion! Da Sie offenbar nicht daran interessiert
sind, diese Schulden abzubauen und Sie in den vergangenen sieben Jahren unter
anderem die Verwaltungskosten in dieser Stadt verdoppelt haben, kostet uns
heute jeder Tag allein im Zinsendienst 280 000 EUR. Diese
280 000 EUR nehmen Sie jeden Tag dem Bürger in dieser Stadt weg und
schießen sie den Banken zu, weil Sie sich verschuldet haben und nicht bereit
sind, diese Schulden abzubauen!
Mit täglich 280 000 EUR, die Sie an die
Banken zahlen, könnten wir jedes Jahr 50 ULF-Garnituren kaufen und müssten
nicht bis weit in die erste Hälfte des nächsten Jahrzehnts hinein warten, bis
2014 oder wahrscheinlich sogar länger. Dann könnten wir schon bis zur nächsten
Wahl 2010 alle Wiener Straßenbahnen auf Niederflurstraßenbahnen umgestellt
haben. Würden Sie endlich mit dem Schuldenmachen aufhören, dann könnten wir das
Geld, das jetzt für den Zinsendienst aufgeht, sinnvoll für die Bürgerinnen und
Bürger einsetzen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Sie investieren in die
Banken. Das freut uns als Wirtschaftspartei, das freut uns aber nicht als
politische Partei, denn eine Investition in die Bürger wäre viel wichtiger, und
das unterscheidet die ÖVP von der Mehrheitsfraktion SPÖ!
Anders gesagt: Würden Sie dieses Geld in den U-Bahn-Ausbau investieren,
dann würden Sie die vierte Ausbaustufe nicht erst im Jahr 2019 fertig gestellt
haben, sondern bereits 2014, und auch damit könnten Sie für Wiens Bürgerinnen
und Bürger einiges tun! Man könnte dann auch bereits früher mit der fünften
Ausbauphase der U-Bahn beginnen. Man könnte die U2 an den
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