Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 112
nicht sehr positiv für die Stadt. (GR Mag Wolfgang Jung: Die Zeit ist aus!) Wir haben hier einiges nachjustieren müssen. (GR Mag Wolfgang Jung: Schlusswort!) Aber ich hoffe, dass hier die GRÜNEN auch erkennen, was positiv ist und was man verkaufen kann, aber was man vielleicht auch besser nicht sagen kann im Interesse der Stadt. (GR Mag Wolfgang Jung: Schlusswort!)
Mein Schlusswort gilt dem Dank und der Anerkennung
für die 20 000 Beschäftigten im Ressort der Frau Vizebürgermeisterin.
Sie leisten Hervorragendes für diese Stadt. Ich bin mir sicher, auch 2008 wird
dieses Ressort hervorragend aufgestellt sein und hervorragend seine Aufgaben
erfüllen. - Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Herr StR Ellensohn. - Bitte.
StR David Ellensohn: Herr Vorsitzender!
Meine Damen und Herren!
Ich werde etwas später auf den Host-City-Vertrag
zurückkommen. Beginnen möchte ich mit etwas, was man fast eine tatsächliche
Berichtigung nennen könnte, und zwar zu dem, was von der FPÖ eingangs oder in
zwei Redebeiträgen gekommen ist, nämlich zur Macho-Kultur im Zusammenhang mit
AusländerInnen und dem Islam.
Zumindest bei uns GRÜNEN und bei vielen Leuten
draußen ist es so: Wenn wir von Macho-Kultur in der Politik reden, dann meinen
wir die FPÖ. Unter anderem deswegen, weil im Parlament bei 21 Personen 19 Männer
und 2 Frauen sitzen und hier in diesem Haus bei 14 PolitikerInnen die
„-innen" genau 2 und die Politiker 12 sind. Das ist auch eine
Macho-Kultur! So gesehen, sollten Sie mit so etwas gar nicht so ein Problem
haben, sondern dort fast Verbündete sehen - wenn es denn so wäre! (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Es gibt eine Studie, die Jugend-Wertestudie, die
gestern unter anderem auch im „Standard" publiziert wurde. Da wird darauf
eingegangen, woher tradierte Rollen kommen und wer denn heute noch daran glaubt.
Der wesentliche Punkt, der herauskommt, ist, dass der Gender-Aspekt beim
Geschlechter-Rollenverständnis eine viel größere Bedeutung als Kultur und
Religion hat.
Das wird mit Zahlen untermauert. Es sind über
1 200 junge Menschen befragt worden, davon ein Viertel mit
Migrationshintergrund. Tatsache ist, junge Männer ohne Migrationshintergrund
haben ein sehr, sehr tradiertes Rollenverständnis, und die ZuwanderInnen haben
sogar ein kleineres Problem damit, sie haben ein moderneres Verhältnis dazu. Es
sind die jungen Männer, in dem Fall die jungen Österreicher, die heute
tatsächlich ein Problem mit dem Rollenverständnis haben. Das geht zumindest aus
dieser Studie hervor. Sie lesen wahrscheinlich nicht alle den „Standard",
aber es ist auch anderswo erschienen.
Weil die Gender-Gerechtigkeit den GRÜNEN am Herzen
liegt, komme ich auch beim Sport gleich als Erstes genau auf diesen Punkt zu
sprechen. Meine Kollegin Monika Vana hat gestern in der zuständigen
Geschäftsgruppe auf den mangelnden Gender-Aspekt im Budget insgesamt und im
Speziellen im Sportbereich hingewiesen.
Ich möchte von einer Pressekonferenz zitieren, was
denn im Sport alles zu machen wäre: Frauen machen Sportpolitik - Forderungen
für eine gender-gerechte Sportpolitik. Unter anderem: Gender Budgeting im Sport
verwirklichen, Frauenquoten in Bundes- und Landes-Sportorganisationen,
Förderprogramme für Trainerinnen. Dann kommt eine längere Aufzählung:
Österreichische Sportlerinnen bringen hervorragende Leistungen, sie sind
anerkannt und gelten als große Vorbilder. Aber wo? In den Sportorganisationen
sind Frauen unterrepräsentiert. Das geht hinunter bis auf 7 Prozent; der
höchste Satz waren 29 Prozent der Vereinsmitglieder.
Da gibt es eine Studie zu Frauen in der
österreichischen Sportstruktur. Die Geschlechterverteilung ist nicht ganz
halb-halb bei den Mitgliedern in den Vereinen, sondern beträgt
59 zu 41 bei insgesamt 94 000 Mitgliedern. Je höher in der
Sportorganisation wir kommen, desto niedriger wird der Frauenanteil. Es wird dann
noch gelobt, dass es in kleinen Bereichen funktioniert. Und: Was würde man sich
im Sportbereich unter Gender Budgeting vorstellen beziehungsweise was hat
anderswo funktioniert?
Am Ende dieser Unterlage stehen zwei positive
Beispiele. In Berlin hat eine Studie zutage gebracht - ich glaube, es würde in
Wien kein anderes Ergebnis herauskommen -, dass Sportplätze stärker von Buben
und Männern benützt werden, wegen Fußball unter anderem oder vor allem, und
Mädchen und Frauen eher in Turnhallen Sport betreiben. Daraus folgte in Berlin
eine Umschichtung von Mitteln in Richtung Turnhallen, das wird hier als
positives Beispiel angeführt. In der österreichischen Gemeinde Baumgarten haben
Mädchen gemeint, sie würden auch gerne Fußball spielen; das hat dazu geführt,
dass mit Unterstützung ein Mädchen-Fußballverein gegründet wurde.
Das alles sind Forderungen, die die GRÜNEN
unterstützen können. Es war dies eine Pressekonferenz von Barbara Prammer - sie
gehört nicht zu den GRÜNEN, sondern zur Sozialdemokratie - im vergangenen Jahr.
Es ist alles richtig, was da drinsteht.
Jetzt dazu, wie es in Wien läuft: Da haben wir auf
Seite 278 im Budget die Dienststelle MA 51 - das ist ein Absatz, der
insgesamt vielleicht vier, fünf Finger breit ist -, dort sind zwei
Veranstaltungen erwähnt, nämlich der Österreichische Frauenlauf und der
Mädchenfußballtag. Darunter steht in den Erläuterungen: Das Sportamt der Stadt
Wien unterstützt Vereine und Verbände in ihrer Tätigkeit und bei der Erhaltung
von Sportanlagen unabhängig vom geschlechtsspezifischen Anteil der
Sportausübenden. Derzeit gibt es daher keine Aufzeichnungen über die konkrete
Frauenquote in diesem Bereich.
Das haben wir hier schon letztes Jahr besprochen - da war es nämlich
noch ein bisschen lapidarer ausgedrückt, es war aber derselbe Inhalt -, und
jetzt steht es wieder da. Das wäre aber genau das Wesen, dass man das tut!
Genau das würde ja Gender Budgeting heißen, dass man das tut, worüber da steht:
Das tun wir nicht. Es geht nicht, dass sich hier das Sportamt von einem zum
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular